Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
eine vornehmere Ausdrucksweise verfallen, es mochte an der Umgebung liegen.
    Der Einarmige versprach es. Daraufhin hob Tungdil an zu erzählen. Von Lot-Ionan und der Zeit bei den Menschen, von seinem Auftrag, der ihn zum Schwarzjoch und nach Grünhain geführt hatte, von Nudins – oder Nôd’onns – Verrat an den anderen Zauberern und dem Geborgenen Land, vom Kopfgeld auf Zwerge, von den geheimnisvollen Büchern und den Albae, die sie unbedingt in ihren Besitz bringen wollten, und von Nôd’onns Absicht, die Zwergenreiche ebenso zu erobern wie den Rest der bekannten Welt.
    Die Zeit verstrich, während er mit glühenden Wangen berichtete und sich große Mühe gab, nichts zu schönen oder unnötig auszuschmücken.
    Nur einmal geriet er ins Stocken, und das aus einem sehr verständlichen Grund. Die Tür öffnete sich, und drei Zwerginnen brachten ihnen zu essen und zu trinken. Von da an konnte Tungdil den Blick kaum mehr von den Wesen wenden, von denen er in vielen Nächten geträumt hatte und deren Nähe er sich so sehr wünschte. Sie waren ein wenig kleiner als er, nicht ganz so breit gebaut, aber durchaus robust, was er trotz der robenähnlichen Gewänder erkennen konnte. Ihre rundlichen Gesichter waren von einem dünnen, kaum merklichen Flaum bedeckt, der vom Wangenbein abwärts bis zum Unterkiefer deutlich zu sehen war. Die Härchen, die stets die gleiche Farbe wie der Schopf hatten, sahen weich und nicht so borstig aus, kein Vergleich zur Bartpracht eines Zwergenmannes. Daher stammte sicherlich die Legende, dass die Frauen der Zwerge Bärte trügen. Tungdil fand ihren Anblick sehr ansprechend.
    Als sie ihn dann auch noch zurückhaltend, aber durchaus freundlich anlächelten, begann sein Herz zu pochen. Erst als die drei Zwerginnen die Halle verlassen hatten, konnte er den Faden seiner Erzählung wieder aufnehmen. Gundrabur und Balendilín sagten nichts zu der Unterbrechung, der Einarmige aber konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    Tungdil endete mit dem Bericht über den Angriff auf die Oase und fasste den Henkel des Humpens, aus dem es nach Bier roch. Er kostete es mit trockenem Mund und spürte den malzigen Geschmack des starken schwarzen Gebräus auf der Zunge. Ihm genügte der vorsichtige Schluck, um zu wissen, dass er den Braumeister jetzt schon umarmen könnte. Alle Kunst der Menschen taugte nichts, die Zwerge besaßen die besseren Rezepturen. Er nahm einen großen Schluck.
    »Du bringst keine guten Neuigkeiten, Tungdil«, sagte der Großkönig nachdenklich. »Wir wollen ehrlich mit dir sein, also ist es an uns, dir vom Rat der Stämme zu berichten.« Diese Aufgabe übernahm der Berater des Herrschers, der in knappen Worten schilderte, welche Streitigkeiten es im Gremium über den Krieg gegen die Elben und um seine Person gab. »Deine Erzählungen beweisen mir, dass wir nur als Gemeinschaft etwas gegen das Tote Land und seine Verbündeten erreichen können: Menschen, Elben und Zwerge.«
    Tungdil holte tief Luft. »Dieses Bündnis wird nichts bringen, wenn wir das Rätsel der Bücher und Artefakte nicht lösen«, erinnerte er. »Es muss ein Mittel gegen Nôd’onn geben, das er sehr fürchtet. Aber ohne Andôkai die Stürmische und ihr Wissen sind uns die Hände gebunden. An ihr hängt alles, doch sie beabsichtigt, dem Geborgenen Land den Rücken zu kehren. Ohne jenes Wissen sind wir dem Toten Land ebenso ausgeliefert wie die anderen Königreiche.«
    »Es ist bitter mit anzusehen, wie schnell das Böse vorankommt«, murmelte Gundrabur bedrückt und schloss die Augen. »Ich werde mit der Maga reden und versuchen, sie zu überzeugen.«
    Tungdil sagte nichts, aber er wusste, dass er sich die Worte sparen konnte. Die Zauberin dachte in anderen Maßstäben als die Zwerge. Während er über Andôkai nachdachte, fiel ihm ein, dass sie in die Festung gelangt waren, ohne dass Djer_n die Maske hatte abnehmen müssen. Er selbst hatte es ebenso vergessen wie die Zwillinge oder die Wachen an den Toren. Ohne Prüfung ließen die Zwerge den riesenhaften Krieger hinter die Mauern! Das kann sie nur mithilfe von Magie geschafft haben, dachte er im Stillen und entschied, vorerst keinen darauf aufmerksam zu machen, am wenigsten Ingrimmsch, der bei seinem halb wahnsinnigen Verstand sicherlich vor Wut im Dreieck spränge und den Krieger zum Zweikampf forderte.
    Doch es war an der Zeit, eine weitere Angelegenheit zu klären. »Haltet mich nicht für undankbar, ich freue mich sehr, endlich bei meinem Volk zu sein, doch den

Weitere Kostenlose Bücher