Die Zwerge
schmieden, von welchem der Großkönig Gundrabur geträumt hatte. Sei ein Gelehrter, mahnte er sich selbst. Seine Aufregung wuchs, er musste erst einen Schluck Wasser nehmen, dann begann er seinen Bericht, eine Hand an den Gurt des Fünften gelegt.
Er redete und redete, sah die Sterne hinter dem Mosaikfenster wandern, sah, wie aus dem schwarzen Himmel ein dunkelblauer wurde, wie die Gestirne verblassten und der Morgenröte wichen, und als die Sonne sich vollends über dem Geborgenen Land erhob und durch die grauen Schneewolken schien, endete seine Erzählung.
Liútasil hatte seine dunkelblauen Augen nicht einen Moment abgewandt, sondern die ganze Zeit über aufmerksam zugehört. »So wurde aus dem Wettstreit um den Thron des Großkönigs ein viel bedeutenderes Unterfangen«, sagte er langsam. »Ihr habt viel erlebt, man sieht es euren Gesichtern an.«
»Das ist wahr gesprochen, wir haben sehr viel erlebt und überlebt.« Andôkai stand auf, ihre Augen blitzten, ihr stürmisches Temperament ertrug das Warten nicht länger. »Es bleibt uns keine Zeit mehr. Wir haben genug geredet, Fürst Liútasil. Entscheidungen sind zu fällen, um überhaupt noch etwas an den Geschicken unseres Landes verändern zu können.« Sie trat einen Schritt nach vorn und war sich ihrer Wirkung durchaus bewusst. »Wie entscheidest du dich, Liútasil?« Ihr Blick schweifte herausfordernd über sein feines Antlitz. »Wie entscheiden sich die Elben?«
IX
Das Geborgene Land, das Elbenreich Âlandur,
im Winter des 6234sten Sonnenzyklus
» I ch fasse es nicht!« Boїndil wollte gar nicht mehr aufhören, sich aufzuregen, und schwang sich in Lore. »Bedenkzeit! Die Spitzohren haben sich Bedenkzeit erbeten! Wenn ich das nur höre! Wie lange wollen sie denn denken? Wenn Nôd’onn gewonnen hat und die Albae ihren Wald niederbrennen, ist es zu spät.« Wütend hieb er gegen den Haltegriff. »Ich könnte vier El… Orks in der Mitte durchhauen!«
Der Großkönig wird enttäuscht sein. Tungdil begab sich ernüchtert neben ihn auf den Sitz. »Mir ergeht es ebenso wie dir«, gestand er. »Ich habe geglaubt, Liútasil setzt sich gegen die Stimmen der Zauderer mit einem Machtwort durch, aber da habe ich mich wohl geirrt.«
Furgas betrachtete derweil die Schienen und lief einige Schritte in den Tunnel, um den Zustand der Gleise zu prüfen. »Es sieht gut aus. Sie sind zwar verrostet, doch ihre Festigkeit haben sie nicht verloren. Die Holzbalken sind hart wie Eisen.« Zufrieden kehrte er zu ihnen zurück und setzte sich neben Narmora. »Unsere Fahrt kann beginnen.«
Sie hatten die Nacht bei den Elben verbracht und in den weichsten Betten geschlafen, die es im Geborgenen Land gab, was den Menschen zwar gefiel, aber den Zwergen bereitete das ungewohnte Lager Kreuzschmerzen. Nach einem einfachen Mahl suchten Tungdil und seine Gefährten den Einstieg zu den Tunneln und fanden ihn; der Öffnungsmechanismus am Felsen, der unter einem dicken Farn verborgen lag, funktionierte tadellos. Sie stiegen hinab und fanden eine einfache Gleisanlage mit vier Loren.
»So.« Rodario verstaute seine Schreibutensilien. »Ich habe den Elben keinen sehr rühmlichen Auftritt in dem Theaterstück verpasst«, verkündete er zufrieden und strahlte. »Das Geborgene Land soll ruhig wissen, dass sie sich aus dem Kampf um die Heimat herausgehalten haben.«
»Immerhin haben wir den Eingang zu dem Tunnel gefunden«, versuchte Balyndis die schlechte Stimmung zu heben.
Ingrimmsch prüfte die Schärfe seiner Beile. »Ja, immerhin. Wir werden sehen, ob wir mit dem Gefährt weit kommen oder ob wir in den Leibern von Schweineschnauzen stecken bleiben, die in den Stollen auf uns warten.« Ein bösartiges Grinsen entstand auf seinem Gesicht. »Das wird endlich wieder ein Schlachtfest nach meinem Geschmack. Ich schlage uns den Weg schon frei.« Wie immer blickte er in solchen Augenblicken zu Djer_n, um ihn wortlos daran zu erinnern, dass der Krieger im Kampf gefälligst die zweite Geige zu spielen habe.
Tungdil betrachtete Narmora, die viel ruhiger wirkte, seit sie Âlandurs Land verlassen hatten. »Geht es wieder?«
Sie lächelte. »Es war zu viel Elbisches um mich herum, das Erbe meiner Mutter machte es mir schwer, mich dort wohl zu fühlen.«
Er räusperte sich. »Bist du … aufgeregt?«
»Weil meine große Stunde näher rückt?« Sie fasste Furgas’ Hand. »Aufregung ist das falsche Wort, noch spüre ich nichts davon. Sie wird kommen, wenn ich dem Magus
Weitere Kostenlose Bücher