Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
das Abbild eines Kriegers, wie es wenige im Zwergenreich gab. »Es sind mindestens zehntausend. Wie gut, dass ich Verstärkung aus meiner Heimat kommen ließ.« Vergebens wartete er auf ein Lob des Königs.
    »Orks, Bogglins, eine Hand voll Oger, Trolle und einige Albae«, schätzte Balendilín ihre Zahl. »Tungdil hat nicht gelogen, als er uns Nôd’onns Absichten voraussagte.« Er beobachtete, wie die Zwerge den ersten Verteidigungsring besetzten und sich auf den Ansturm der Bestien vorbereiteten. Der Zauberer kann seine Diener nur in solch großer Zahl zu uns senden, wenn er sich der Eroberung der Menschenreiche sicher ist. Das gefällt mir gar nicht.
    »Wenn die Ringe gefallen sind, ziehen wir uns tief in die Gebirge zurück.«
    »Und dann?«
    »Folgen sie uns dahin, sind sie verloren. Wir kennen uns dort besser aus als sie.«
    »Rechnest du damit, dass wir die Mauern nicht halten können?«, fragte Bislipur verwundert. »Deine und meine je fünftausend Krieger sollten ausreichen, die Festung bis in alle Ewigkeiten zu verteidigen.«
    »Ich rechne mit allem, seit das Böse die Oberhand im Geborgenen Land gewann.« Der König wies seine besten Krieger an, die Wachen an den Tunneleingängen zu verstärken. Mit allem.
    Dann begab er sich auf den Wehrgang, wo sich ihm das ganze Ausmaß der Meute erschloss: ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus den Niederungen von Tions Schöpfung, die begierig geifernd darauf warteten, die Zwerge auszulöschen und ihren Verwandten die Hohe Pforte zu öffnen.
    Die Rüstungen der Bogglins und Orks gehörten bis vor kurzem den Söldnern von Königin Umilante. Sie konnten die Ungeheuer nicht bezwingen. Balendilín beobachtete, wie sich die Bestien zu ungeordneten Gruppen zusammenfanden, um sich am ersten Sturm zu beteiligen und zu sehen, womit die Zwerge gegen sie aufwarteten. »Zweitausend Kämpfer hinter das große Tor!«, befahl er mit fester Stimme. »Haltet euch bereit.«
    Als die Orks grunzend und schnaubend herankamen, ließ er das Portal öffnen und seine Krieger einen Ausfall unternehmen.
    Voller Zufriedenheit sah er, wie die Äxte seines Stammes unter den Orks wüteten, die mit einem derart heftigen Gegenangriff nicht gerechnet hatten und ihr Heil in der Flucht suchten, ehe sie von Trollen zurückgetrieben wurden.
    Aber da befanden sich die Zwerge schon wieder hinter den schützenden Mauern von Ogertod und verzeichneten gerade einmal drei Dutzend leicht Verletzte. Dagegen lagen viele hundert Bestien verstümmelt oder tot auf der staubigen Erde vor den Toren. Der Jubel bei der vereinten Streitmacht des Zwergenvolkes war riesig.
    »Seht ihr, zu was wir in der Lage sind, wenn wir gemeinsam kämpfen?!«, rief ihnen Balendilín voller Stolz von oben herab zu und schaute sich nach Bislipur um, ob er vielleicht auch etwas zu seinen Leuten sagen wollte.
    Doch er entdeckte ihn nirgends.
     
     
     
    Das Geborgene Land, unter dem Königinnenreich
Weyurn, im Winter des 6234sten Sonnenzyklus
     
    D ie Karren schossen durch die Röhren, rissen Spinnweben mit sich und wirbelten den Staub von Jahrhunderten auf. Gelegentlich flüchtete ein großer Schatten vor den ratternden, lärmenden Loren aus dem Schein ihrer Fackeln in die Dunkelheit der Seitengänge und zeigte ihnen, dass es durchaus Leben tief unter dem Geborgenen Land gab. Doch es musste harmloses, ängstliches Leben sein, denn ihre Fahrt verlief ohne Zwischenfälle.
    Sie näherten sich dem Fünften Zwergenreich von Westen her. Tungdil zählte die Markierungen an den Wänden mit und errechnete am Ende ihres ersten Reisetages, dass sie mehr als zweihundertfünfzig Meilen gefahren waren.
    »Damit sind wir in vier Umläufen bei den Fünften«, gab er den Freunden bei der Rast am Feuer freudig bekannt. »Es geht schnell voran.«
    Sie hatten sich in einer großen Halle niedergelassen, durch die zwei Trassen führten und die als Knotenpunkt diente. Natürliche Steinsäulen und gemauerte Bögen trugen die Decke, Zwergenrunen an den Wänden und auf den Säulen ließen keinen Zweifel aufkommen, wer die Erbauer gewesen waren. Das Holz, das ihnen knackend Wärme gab, stammte von den Überresten nicht benutzter Stützbalken, die sie gefunden hatten.
    »Ich glaube nicht, dass sich der Drache von uns überlisten lässt«, sagte Goїmgar verzagt. »Er wird uns mit seinem Atem verbrennen.«
    »Ach, was. Wir stopfen ihm den Langen in den Hals, dann kommt nichts mehr aus seinem Schlund«, meinte Boїndil kauend. »Das schmeckt hervorragend, Balyndis.

Weitere Kostenlose Bücher