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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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bis er auf der Höhe der Frau lief. »Etwas beschäftigt mich«, hob er an. »Wieso könnt Ihr die Magie noch nutzen? Nudin … Nôd’onn hat sie doch verändert.«
    »Warum möchtest du es wissen?«, erwiderte sie.
    »Es ist wichtig.«
    »Für dich oder für mich?«
    »Für das Geborgene Land.«
    »Oh, wenn es so ist, antworte ich natürlich.« Andôkai lächelte schwach. »Weil ich nicht ganz so freundlich bin, wie die anderen Magi es gewesen sind. Mein Gott Samusin ist für den Ausgleich, er liebt die Dunkelheit ebenso wie das Licht, und daher kann ich beides nutzen. Die zum Schlechten veränderte Magie stört mich nicht weiter, auch wenn es mir etwas schwerer fällt, sie zu speichern und zu nutzen. Der Verräter hat nicht damit gerechnet, dass ich lebe. Aber was soll’s, ich zähle nicht mehr.« Sie legte die Hand über die Augen und spähte nach vorne. »Es sollte allmählich ein Wald kommen, der uns ein wenig Schatten spendet. Die Sonne ist kaum zu ertragen.«
    Jetzt oder nie. Tungdil sammelte sich. »Ehrenwerte Maga … Angenommen, es gäbe etwas, mit dem man den Verräter aufhalten könnte, würdet Ihr es versuchen?«, fragte er sie ohne Umschweife.
    Andôkai ging unbeirrt weiter, sie ließ ihn zappeln. »Geht es um das, was du mit dir herumträgst, kleiner Mann?«
    »Wir haben es in Grünhain von Gorén mitgenommen«, berichtete er ihr von ihrem Abenteuer. »Albae und Orks waren auf der Suche danach, aber wir sind ihnen zuvorgekommen.«
    »Darf ich es sehen?«
    Tungdil zögerte. Doch er war schon so weit gegangen, da machte es auch nichts mehr, wenn die Frau die Bücher zu Gesicht bekam. Sorgsam packte er sie aus, schlug das Tuch auseinander und hielt sie der Maga hin.
    Andôkai klappte die Buchdeckel nacheinander auf und blätterte vorsichtig weiter, ohne dass ihr Antlitz eine Regung widergespiegelt hätte.
    Der Zwerg fühlte eine große Enttäuschung in sich aufsteigen, denn er hatte mit ihrem Erstaunen gerechnet. Dass die Zauberkundige so gelassen blieb, wertete er als schlechtes Zeichen.
    »Ist das alles?«, erkundigte sie sich nach einer Weile und gab ihm die Folianten zurück.
    »Was steht drin?«, antwortete er mit einer trotzigen Gegenfrage.
    »Es sind Sammlungen über legendäre Geschöpfe, märchenhafte Geschichten über Waffen und ein rätselhafter Reisebericht eines Erkundungstrupps, der einst über den Steinernen Torweg ins Jenseitige Land zog. Ein einziger Mann, so steht es im Vorwort, kehrte tödlich verletzt zurück und brachte Schriften mit, die in diesem Buch zusammengefaßt wurden. Ich wüsste nicht, warum Nôd’onn daran gelegen sein sollte, es sei denn, er hat sich seine alte Wissbegier bewahrt.«
    »Mehr nicht?«, wunderte sich Tungdil, während er die Bücher wieder einpackte.
    »Mehr nicht.«
    »Aber … er hat deswegen eine Siedlung angreifen und vernichten lassen. Er hat uns seine Orks auf den Hals gehetzt, um sie in die Finger zu bekommen.« Er schaute sie aufrührerisch an. »Ihr irrt Euch, ehrenwerte Maga. Es muss ein Geheimnis darin verborgen liegen, das Ihr nicht zu deuten vermögt.«
    »Ich nicht zu …?« Die Herrscherin über Brandôkai lachte aus vollem Hals. »Djer_n, hör dir das an. Ich laufe auf einer staubigen Landstraße neben einem Zwerg, der vorgibt, gelehrter zu sein als ich.«
    Der Krieger trottete ungerührt weiter.
    »Ich bin nicht gelehrter, aber sicherlich weniger eingebildet und hochnäsig als Ihr«, merkte Tungdil an. »Seid Ihr sicher, dass kein Elbenblut in Euch fließt?«
    »Oha, der Zwerg zeigt seine Zähne«, sagte sie amüsiert. »Man merkt, dass Lot-Ionan dich aufgezogen hat.« Sie nickte zu den Zwillingen hinüber. »Die hätten schon längst eine Axt gezückt und versucht, die Unterredung auf ihre Art zu beenden.« Andôkai wurde plötzlich ernst. »Ich werde die Bücher heute Abend noch einmal anschauen, Tungdil, und zwar in aller Ruhe. Vielleicht verbirgt sich wirklich mehr darin als ich dachte.«
    »Danke, ehrenwerte Maga.« Der Zwerg nickte ihr zu und trabte voran, um zu den Geschwistern aufzuschließen. »Vielleicht wissen wir schon bald, warum der Magus unsere Bücher wollte«, verkündete er ihnen.
    »Hast du der Langen etwa von ihnen erzählt?«, fragte Boїndil fassungslos.
    »Ich habe sie ihr gezeigt.«
    Der Zwerg schüttelte tadelnd den Kopf. »Du bist wahrlich ein gutgläubiger Gelehrter. Benimm dich weniger menschlich und sei endlich einer von uns.«
    »Ach? Ich soll ihr den Schädel spalten, wenn sie anderer Meinung ist?«, gab

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