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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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bewahren, und was tun sie? Sorgen von innen heraus für den Untergang. Vraccas hätte euch besser eine Amme geben sollen, die euch an der Hand nimmt und auf die Finger klopft, wenn ihr Unsinn anrichtet.«
    »Da magst du Recht haben.« Die Maga schritt auf sie zu. »Ich habe euch gesucht, um herauszufinden, was Nôd’onn von euch wollte«, erklärte sie ihr Erschienen. Sie ging vor Tungdil in die Hocke. »Du musst etwas besitzen, was er unbedingt haben möchte. Wir haben es vom Hügel herab beobachtet. Was ist es?«
    »Nein, es ist nichts. Es sind nur Andenken an meinen Herrn«, log er. »Nudin mochte ihn wohl nicht und verlangte nach den Dingen, um sie zu vernichten.«
    »Im Gegenteil, sie verstanden sich einst gut. Mich dagegen mochte dein Herr nicht«, lächelte sie ihn an.
    Tungdil erinnerte sich. Es ging um ihre Gesinnung und ihren Gott Samusin. Wenn die anderen beiden erfahren, dass sie Orks in ihrem Reich duldete, kann es zu einem ungleichen Kampf kommen. Das lag nicht nur an den magischen Fertigkeiten der Frau, sondern auch an den Kräften ihres Begleiters, dem er unbesehen zutraute, einen Baum zu spalten.
    »Ich mag dich auch nicht«, tat Boїndil unmissverständlich seine Meinung kund. »Geh deiner Wege und lass uns in Ruhe. Wir haben andere Sorgen.«
    »Andere Sorgen?«, wiederholte Andôkai seine Worte spöttisch und richtete sich auf. »Ihr werdet gar keine Sorgen mehr haben, wenn der Magus erst einmal die Königreiche in seinen Besitz gebracht hat. Die Zwergenländer werden ebenso fallen wie die Gebiete der Menschen und Elben. Er und das Tote Land, mit dem er sich verbündet hat, streben nach Macht. Grenzenloser Macht.« Andôkai reckte ihr Kinn und sah höhnisch auf Boїndil herab. »Flüchtet nur in euer Refugium in den Bergen. Ich sage dir, die Kreaturen Tions stürmen eure Festungen bald von zwei Seiten.«
    »Was wirst du unternehmen?«, fragte Tungdil.
    »Von hier fortgehen«, antwortete sie ihm ehrlich. »Ich bin nicht so töricht zu denken, ich könnte das Tote Land aufhalten. Kein Heer wird etwas gegen Nôd’onn unternehmen können, auch wenn es die Könige meinen und sich darauf verlassen. Was soll ich dann noch hier? Um nach meinem Tod als Untote zurückzukehren? Davor möge mich Samusin bewahren.« Sie betrachtete die Zwerge. »Und ihr? Reist ihr ins Reich der Zweiten? Wenn es so ist, schließe ich mich euch an, gehe durch die Hohe Pforte, und ihr seht mich niemals wieder. Bis dahin sind wir Verbündete.«
    Die Zwerge berieten sich kurz und willigten gegen die Stimme Ingrimmschs in ihren Vorschlag ein. Tungdil und Boëndal hatten aus der Vergangenheit gelernt und wollten sich auf diese Weise magischen Beistand sichern, damit sie im Verlauf ihrer Reise auf alles vorbereitet waren.
    Boїndil nörgelte zwar, gab sich aber geschlagen, weil er kein besonders guter Streiter mit Worten war; Tungdils Gelehrtenzunge redete ihn an die Wand. »Dafür«, schwor er ihnen, »werde ich euch die Ohren voll jammern, wenn mit denen was schief läuft.«
    »Du darfst dich uns anschließen«, verkündete Tungdil.
    »Aber wir sagen, wo es lang geht, Blondzopf«, setzte Boїndil nach, der dem Gerüsteten einen abschätzenden Blick zuwarf. Man sah ihm an, dass er sich zu gern mit dem turmhohen Gegner gemessen hätte. »Kannst du reden? Holla! Hörst du uns überhaupt, so hoch da oben und mit dem Eimer auf dem Kopf?«
    »Djer_n ist stumm«, schaltete sich die Maga in scharfem Ton ein. »Lass ihn in Ruhe und sei gefälligst höflich, sonst könnte ich Anmerkungen über deine Größe und deinen Geruch machen.«
    »Ich entscheide, wann ich höflich bin«, gab der gemaßregelte Zwerg beleidigt zurück und warf den Zopf über die Schulter. »Und komm mir nicht in die Quere«, richtete er sich an den Krieger, ehe er sich an die Spitze der Gruppe setzte. »Die Orks gehören mir. Du wirst dich schön anstellen.«
    Der Marsch begann. Tungdil lief hinter Andôkai. Ich werde mich mit ihr am Lagerfeuer unterhalten, beschloss er. Er wollte mehr Einzelheiten erfahren, die nicht für die Ohren der Zwillinge gedacht waren.
     
    *
     
    »Wie ist Lot-Ionan gestorben, ehrwerte Maga?«, fragte Tungdil die Zauberin, die ein wenig abseits vom Feuer auf ihrem Mantel saß und in die Flammen starrte. Er wählte die einfache Gelehrtensprache, um ihr seine Bildung zu zeigen und ihr zu verdeutlichen, dass er mehr als ein einfacher Zwerg war.
    Es hatte lange gedauert, bis er seinen Mut zusammennahm und näher an sie heran rückte, um sie unter

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