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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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auf ein Bier und ein Gespräch unter Männern. Eine gute Idee, sagte ich mir, eine gute Gelegenheit, ihm zu zeigen, dass ich ihn nun als Erwachsenen betrachtete. Ich ermannte mich und klopfte.
    Drinnen hörte ich das Scharren von Stuhlbeinen und das gedämpfte Plumps einer Katze, die zu Boden sprang. Dann fragte Jinnas Stimme durch den geschlossenen Fensterladen: »Wer ist da?«
    »Fit – Tom Dachsenbless.« Ich verfluchte meine unbedachte Zunge. »Es tut mir Leid, dass ich zu so später Stunde noch störe, ich komme von einer Reise zurück und wollte …«
    »Tom!« Fast hätte die auffliegende Tür mich getroffen. »Tom Dachsenbless, komm herein, komm herein!« Jinna hielt in einer Hand die Kerze, mit der anderen ergriff sie meinen Ärmel und zog mich über die Schwelle. Die Wohnstube lag im Halbdunkel, nur vom Kaminfeuer erleuchtet. Vor dem Kamin standen zwei Lehnstühle mit einem niedrigen Tischchen dazwischen. Eine Teekanne dampfte neben einer leeren Tasse. Auf einem der Stühle lag Strickzeug, mit den Nadeln zusammengesteckt. Jinna zog hinter mir die Tür ins Schloss und wies mich zum Kamin. »Vor einer Minute habe ich Holundertee aufgegossen. Möchtest du eine Tasse mittrinken?«
    »Das wäre – ich wollte nicht stören, ich wollte nur fragen, wie es Harm geht und wie …«
    »Nichts da, gib mir deinen Umhang. Oh, er ist pitschnass! Ich hänge ihn hier hin, da kann er trocknen. Setz dich, setz dich hin, du wirst warten müssen, der kleine Tunichtgut ist nicht hier. Um die Wahrheit zu sagen, ich habe mir gedacht, je eher du wiederkommst und ein Wörtchen mit dem Burschen redest, desto besser. Nicht dass ich ihn anschwärzen will, aber er braucht jemanden, der ihn an die Kandare nimmt.«
    »Harm?«, fragte ich ungläubig. Ich trat einen Schritt zum Feuer hin, aber ihr Kater fand genau diesen Moment geeignet, sich um meine Knöchel zu winden und hätte mich beinahe zu Fall gebracht. Nur mit Mühe konnte ich vermeiden, auf ihn zu treten.
    Mach einen Schoß. Beim Feuer.
    Das selbstbewusste Stimmchen schnurrte durch mein Bewusstsein. Ich schaute zu ihm hinunter und er schaute zu mir hinauf. Unsere Blicke trafen sich für den Bruchteil einer Sekunde, dann schauten wir beide mit instinktiver Höflichkeit zur Seite. Doch es hatte ihm genügt, die Wüstenei meiner Seele zu erkennen.
    Er rieb seine Wange an meinem Bein. Nimm die Katze. Es hilft.
    Das glaube ich kaum.
    Er drückte den Kopf fester gegen mein Bein. Nimm die Katze.
    Ich habe keine Lust, die Katze zu nehmen.
    Plötzlich stellte er sich auf die Hinterbeine und hakte die dornenspitzen Krallen seiner Vorderpfoten in Hosenstoff und lebendes Fleisch. Keine Widerrede! Nimm die Katze auf den Arm.
    »Finkel, lass das sein! Wo sind deine Manieren?«, schalt Jinna. Sie bückte sich nach dem ingwerfarbenen Quälgeist, und ich beugte mich ebenfalls hinunter, um seine Krallen aus meiner Haut zu lösen. Bevor ich mich wieder aufrichten konnte, sprang mir der Kater mit einem Satz auf die Schulter. Ungeachtet seiner Größe, war Finkel sehr behände. Er landete nicht schwer, sondern es fühlte sich an, als hätte mir jemand eine große, warme, freundliche Hand auf die Schulter gelegt.
    Streichle die Katze. Du fühlst dich besser.
    Ihn zu stützen, während ich mich aufrichtete, war einfacher, als ihn herunterzupflücken. Jinna schnalzte unwillig und wollte mir besorgt zu Hilfe eilen, aber ich versicherte ihr, alles wäre in Ordnung. Sie zog einen der Stühle vor dem Kamin zurück und klopfte das Kissen auf. Als ich mich setzte, wippte er unter mir nach hinten. Es war ein Schaukelstuhl. Kaum hatte ich mich eingerichtet, stieg Finkel auf meinen Schoß hinunter und rollte sich zu einem warmen Hügel zusammen. Demonstrativ faltete ich meine Hände auf ihm, um keinen Zweifel daran entstehen zu lassen, dass ich nicht die Absicht hatte, ihn zu streicheln. Er schenkte mir ein schmaläugiges Katzengrinsen. Sei nett zu mir. Sie liebt mich am meisten.
    Ich brauchte einen Moment, um meine Gedanken zu ordnen. »Harm?«, fragte ich nochmals.
    »Harm«, bestätigte sie. »Der längst im Bett sein sollte, denn sein Meister erwartet ihn vor Sonnenaufgang morgen früh. Und wo steckt er? Scharwenzelt draußen um Mamsell Hirschhorns Tochter herum, die viel zu kokett ist für ihre jungen Jahre. Sie ist eine Ablenkung für ihn, diese Svanja, und sogar ihre eigene Mutter sagt, sie sollte lieber im Haus bleiben, bei der Arbeit, und ihr eigenes Handwerk lernen.«
    Sie fuhr fort zu schimpfen, halb

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