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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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dem letzten seiner Widersacher, einem kräftig gebauten Exemplar mit einer besseren Rüstung.
    »Nein! Lass den Anführer leben!«, rief Tungdil. »Wir müssen ihn befragen.«
    Aber der Zwilling war vollends in seinem Kriegsrausch versunken. Schon fuhren die Beile auf den Ork hernieder, der beide Angriffe nicht gleichzeitig abwehren konnte.
    Andôkai gab Djer_n einen Befehl. Er reckte seinen gepanzerten Arm, packte die todgeweihte Bestie im Genick und hievte ihn wie ein Lastkran zu ihnen, wo er ihm das Schwert an die Kehle setzte. Der Wiederstand erstarb auf der Stelle.
    »He! Das ist Betrug!« Boїndil hopste unerschrocken zurück auf seinen Platz wollte sich zum Heck des Karrens begeben, um dem Ork den Schädel zu spalten, doch Andôkai stellte sich ihm in den Weg.
    »Nimm Vernunft an, Boїndil. Meine magischen Kräfte sind erholt genug, um dich gegen deinen Willen ruhig zu stellen«, warnte sie ihn mit eisigem Blick. »Erst müssen wir erfahren, was sich über unseren Köpfen tut.«
    Deutlich erkannten sie, wie die Urteilskraft Ingrimmschs mit dem Wahn rang. Keuchend ließ er sich auf die Holzbank sinken, die Einsicht hatte gesiegt. »Von mir aus. Ich hatte meinen Spaß und werde bald noch mehr haben.«
    Tungdil wandte sich dem Ork zu, seine Augen suchten ihren Gefangenen zu ergründen. »Was geschieht am Schwarzjoch?«, fragte er die Kreatur in der eigenen Sprache.
    »Ich sage dir nichts, Unterirdischer«, ächzte er.
    Der Zwerg langte nach Djer_ns Visier und öffnete es. Violettes Licht fiel in das hässliche Gesicht des Gefangenen, das sich nun zu einer Maske des Entsetzens und der puren Angst wandelte. »Möchtest du es ihm sagen?« Er vermied es, in das Antlitz des Kriegers zu blicken; der kurze Eindruck in der Oase würde ihm sein ganzes Leben lang reichen. »Oder soll er dir zuerst einen Arm abbeißen?«
    Der Ork quiekte in den schrillsten Tönen eine Bezeichnung, die er nicht verstand. »Nein, halte ihn zurück!«
    »Was wollt ihr am Schwarzjoch?«
    »Wir belagern die Unterirdischen, die sich dort versteckt halten«, berichtete er mit sich überschlagender Stimme. »Nôd’onn will sie vernichtet sehen.«
    »Warum?«
    »Ich weiß es nicht. Er will es eben!«
    »Ist er dort?«
    Der Ork schwieg, wobei er Djer_n nicht aus den Augen ließ.
    Tungdil konnte seine Angst riechen. »Ist er der Magus am Tafelberg?«, wiederholte er seine Frage. Da immer noch nichts geschah, übernahm der Krieger die Initiative. Sein Kopf schnellte vor, und es krachte laut.
    Der Ork jaulte auf und starrte auf den blutenden Stumpf, wo eben noch sein Unteram gewesen war. »Er ist da! Er ist da!«, brüllte er die Antwort voller Schmerzen heraus.
    »Wann wird der Angriff beginnen?«, verlangte Tungdil unbarmherzig zu wissen.
    »Ich kann es nicht sagen. Ich soll mit meinen Soldaten in vier Umläufen dort sein«, stöhnte das Ungeheuer und versuchte, das hervorschießende grüne Blut mit seiner unverletzten Hand zu stoppen, aber der Druck war zu groß. »Mehr …«
    Djer_n schien ausgehungert zu sein, und die Aussicht auf ein frisches Mahl machte ihn gierig. Er wartete nicht auf die Erlaubnis von Andôkai oder Tungdil, sondern stürzte sich auf den Ork, um ihn zu töten und den zuckenden Leichnam aufzufressen. Da er es mit dem Rücken zu den anderen tat, sah wieder niemand sein Gesicht.
    Die Maga gab ihm eine Anweisung. Augenblicklich ließ er von dem Kadaver ab, schloss sein Visier und hockte sich hin. Die Vorderseite und der Helm waren grün gefärbt, und es stank widerlich nach den Innereien des zerfetzten Orks.
    »Wirf ihn hinaus«, befahl sie ihm. Djer_n schleuderte die Überreste der Grünhaut aus der Lore.
    »Wenn wir ihn nicht bräuchten …«, sagte Ingrimmsch dumpf und beließ es bei seiner Andeutung. »Es ist ein dressiertes Raubtier, mehr nicht.« Er schaute zu Andôkai. »Hoffentlich ist dir dein Gott gewogen genug, dich immer die Macht über ihn haben zu lassen.« Der Zwerg verstaute seine Beile. »Falls nicht, sag mir Bescheid, und ich stehe dir bei.«
    Sie verzichtete auf eine Antwort.
    Der Sohn Samusins frisst die Schöpfungen seines Vaters. Tungdil betrachtete gebannt die eiserne Dämonenfratze, hinter der es immer noch blauviolett loderte, als brennte dort ein unlöschbares Feuer, dann warf er Narmora einen Blick zu. »Wenn die Orks innerhalb von vier Sonnenumläufen dort sein müssen, sollten wir es auch sein.« Er wandte sich wieder nach vorn. Der Fahrtwind wirbelte ihm frische Luft zu und trieb ihm den Gestank des

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