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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Tungdil gereizt zurück.
    »Das wäre ein Anfang«, erwiderte Boїndil nicht weniger bärbeißig.
    Boëndal schob sich schlichtend zwischen die Streithähne. »Genug! Spart euren Zorn für die Orks, denen wir sicherlich noch begegnen werden«, verlangte er nachdrücklich. »Es war gut, dass er sie gefragt hat. Ich werde ungern wegen etwas gejagt, worüber ich nichts weiß.«
    Sein Bruder grummelte etwas Unverständliches und beschleunigte seine Schritte.
    »Ich habe niemals behauptet, dass es leicht sein würde, mit uns zu reisen, Gelehrter«, sagte Boëndal grinsend.
    Tungdil musste lachen.
     
    Gegen Abend rasteten sie. Die Nacht war bereits merklich kühler geworden; es roch nach Erde und Gras, und die Grillen zirpten ihnen ein Konzert.
    Während die Zwerge ihre letzten Vorräte verspeisten – sie hatten nämlich am Horizont die ersten mächtigen Gipfelspitzen des Gebirges ausgemacht und hofften, bald frische zwergische Köstlichkeiten genießen zu dürfen –, befasste Andôkai sich wie versprochen mit den Büchern und studierte deren Inhalt.
    Tungdil ließ sie in Ruhe, um sie nicht zu stören, was ihn aber nicht daran hinderte, sich zu Djer_n zu begeben und ihm sein Essen zu bringen. Wie an den Abenden zuvor stellte er ihm einen Teller mit einem Laib Brot, einem halben Käse und ein großes Stück Fleisch hin.
    Dieses Mal wollte er darauf achten, wann es der Krieger zu sich nahm. Bislang wusste nämlich keiner, wie er ohne seinen stählernen Kopfschutz aussah.
    »Djer_n übernimmt die erste Wache«, sagte Andôkai, ohne von dem Buch aufzublicken. »Ihr könnt euch hinlegen.«
    »Von mir aus«, brummte Boїndil und rülpste laut. Er schüttelte sich die dicksten Krümel aus dem Bart, wickelte seinen Zopf zu einem gemütlichen Kissen und legte sich neben das Feuer. »Aber wenn Schweinchen auftauchen, Langer, wirst du mich artig wecken, damit ich ihnen meine Beile zu kosten gebe«, riet er dem Kämpfer, der wie immer starr auf dem Boden saß.
    Die Brüder nutzten die Gelegenheit, als Erste zu schlafen; bald drang ihr lautes Schnarchen durch den Wald und brachte die Zweige zum Zittern.
    Entnervt klappte die Maga das Buch zu. »Jetzt weiß ich, warum sie bislang den Anfang mit der Nachtwache gemacht haben«, fauchte sie. »Dieser Lärm ist nur zu ertragen, wenn man selbst tief schläft.«
    Tungdil lachte leise. »Wie muss es erst in einem Zwergenreich klingen?«
    »Ich werde nicht lange genug dort sein, um dir diese Frage beantworten zu können«, erwiderte sie mürrisch und streckte sich. Die Muskeln ihrer Arme schwollen an, was ihr einen anerkennenden Blick Tungdils einbrachte. Selbst die Mägde im Stollen, die viel körperliche Arbeit verrichteten, konnten sich mit ihrer Kraft nicht messen.
    »Habt Ihr etwas …« Tungdil biss ich auf die Lippe. Dabei hatte er sich fest vorgenommen, sie nicht auf die Bücher anzusprechen.
    Sie zog die Beine an, stützte die Ellbogen darauf und legte ihr Kinn auf die Handflächen. Ihre blauen Augen suchten seinen Blick. »Du denkst, dass ich mich anders entscheiden würde, wenn ich ein Mittel gegen Nôd’onn in dem Geschrieben fände?«
    »Euer Gott ist der Gott des Ausgleichs. Ihr müsstet es als Verpflichtung sehen, ein Gleichgewicht zwischen Licht und Schatten im Geborgenen Land herzustellen«, appellierte er an ihre Überzeugung, nachdem Ehre allein ihr anscheinend nicht viel bedeutete. Wie sonst erklärte sich, dass sie ihr eigenes Reich im Stich ließ?
    Andôkai legte eine Hand auf den Buchrücken des schwarz eingebundenen Folianten. »Befände sich darin die Formel für einen Zauber, mit dem man Nôd’onn in die Knie zwingen könnte, so wäre ich bereit, mich ihm in den Weg zu stellen«, sagte sie nachdenklich. »Ich habe nichts dergleichen gefunden. Blumige Beschreibungen von Fabelwesen, Märchen … mehr nicht.«
    »Das bedeutet, Ihr werdet bei Eurem Vorhaben bleiben, dem Land den Rücken zu kehren?«
    »Meine Jahre zählen nichts gegen die Macht, die Nôd’onn zur Verfügung steht. Ich hatte Mühe, ihm heil zu entfliehen.« Sie schlug aufs Geratewohl eine Seite auf. »Wenn es ein Rätsel gibt, mit dem sich die Silben erschließen, so entdecke ich den Schlüssel nicht.«
    Er entschied sich, der Maga alles zu offenbaren und reichte ihr den Brief, der in der Sprache der Gelehrten verfasst war. »Der lag bei den Büchern«, sagte er. »Vielleicht ergibt sich daraus mehr.«
    »Ist das endlich alles, oder verbirgst du noch mehr Geheimnisse vor mir?«
    »Nein, Ihr wisst nun

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