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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sich Zwerge in den Röhren niedergelassen und eine eigene Gemeinschaft gebildet!
    Nun ergriff Aufregung jede Faser seines Körpers. Es konnte durchaus sein, dass in den hunderten von Zyklen die Verstoßenen der Zwergenstämme durch einen glücklichen Umstand auf die Röhren aufmerksam geworden waren und sich ihr eigenes Reich geschaffen hatten. Ist es möglich, dass sie hier und unter ihresgleichen geblieben sind, anstatt nach Hause zurückzukehren?
    »Schnell, Papier und Feder«, verlangte er von Rodario, der ihm das Gewünschte überließ, woraufhin Tungdil hastig und mit furchtbarer Schrift, weil der Karren so sehr ruckte, eine Nachricht schrieb, in der er ihnen für die Hilfe dankte. Als sie an einem Stalagmiten vorübersausten, spießte er den Zettel darauf.
    »Was sollte das?«, wollte Andôkai wissen. »Eine Botschaft an die Ahnen?«
    »Keine Ahnen«, entgegnete er. »Wenn meine Annahme stimmt, sind es Zwerge, Ausgestoßene aus allen Zwergenreichen, die sich ihr eigenes Herrschaftsgebiet eingerichtet haben. Wir und die Orks sind darin eingedrungen.« In aller Kürze erklärte er ihnen, wie er auf diese Vermutung kam. »Sie haben uns mehrfach gewarnt, erinnert euch. Das Klopfen, der Einbruch des Stollens, ihr Auftreten in der Steinhalle. Sie wollten, dass wir ihr Reich verlassen, denke ich.«
    »Ha, ich verstehe! Als die Orks auftauchten, haben sie nicht länger gezögert und sind uns zu Hilfe gekommen, anstatt uns weiterhin verjagen zu wollen. Blut ist eben doch dicker als Wasser. Großartig, einfach großartig!« Rodario nahm seine Utensilien augenblicklich wieder an sich. »Gib her. Das muss ich notieren.«
    »Die Reise brachte so viel Neues«, sagte Balyndis leise. »Wenn am Ende das Gute überwiegt, bin ich zufrieden.«
    »Es wird«, beruhigte er sie. Als die Lore um die Ecke ratterte und der Stalagmit gerade aus dem Sichtfeld verschwand, glaubte er, eine Gestalt gesehen zu haben, die nach dem Zettel griff.
     
    *
     
    Als sie die Trasse durch das einstige Lios Nudin führte, nutzte Andôkai die Gelegenheit, um neue magische Kräfte zu schöpfen. Sie schloss die Augen, und nicht lange darauf begannen die Wände des Tunnels zu glühen, das Gestein erhellte sich, zeigte ihnen seine Einschlüsse und Maserungen. Andôkai atmete schneller, das Leuchten wurde stärker und wurde gleißend, bis es abrupt endete.
    Zögernd öffnete sie die Lider, neigte ihren Kopf nach rechts und übergab sich mehrfach über den Rand der Lore.
    »Was ist?« Tungdil wollte die Reise unterbrechen, aber sie winkte ihm zu, dass er weiterfahren solle.
    »Nur zu, es ist nichts. Nôd’onn hat die Felder beinahe völlig unbrauchbar für mich gemacht.« Sie lehnte sich zurück, Balyndis reichte ihr einen Wasserschlauch. »Noch geht es, aber mehr Energie kann ich nicht aufnehmen, sonst wird es mich umbringen.« Ihre Lippen pressten sich aufeinander, sie rang mit einer neuen Übelkeitsattacke.
    Nach zwei Sonnenumläufen, an einer Stelle, an der zwei Trassen kurz nach einer Weiche parallel nebeneinander her liefen, zischte plötzlich eine zweite Lore heran und schob sich auf gleiche Höhe mit der ihren. Das Dutzend Orks, das darin hockte, schaute genauso verdutzt auf die Zwerge und Menschen wie diese zu den Feinden.
    Ingrimmsch überwand seine Überraschung als Erster und tat das, was man von ihm erwartete.
    »Oink, oink! Schweinchen!«, schrie er voller Begeisterung, und die Beile flogen ihn seine Hände. »Sie gehören mir!«
    Ehe ihn jemand zurückhalten konnte, machte er einen gewaltigen Satz in das Vehikel der Bestien, landete mitten unter ihnen und wütete mit seinen Waffen. Da er in seinem Kampfrausch zuerst den Bremser tötete und sich dann um die weiteren Gegner kümmerte, kam die Lore nicht zum Stehen, sondern rollte in voller Fahrt weiter die Schienen entlang.
    Sie zischten unter einer Reihe von Stalaktiten hindurch, was Boїndil zu seinen Gunsten ausnutzte. Geschickt brachte er einen unvorsichtigen Ork dazu, dem zuckenden Beil so unglücklich auszuweichen, dass sein Gesicht mit einem der Kalkgesteine kollidierte. Eine Blutwolke sprühte auf, und das Ungeheuer wurde unter dem gehässigen Gelächter des Zwergs aus dem Karren gerissen.
    Ingrimmsch mähte sich durch die Reihen der Grünhäute, die sich mehr schlecht als recht zur Wehr setzten; die Überraschung und die beengten Verhältnisse spielten dem Zwerg in die Hände. Sein freudiges Lachen, das Knurren und seine Schreie mischten sich ins Rattern der Lore. Endlich stand er vor

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