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Die Zweitfrau

Die Zweitfrau

Titel: Die Zweitfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ploetz
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Sie wird auf jeden Fall da sein und auf uns warten.
    Mit zehnminütiger Verspätung kommen wir im Hospiz an. Ein Neubau, erst Anfang des Jahres eingeweiht. Freundlich und hell steht er da, mitten in einem ruhigen Wohngebiet. Zögernd steige ich aus, fasse Peter unter den Arm und gemeinsam betreten wir die Einrichtung. Drinnen wirkt alles angenehm. Es herrscht eine beruhigende Stille, die uns umfängt. Wir suchen die Dame auf, die uns herzlich begrüßt. Zunächst führt sie uns durch die Räume. Es gibt einen gemeinsamen Speisesaal wo alle gemeinsam essen, soweit das gesundheitlich möglich ist. Auch das Personal isst an demselben Tisch mit den Patienten. Der Raum hat große Fenster, die auf eine Terrasse hinausgehen, auf der ein großer rustikaler Tisch, umringt von vielen Stühlen, steht. Der Esstisch im Raum bietet Platz für 15 Personen. Eine kleine Küche ist angeschlossen, in der am Abend für die Bewohner kleine Mahlzeiten zubereitet werden. Das Mittagessen wird vom nahegelegenen Samariterstift bezogen. Jeder Bewohner darf einmal in der Woche einen Wunsch äußern was das Essen betrifft. Das wird dann als Abendessen serviert.
    Die Zimmer im Erdgeschoss sind, bis auf die wenigen Büros, für die Patienten. Wir dürfen einen Raum betreten, der momentan nicht bewohnt ist. Ein großer, heller Raum. Ein Bett, Tisch, zwei Stühle. Ein Sessel komplettiert den Wohnbereich. Einbauschränke sowie ein Sideboard, auf dem ein Fernseher steht. Es gibt sogar einen kleinen Kühlschrank, der es dem Bewohner ermöglicht, Getränke oder auch Kleinigkeiten zum Essen, die der Kühlung bedürfen, zu verwahren. Eine große Schiebetüre verbirgt die Nasszelle, mit behindertengerechter Dusche, Waschbecken und natürlich Toilette.
    Du rch eine große Tür kommt man nach draußen. Jedes Zimmer hat eine eigene kleine Terrasse, die mit einem kleinen runden Tisch und drei Stühlen ausgestattet ist.
    Im ersten Stock sind einige Büros untergebracht, aber auch ein „Gästezimmer“ für Angehörige, die eventuell so weit weg wohnen, dass es nicht möglich ist, nach dem Besuch sofort wieder nach Hause zu fahren. Oder aber auch, um sich einfach mal ein wenig zurückziehen zu können.
    Auch hier oben gibt es eine Terrasse, die überdacht ist. Überall herrscht peinlichste Sauberkeit. Und jeder dem wir begegnen grüßt fre undlich. Man könnte sich hier durchaus wohlfühlen, wenn der Anlass nicht so bitter wäre.
    Nachdem wir alles gesehen haben setzen wir uns zu dritt in das Büro der Hospizleiterin. Uns wird noch mitgeteilt, dass ein Arzt jederzeit erreichbar ist. Seine Anwesenheit zweimal die Woche gesichert ist, aber er auch auf „Zuruf“ kommt, wenn etwas Wichtiges anliegt. Auf unsere Frage, wie es sich mit dem Punktieren verhält, versichert Sie uns, dass das kein Problem darstellt. Entweder macht der Arzt das hier im Hause, oder aber man wird Peter mit einem Auto ins Krankenhaus fahren. Dann wendet sich die Dame an Peter und fragt:
    „Haben Sie für sich selbst bereits die Entscheidung getroffen, oder schauen Sie sich unsere Einrichtung einfach mal an, um dann zu entscheiden?“
    Peter sieht Sie mit klarem Blick an und antwortet:
    „Es ist mein fester Wille , in ein Hospiz zu gehen.“
    „Haben Sie vielleicht noch irgendwelche Fragen, die ich Ihnen beantworten kann?!
    Peter schüttelt den Kopf und ich werfe ein, dass sicher noch Fragen auftauchen werden. Aber wie es immer ist, die werden uns sicher erst später einfallen.
    „Kein Problem, Sie können jederzeit anrufen, wenn etwas unklar ist. Sollen wir es dann jetzt so vereinbaren, dass wir Sie anrufen wenn ein Zimmer frei wird? Sie können dann entscheiden, ob Sie das Zimmer nehmen oder doch noch ein wenig warten wollen?“
    Nun hebt Peter den Kopf, räuspert sich und fragt:
    „Wenn es mir besser geht an einem Tag, kann ich doch auch mal nach Hause fahren. Vielleicht um dort Kaffee zu trinken?“
    Seine Augen sind flehend auf die Dame gerichtet. Ich fange sofort an zu weinen und tausche einen Blick mit der Leiterin. Sie dreht sich um, greift nach einem Taschentuch, das sie mir wortlos reicht. Wie kann er glauben, dass es ihm je wieder so gut gehen wird, dass er nach Hause will, und sei es auch nur „auf einen Kaffee“?
    „Also Herr Scholze, wir sind hier kein Gefängnis. Sie können jederzeit überall hingehen, wohin Sie wollen. Natürlich sollten Sie uns in diesem Fall Bescheid geben.“
    Nun hat Peter noch die Frage der Kostenübernahme. Aber er wird sofort beruhigt. Darum

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