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Die Zweitfrau

Die Zweitfrau

Titel: Die Zweitfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ploetz
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dieser Gelegenheit spricht Peter ihn darauf an, wie es nun weiter gehen soll. Der Chefarzt teilt ihm seinen Vorschlag mit, den Zwischenraum, zwischen Rippenfell und Lunge zu verkleben, um ein weiteres Eindringen des Wassers zu verhindern. Damit ist Peter nun gar nicht einverstanden, denn das bedeutet ja nichts weiter, als dass das Wasser nicht mehr eindringen wird. Gegen die eigentliche Krankheit wird somit nichts unternommen. Und genau das will Peter auf jeden Fall.
    Wir haben nun das große Glück, dass der Oberarzt, der die Diagnose gestellt hat, sich gegen seinen Chefarzt stellt.
    Er sagt mit ruhiger Stimme:
    „Heute gibt es da andere Möglichkeiten. Im Ruhrgebiet gibt es eine Klinik, die sich auf solche Dinge spezialisiert hat. Ich kenne den Chefarzt und werde einen Vorstellungstermin für sie vereinbaren.“
    Wir warten also weiter, diesmal auf die Rückmel dung der Klinik. Mittlerweile bin ich selbstverständlich nicht untätig gewesen und habe die Klinik ausfindig gemacht, die in Essen ist.
    Letztendlich muss sich Peter alleine darum kümmern, dass er in die Klinik zur Untersuchung kann. Es ist „unserem“ Oberarzt nicht gelungen, den dortigen Chefarzt zu erreichen, bevor Peter entlassen wird. Zunächst jedoch darf Peter nach Hause. Wir haben zuvor noch ein Gespräch mit „unserem“ Arzt. Er teilt uns nochmals mit, dass er diesen Weg - nach Essen zu gehen - für den einzig Richtigen hält. Zwar können die Ärzte dort nicht jedem helfen, aber er sei ziemlich sicher, dass Sie Peter operieren werden.
    „Ist anschließend alles in Ordnung?“ ist Peters wichtigste Frage.
    Einen Moment schaut der Arzt ihn an, bevor er antwortet:
    „Wir müssen bei dieser Krankheit sehr vorsichtig sein, mit dem Begriff „in Ordnung“. Letztendlich gibt es hier keine Heilung. Aber ein wenig Lebenszeit damit gewinnen, das ist durchaus möglich.“
    Bei der Verabschie dung entschuldigt sich der Arzt, dass er uns keine positivere Aussage mitgeben kann. Ich bin ihm jedoch für die klaren Worte sehr dankbar, auch wenn mir etwas anderes natürlich lieber gewesen wäre. Aber das ist ja nicht seine Schuld.
    Daheim angekommen, setzt sich Peter sofort mit der Berufsgenossenschaft in Verbindung. Hier geht es ja um eine Krankheit, die durch seine Arbeit verursacht wurde. Und es dauert auch gar nicht lange, bis sich ein Sachbearbeiter meldet, der einen Besuch ankündigt, damit man gemeinsam alles besprechen kann.
    Zuvor jedoch will Peter seine Tochter besuchen. Wir rufen an und vereinbaren für den darauffolgenden Sonntag ein Treffen. Es ist Peter sehr wichtig, dass die Kinder Bescheid wissen. Allen voran natürlich seine Tochter. Und so fahren wir am Sonntag zu Alessa und Theo.
    Es geht mir nicht besonders gut. Fast scheint es, ich sei krank, nicht Peter. Ich habe ständig das Gefühl, ein riesiger Felsbrocken liegt auf mir, nimmt mir die Luft, sodass ich kaum atmen kann. Natürlich weine ich auch in dieser Zeit sehr viel, schlafe ausgesprochen wenig, bin ständig genervt. Und all dies hinterlässt naturgemäß Spuren in einem Gesicht. Als wir bei den Kindern ankommen, ist mir also anzusehen, dass kein erfreulicher Anlass der Grund unseres Besuches ist. Zunächst jedoch begrüßen wir uns herzlich, vor allen Dingen der kleine Marcel wird hochgenommen, gedrückt und geknuddelt. Alessa hat den Kaffeetisch bereits gedeckt, Kuchen gebacken und so setzen wir uns hin und trinken Kaffee. Peter lobt den Kuchen, der wirklich gut ist. Kurz, zunächst wird so getan, als sei alles in bester Ordnung. Wie ich es schon kenne, benötigt Peter Zeit, um die richtigen Worte zu finden. Dann, als alles Nebensächliche gesagt ist, fragt Theo:
    „So und was ist jetzt los?“
    Ich bin ihm sehr dankbar für diese Frage, Peter hätte sonst sicher noch länger gezögert. Er holt tief Atem und beginnt zu erzählen. Natürlich haben die Kinder gewusst, dass er in der Klinik war; sie haben ihn ja auch besucht, aber die endgültige Diagnose kennen sie noch nicht. Ich habe nicht den Mut gefunden ihnen Bescheid zu geben, habe mich auch ein wenig versteckt hinter dem Gedanken, dass es nicht meine Aufgabe ist, ihnen die Wahrheit zu übermitteln. Das ist ausschließlich Peters Sache. Noch während Peter erzählt, treten Tränen in Alessas Augen. Sie steht sofort auf, als Peter geendet hat und setzt sich neben ihn, nimmt ihn in den Arm und sagt:
    „Es tut mir so leid. Aber Papa, aber so leicht geben wir dich nicht her.“
    Peter steht auf und verlässt den Raum. Alessa

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