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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nicht behaupten, dass ich deinen Verlust vollkommen nachempfinden kann. Er war ein wertvoller Mitstreiter, dein Wolf. Ohne ihn hätte Königin Kettricken damals nicht vor Edels Schergen aus der Burg entkommen können. Und oft hat sie mir erzählt, wie er auf dem langen Ritt durch das Hohe Reich euch alle mit Wildbret versorgt hat.« Er schüttelte leicht den Kopf. »Hast du je überlegt, dass, wenn der Wolf nicht gewesen wäre, keiner von uns so gemütlich hier sitzen würde?«
    Ich wollte jetzt nicht über Nachtauge sprechen, mir auch nicht die schmeichelhaften Erinnerungen, die andere an ihn hatten, erzählen lassen. »Also«, sagte ich nach einem Moment befangenen Schweigens, »ist heute alles wunschgemäß verlaufen? Die Verlobungszeremonie und so weiter?«
    »Oh, das war nur ein Willkommensfest. Das förmliche Verlöbnis wird nicht vor dem neuen Mond stattfinden. Übermorgen Nacht. Erst müssen auch sämtliche Herzöge eingetroffen sein, um den Bund zu bezeugen. Die Burg wird bis unter das Dach vollgepackt sein mit Gästen und die Stadt ebenfalls.«
    »Ich habe sie gesehen. Die Narcheska. Sie ist nur ein Kind.«
    Ein seltsames Lächeln erschien auf Chades Gesicht. »Wenn du sagst, sie ist ›nur‹ ein Kind, bezweifle ich, dass du sie wirklich gesehen hast. Sie ist – eine angehende Königin, Fitz. Ich wünschte, du könntest sie kennen lernen und mit ihr sprechen. Durch eine glückliche Fügung, wie man sie nicht erwarten konnte, haben die Outislander unserem Prinzen eine Braut zugesellt, wie sie exquisiter nicht sein könnte.«
    »Und ist der Prinz auch dieser Meinung?«, forschte ich.
    »Er …« Chade wuchs in seinem Sessel ein Stück in die Höhe. »Oha, was ist das? Seinen Meister aushorchen wollen? An dir ist es, Bericht zu erstatten, junger Möchtegern!« Sein Lächeln nahm den Worten den Stachel.
    Ich gehorchte. Das Wasser begann zu sprudeln, Chade goss den Tee auf, und nachdem er gezogen hatte, schenkte er ihn ein, bitter und stark. Ich kannte das Geheimnis seiner Mischung nicht, aber der Schleier aus Müdigkeit und Weindunst hob sich von meinem Verstand. Ich berichtete ihm alles, was geschehen war, bis zu unserer Ankunft in der Herberge am Fähranleger. Falls irgendetwas von dem, was er zu hören bekam, ihn erschütterte oder bestürzte, verbarg er es gut. Nur einmal zuckte er zusammen, als ich erzählte, wie ich Pflichtgetreu am Kleinodenstrand zu Boden geschleudert hatte. Als ich fertig war, atmete er schnaufend ein. Er stand auf und wanderte zweimal langsam rund um das Gemach. Dann kam er zurück und ließ sich wieder in die Polster fallen.
    »Dann ist unser Prinz also ein Zwiehafter«, sagte er gedehnt.
    Von allen Kommentaren, die er zu dem Gehörten hätte abgeben können, überraschte mich dieser am meisten. »Hast du daran gezweifelt?«
    Er schüttelte kaum merklich den Kopf. »Ich hoffte, wir hätten uns geirrt. Dass diese Leute vom Alten Blut wissen, dass er ihr Erbe in sich trägt, ist wie ein Dolch in unserer Seite. Jederzeit könnten die Gescheckten sich entschließen, ihn uns ins Herz zu stoßen, nur indem sie ihr Wissen verbreiten.« Sein Blick wandte sich nach innen. »Auf die Bresingas wird man ein Auge haben müssen. Ich denke, dass Ihre Majestät Lady Bresinga bitten wird, eine gewisse junge Dame, die ihr am Herzen liegt, bei sich aufzunehmen und zu erziehen, eine Tochter aus guter, aber verarmter Familie. Und ich werde mir auch Laurels Verwandtschaft genauer ansehen. Ja, ich weiß, was du davon hältst, aber wir können gar nicht vorsichtig genug sein, wenn es um den Prinzen geht. Zu schade dass du die Gescheckten abziehen lassen musstest, aber ich sehe ein, dass du in deiner Lage nichts anderes tun konntest. Wären es nur einer oder zwei, meinetwegen auch drei, könnten wir die Gefahr aus der Welt schaffen, aber nicht nur ein Dutzend derer vom Alten Blut, sondern auch diese Gescheckten wissen Bescheid.« Er überlegte. »Kann man ihr Schweigen erkaufen?«
    Es gefiel mir nicht zu hören, wie er seine Intrigen spann, andererseits – es war seine Natur. Ebenso gut hätte man ein Eichhörnchen dafür verurteilen können, dass es Nüsse versteckte. »Nicht mit Geld«, antwortete ich. »Mit Taten vielleicht. Indem wir ihren Forderungen nachkommen. Zeige guten Willen. Veranlasse die Königin, strikt gegen die Verfolgung der Zwiehaften vorzugehen.«
    »Aber das tut sie bereits«, verteidigte er sich. »Um deinetwillen hat sie die Stimme erhoben, und mehr als einmal. In den Sechs

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