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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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alles.«
    Andôkai nahm das Papier, faltete es und legte es zwischen die Seiten eines Folianten. Dann rieb sie sich die Augen. »Das Licht eignet sich nicht sonderlich zum Studieren, ich werde Morgen damit fortfahren.« Sie barg die Bücher wieder in dem Wasser abweisenden Tuch, schob sich den Stapel als Stütze unter den Kopf und legte sich zur Ruhe.
    »Morgen?« Tungdil, der gehofft hatte, sie würde die Zeilen sofort lesen, seufzte laut. Sie war eine schwierige Frau. Bevor er neben das Feuer rutschte, warf er einen Blick zu Djer_n.
    Der Teller vor dem Krieger war leer, der Helm saß fest auf dem Kopf. Nun hatte Tungdil es wegen der Unterhaltung mit der Maga verpasst, ihrem Begleiter beim Essen zuzusehen. Er hatte nicht einmal gehört, dass die Rüstung einen verräterischen Laut von sich gegeben hätte. Allmählich wurde ihm der Kämpfer unheimlich.
     
     
     
     
     
     
    Das Geborgene Land, das Zwergenreich des Zweiten, Beroїn, im Sp ätsommer des 6234sten Sonnenzyklus
     
    B alendilín kam nicht mehr zur Ruhe. Eben kehrte er in seine Kammer zurück, als er die Botschaft erhielt, zwei Zwerge aus der Abordnung der Vierten wollten ihn sprechen.
    Das ist ein gutes Zeichen. Noch mehr mit Verstand. Gandogars Clans besinnen sich. Sogleich begab er sich auf den Weg zum erbetenen Treffpunkt, der in der Nähe der Viehweide lag.
    Der Berater des Großkönigs hatte gute Laune. In den vergangenen Wochen hatte seine Aufgabe in erster Linie darin bestanden, die Gerüchte um den schlechten Gesundheitszustand Gundraburs zu zerstreuen. Tatsächlich erfreute sich das Oberhaupt der Zwergenstämme eines starken Herzens und eines noch viel stärkeren Willens, mit dem es ihm gelang, die Zwerge auf das Eintreffen des zweiten Anwärters zu vertrösten. Inzwischen sprach man sogar darüber, wie man die spärlichen Kontakte zwischen den Zwergenreichen auf Dauer aufleben lassen könnte.
    Es läuft fast schon zu gut, dachte Balendilín, trat aus dem Gang und fand sich am einen Ende einer fünfzig Schritt langen Bogenbrücke wieder, die sich zweihundert Schritt hoch über den Resten einer Kupfermine spannte. Sorgsam setzte er einen Fuß vor den anderen und hing dabei seinen Gedanken nach.
    Seine Ablenkungsstrategie hätte noch mehr Erfolg zu verzeichnen, wenn Bislipur nicht immer wieder auftauchte und die Flämmchen der Begeisterung über einen künftigen Elbenkrieg durch seine Hetzreden zum Aufflackern brachte. Er ist verantwortlich für Gandogars Ansichten, er flüstert seine Gedanken dem jungen König ein.
    Plötzlich bemerkte er eine Bewegung auf der gegenüberliegenden Seite. Als hätte Bislipur seine Gedanken durch die dicken Felswände des Gebirges vernommen, stand er unvermittelt vor ihm auf dem Gang, die Linke auf den Kopf seiner Axt gelegt. Auf Balendilín wirkte seine ganze Haltung wie eine stumme Drohung. Er blieb er stehen, um abzuwarten. »Was willst du?«
    »Einige nennen es den ›Zwist der Krüppel‹«, rief er ihm entgegen, und die Höhlenwände warfen seine Stimme als Echo zurück. »Der Hinkende gegen den Einarmigen. Denkst du, dass sie Recht haben?«
    Balendilín lauschte, ob er die Stimmen anderer Zwerge irgendwo in ihrer Nähe ausmachen konnte, doch dem war nicht so. Er war ganz auf sich allein gestellt. »Zwist ist der falsche Ausdruck«, antwortete er. »Wir haben unterschiedliche Ansichten und versuchen, eine Mehrheit zu erlangen.« Er machte einen, dann noch einen Schritt vorwärts, Bislipur tat es ihm gleich. »Also, was möchtest du?«
    »Das Beste für unser Volk«, entgegnete der grimmige Zwerg.
    »Ich meinte von mir.«
    »Dass du einsiehst, dass Gandogar und ich die Zukunft der Zwergenstämme und Clans sind. Wie kann ich dich davon überzeugen?«
    »Solange du einen Kampf gegen die Elben verlangst, wird es dir nicht gelingen, in mir einen Fürsprecher für deinen König zu finden«, antwortete Balendilín ehrlich und blieb stehen; Bislipur tat es ihm gleich. Fünfzehn Schritte trennten sie noch voneinander.
    »Dann verstehe ich es als Zwist«, meinte der andere Zwerg kühl. »Bis eine Entscheidung gefallen ist, werde ich dich als Feind betrachten, der dem Wohl aller Stämme im Weg steht. Ich werde dafür sorgen, dass es die anderen Clans genauso sehen wie ich.« Als Balendilín weiterlief, setzte Bislipur seinen Weg ebenfalls fort, bis sie sich auf Armeslänge gegenüberstanden. »Und ich werde dafür sorgen, dass der von dir beeinflusste Großkönig ebenfalls die Klarheit seines Verstandes

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