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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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erklärte er bestimmt. »Lass uns zurückkehren. Ich bin müde und hungrig.«
    Bislipurs Verstand feilte an einer neuen Aufgabe, die ihm der König unausgesprochen und unwissentlich erteilt hatte.
    In dreißig Umläufen kann viel geschehen, dachte der Zwerg mit dem graubraunen Bart düster. Er hatte schon Schlimmeres als einen Mord begangen, um Gandogars Macht zu stützen, da würde eine Niederträchtigkeit mehr nicht sonderlich ins Gewicht fallen. Aber dieses Mal verlangte sein Vorhaben eine absolut sichere Planung. »Ich komme, mein König«, rief er.
    Bislipur trat an den Rand der Brücke und schaute in das gähnende, unendlich scheinende Loch hinab. Wer in einen solchen Abgrund fällt, verschwindet für alle Zeiten. Swerd bekäme bald wieder etwas zu tun.
     
     
    Das Geborgene Land, Ionandar
im Jahr des 6234sten Sonnenzyklus,
Spätsommer
     
    » K omm auf die Füße, Gelehrter. Es geht weiter«, raunte ihm jemand ins Ohr. Barthaare kitzelten seinen Hals, das Träumen von einer besseren Welt hatte ein Ende. Tungdil richtete sich auf und rieb sich die Augen.
    Die Zwillinge spähten aus der Mulde hervor, um umherstreifende Orks zwischen den Bäumen ausfindig zu machen, doch die Bestien schienen an einer anderen Stelle nach ihnen zu suchen. Somit war ihr eigener Aufbruch nach Süden ins Reich der Zweiten nicht gefährdet.
    Welch ein Abenteuer, dachte Tungdil bedrückt. Es war das Grässlichste, was er sich je hatte vorstellen können. Er brach auf, um einem Menschen ein paar Artefakte zu bringen, und befand sich als Thronanwärter des Zwergenreiches plötzlich mitten im Krieg des wahnsinnigen Nudin gegen das Geborgene Land. Alle, die er einst kannte und mochte, starben, nur er selbst war mit zwei Zwergen auf der Flucht vor dem Verrückten, der nach ihrem Leben und den Dingen trachtete, die sie mit sich führten. Und ich habe keinen Schimmer, was ich damit soll.
    Tungdil entfernte kleine Zweigreste und Blätter aus seinen Haaren und dem Bart. Nudin hatte, wenn er sich dessen Worte ins Gedächtnis rief, dem ganzen Land, allen Königen und Elben den Krieg erklärt und schreckte nicht einmal davor zurück, den Zwergen zu drohen.
    »Du siehst aus, als machtest du dir Gedanken«, schätzte Ingrimmsch und reichte ihm ein Stück Brot mit Käse. Dann deutete er auf den Wald. »Komm. Du kannst unterwegs essen.«
    Tungdil folgte den Anweisungen des Kriegers. »Nudin muss alles sehr lange vorbereitet haben und sich seiner Sache sehr sicher sein, wenn er uns als Boten einsetzen wollte«, überlegte er laut.
    Boїndil lachte auf. »Aber nur, bis wir ihm seinen Kopf abgehackt haben.«
    »Was ihn nicht sonderlich gestört hat«, ergänzte sein Bruder mürrisch. »Weißt du etwas darüber, Gelehrter? Können das alle Zauberer?«
    Der Zwerg schüttelte den Kopf. »Nein. Magi sind gewöhnliche Sterbliche, die nur länger als die üblichen Menschen leben, aber sie bluten und verletzen sich wie andere auch. Ich habe selbst gesehen, wie Lot-Ionan sich einmal mit dem Messer schnitt. Als er sich mit einem Zauberspruch heilte, fragte ich ihn, ob er damit auch den Tod rückgängig machen kann …«
    Wieder sah er die vertrauten Gesichter seines Ziehvaters und Fralas vor sich; die Trauer übermannte ihn und brachte ihn zum Schweigen. Seine Begleiter drängten ihn nicht.
    »Sie können nichts gegen den Tod ausrichten«, sagte er niedergeschlagen. Leider.
    »Oder es können nur die Falschen«, fügte Boëndal an. »Nôd’onn stand jedenfalls wieder auf. Dabei hatte er meinen Krähenschnabel im Rücken und verlor seinen hässlichen Schädel!«
    »Das wird ein besonderes Kunststück sein«, meinte Ingrimmsch verächtlich. »Das Tote Land wird ihm diese Gabe geschenkt haben.«
    Tungdil fand keine Erklärung. Hatte er zunächst angenommen, Nudin sei zu einem Untoten geworden, wurde seine Vermutung durch die Auferstehung zunichte gemacht. Schlimmstenfalls war es dem Abtrünnigen gelungen, hinter das Geheimnis des ewigen Lebens zu gelangen, was zur Folge hätte, dass dem Geborgenen Land ewige Finsternis drohte.
    »Wir hätten ihn in seine Einzelteile zerlegen und sie verbrennen sollen«, grummelte Boїndil.
    »Das hätte euch auch nicht viel genutzt«, sagte eine helle Stimme, die zwischen den Baumstämmen widerhallte. »Nôd’onn ist mit den bekannten Waffen der Sterblichen nicht mehr zu vernichten, weder Schwert noch Axt noch Magie vermögen es. Ich habe es selbst versucht und bin gescheitert.«
    Die Zwerge nahmen ihre Äxte und Beile zur Hand,

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