Die Zweitfrau
alle drei haben sich bereit erklärt, ihm beim Umzug zu helfen. Er hat sich mit Marlies geeinigt, was er mitnehmen wird. Als ich ihn frage, wann er denn vorhat, es den Kindern mitzuteilen, erklärt er mir:
„Wir werden das so machen, dass du am Umzugstag einfach da bist und ich dich ihnen vorstelle.“
„Sei mir nicht böse, aber ich denke, bei dir piept es. Was soll das denn? Du musst ihnen doch Gelegenheit geben, für sich selbst zu entscheiden, ob sie mich kennen lernen wollen oder nicht. Du kannst doch nicht - aus Feigheit - so eine Nummer abziehen. Glaube mir, das ist der falsche Weg, damit tust du weder ihnen noch uns etwas Gutes. So macht man das einfach nicht.“
Ich bin außer mir, was er sich da so ausgedacht hat.
Er ist erstaunt, tatsächlich erstaunt. Männer können manchmal schon sorglos sein, man ist immer wieder fassungslos.
„Meinst du wirklich?“, fragt er mich allen Ernstes.
Ab er natürlich meine ich es ernst!! Und so verabreden wir, dass ich an dem Samstag nicht da sein werde, wenn sein Umzug über die Bühne geht. Er wird mir Bescheid geben, wenn die Kinder wieder weg sind. Ich habe auch noch genug damit zu tun, meine eigene Wohnung leer zu räumen. Damit ist es ja bei einem Umzug auch nicht getan. Man sichtet, wirft weg, ordnet viele Dinge. Und vor allen Dingen staunt man, was man so alles hat, wovon man schon lange keine Ahnung mehr gehabt hat. Und man nimmt sich vor, nicht mehr so viele Dinge anzusammeln. Das kennt sicher jeder.
Was soll ich sagen? Peter hat es wieder nicht geschafft, den Kindern zu sagen, dass er in diesem großen Haus nicht alleine leben wird. Er lässt diese Gelegenheit verstreichen, will es an einem „günstigeren“ Tag in Angriff nehmen. Zunächst soll mein Umzug erledigt werden. Noch immer wohne ich in meiner alten Wohnung. Ich habe meine Praxis geschlossen, mache Urlaub und bringe, was ich tragen kann, im Auto in unser neues Heim. Einziehen will ich erst dann, wenn alles erledigt ist. Deshalb wohnt Peter zunächst alleine hier im neuen Haus. Ich selber ziehe erst Mitte Juli des Jahres nach.
Als Peter endgültig von daheim ausgezogen ist, greift Marlies wieder in das Geschehen ein und sagt seiner Tochter Alessa, dass der Vater keineswegs künftig alleine wohnen wird. Diese ruft bei Peter an und fragt nach, was er sich denn dabei gedacht hat, wann er ihr sagen wollte, dass er mit einer anderen Frau zusammen wohnen wird. Es ist Peter sehr peinlich und natürlich ist er auf seine Frau sehr böse, er hat sich darauf verlassen, dass sie Stillschweigen hält. Wie wenig kennt er seine Frau noch immer?! Mich selbst verwundert ihr Verhalten nicht so sehr, weil ich ganz einfach der Überzeugung bin, dass diese Trennung für sie noch immer nicht das endgültige „Aus“ der Ehe bedeutet.
Nachdem Alessa bei ihm angerufen hat, bleibt Peter nun nichts weiter übrig, als zu ihr zu fahren und mit ihr zu reden. Dies tut er auch unverzüglich. Wie man sich denken kann, ist das Verhältnis zu seiner Tochter natürlich wesentlich inniger ist als das Verhältnis zu seinen Söhnen. Das ist ja meist so. Töchter sind für Väter etwas ganz Besonderes, Söhne sind etwas ganz Besonderes für Mütter. Als er wieder kommt, wirkt er erleichtert, obwohl ihm Alessa einige Vorwürfe nicht erspart hat. Sie findet sein Verhalten den Kindern gegenüber nicht in Ordnung, fragt nach, wann der Vater habe mitteilen wollen, dass er nicht alleine wohnen wird. Ich weiß nicht genau, was gesprochen worden ist, nur dass Peter nach Hause kommt und mir mitteilt, dass alles in Ordnung ist. Er hat seine Tochter gebeten, doch an seinem Geburtstag zu kommen, bei dieser Gelegenheit kann sie mich kennen lernen. Sie soll mir nicht die Schuld an seinem Verhalten geben. Er hätte es vorgezogen, mich ihnen am Tag seines Umzugs vorzustellen. Alessa ist entsetzt, und findet meine Einstellung zu diesem Thema völlig in Ordnung. Sie wird nun „in sich gehen“ und darüber nachdenken, ob sie kommen wird. Es liegt Peter sehr am Herzen, das Verhältnis zu seinen Kindern nicht unnötig zu trüben. Und so wartet er gespannt, wie sich alles entwickeln wird. Ich gebe ihm den Rat, nun nicht länger zu warten, bis Marlies auch noch mit seinem ältesten Sohn spricht, sondern endlich reinen Tisch zu machen. Also macht er sich an einem der kommenden Tage auf den Weg und besucht seinen Sohn Thomas und dessen Familie. Dort wird ihm mitgeteilt, dass auch sie schon Bescheid wissen. Marlies hat ganze Arbeit geleistet - sie hat
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