Die Zweitfrau
bleibt da ganz ruhig, er hat sie wissen lassen, dass er möchte, dass ihm hier geholfen wird. Wenn nötig, mit einer OP.
Lange bleibe ich nicht, ein wenig mehr als eine Stunde. Denn ich fahre etwas unsicher bei Dunkelheit und da es sehr früh dunkel wird, will ich beizeiten meine Rückfahrt antreten. Auch wegen der Wetterverhältnisse. Mittlerweile hat sich der Himmel zugezogen und dicke Wolken blicken drohend herab. Es ist auch Schnee angesagt. Aber ich werde natürlich am nächsten Tag wiederkommen.
Die Tage ziehen sich dahin und ich fahre täglich in die Klinik. Obwohl doch gerade erst sämtliche Untersuchungen in der Klinik in Pforzheim gemacht worden sind, lässt es sich die Klinik in Essen nicht nehmen, die Untersuchungen zu wiederholen. Und so sind Peter und ich wieder mit Warten und Hoffen beschäftigt.
Ich gebe täglich den Kindern Bescheid, was es Neues gibt, telefoniere mit meiner Schwester, unterrichte abends meine Freundin. Meist gibt es nichts groß zu berichten, denn alles zieht sich fast wie Gummi. Ich werde langsam gereizt, bin des Wartens müde - will endlich hören, welche Möglichkeiten es gibt.
Der Dezember zieht sich dahin und ich habe schon die Befürchtung, Weihnachten werden wir immer noch hier sein, werden wir noch immer auf Ergebnisse warten.
Und dann geht plötzlich doch alles sehr schnell. Ohne für uns ersichtlichen Grund wird Peter am 13. Dezember darüber informiert, dass man sich entschlossen hat, zunächst nicht zu operieren. Man rät ihm zu einer Chemotherapie, die hier in dieser Klinik gemacht werden soll. Beginnen will man sofort. Zunächst folgt jedoch ein Einführungsgespräch mit dem zuständigen Arzt. Dieser lässt Peter wissen, dass vier „Blocks“ der Chemo geplant sind. Jeder Block wird sich über drei Tage hinziehen. Dazwischen kann er nach Hause, bevor der nächste Block, zweieinhalb Wochen später, in Angriff genommen wird.
Dann wird Peter verlegt in den Teil der Klinik, in der er die Therapie erhält. Und am 19. Dezember, ein Samstag, wird Peter entlassen. Ich hole ihn ab und wir fahren sofort weiter, Richtung Heimat. Die Chemo scheint ihn überhaupt nicht zu belasten. Ihm wird weder schlecht, noch muss er erbrechen. Er fühlt sich sogar so gut, dass er selbst Auto fahren will.
Daheim angekommen erwartet uns eine Überraschung. Wir haben die beiden letzten Jahre keinen Weihnachtsbaum gehabt, uns begnügt mit einem Strauß Zweigen, die in einer Vase stehen und geschmückt werden. Das reicht uns völlig aus. Als wir jedoch in unser Wohnzimmer kommen, hat meine Schwester ein kleines Bäumchen im Topf gekauft und es geschmückt. Es sieht so schön aus, so anheimelnd, dass wir ganz gerührt sind. Und natürlich hat meine Schwester auch rechtzeitig die Heizung angestellt, damit wir es sofort warm und kuschelig haben.
Weihnachten verläuft sehr still, wir bleiben die meiste Zeit zu Hause. Durch die Chemo besteht die Gefahr, dass Peters Immunsystem nicht so stabil ist und alles können wir jetzt brauchen, nur keine Erkältung darf er bekommen. Wir telefonieren mit den Kindern, gehen am zweiten Weihnachtsfeiertag zu meiner Schwester zum Essen. Ansonsten sind wir daheim und freuen uns, dass wir zusammen sind. Wir reden viel miteinander in dieser Zeit. Peter ist sich nicht sicher, wie sich alles weiter entwickeln wird – er beabsichtigt, sein Testament zu machen.
Der Jahreswechsel steht bevor und auch den Silvesterabend verbringen wir zu Hause. Mittlerweile ist das Wetter wieder mild. Hoffentlich, so denken wir, bleibt das so. Am 05. Januar 2010 müssen wir wieder Richtung Essen fahren - der zweite Block Chemo steht bevor. Und wie ich es nicht anders erwartet habe, fängt es am Tag, bevor wir fahren müssen, wieder an heftig zu schneien. Diesmal wollen wir direkt nach Essen. Ich werde erst anschließend zu meiner Freundin fahren und Peter auch nicht besuchen kommen, sondern ihn erst wieder sehen, wenn ich ihn abholen kann.
Am Morgen unserer Abfahrt stehen wir gegen 3.00 Uhr auf - Koffer und Reisetasche haben wir schon am Abend zuvor ins Auto gepackt – wir frühstücken etwas, trinken eine Tasse Kaffee und fahren los.
Es ist glatt unter dem Schnee und wir fahren sehr vorsichtig. Fast haben wir die ersten beiden Stunden den Eindruck, wir sind allein auf der Autobahn. Nur hin und wieder sehen wir einen LKW, ansonsten ist alles frei. Natürlich vermehrt sich der Verkehr wieder, als es später wird und die Menschen zur Arbeit müssen. Aber bis dahin haben wir schon fast
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