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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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seiner Neugier gerechnet und ihm eine Lektion erteilt.
    »Was bei allen Gebirgen des Geborgenen Landes war das, Gelehrter?«, verlangte Boëndal missvergnügt zu wissen. »Magischer Firlefanz?«
    »Ich wollte nur sehen, ob … die magische Falle nach so langer Zeit noch funktioniert«, antwortete er und zwang sich, nicht zu schnell zu atmen. Der Schreck saß ihm mindestens genauso in den Gliedern wie den Zwillingen. »Es ist gegen … Diebe, die den Sack stehlen wollen.«
    »Das kleine Ding hat den Lärm veranstaltet?!« Ingrimmsch schaute ungläubig auf das Leder. »Welchen Zweck hat das Spektakel? Soll der Dieb damit die Umstehenden unterhalten und Goldmünzen verdienen können?«
    »Nein. So höre und sehe ich immer, wo er ist, und kann mir mein Eigentum zurückholen«, dachte Tungdil sich eine schmeichelhaftere Erklärung aus, weil er nicht eingestehen wollte, dass die Vorrichtung gegen seine Wissbegier gerichtet war.
    »Wäre es dann nicht geschickter, er hätte einen Zauber auf das Ding gesprochen, der den Diebstahl verhindert?«, knurrte Boїndil und spuckte aus. »Die Magie der Langen, pah. Ist nichts, taugt nichts.«
    Sein Bruder ging auf sein Schimpfen ein. »Ein Hammer müsste herauskommen und dem Schurken auf den Kopf hauen«, meinte er grinsend.
    »Oder ihm die Hände zerquetschen, damit er sich nie wieder an fremdem Eigentum vergreift«, fügte Boїndil hinzu.
    Boëndal setzte sich wieder. »Verstehe einer die Magi. Da haben sie so viel Macht und denken nicht an die einfachsten Dinge.«
    Tungdil schluckte. Er war seinem Ziehvater dankbar, dass er eine solche brutale Strafe nicht vorgesehen hatte. »Ich werde ihm deine Vorschläge unterbreiten«, nickte er ihnen zu.
    »Das können wir ja selbst tun.«
    »Nein«, wehrte er rasch ab. »Nein, ich sage es ihm. Er mag keine Vorschläge. Von Fremden.« Sein Kopf fühlte sich heiß an, und er wurde rot; glücklicherweise schauten seine Begleiter nicht zu ihm, sondern versuchten, den ins Feuer gefallenen Käse mit einem Stöckchen vor den Flammen zu retten.
    »So ein Radau hätte uns in Grünhain das Leben kosten können«, brummte Boїndil. »Lass die Finger von dem Band«, empfahl er ihm nachdrücklich. Seufzend barg er sein Abendessen aus der Glut, tunkte das Käsestück kurz in seinen Wasserbecher, um die Asche zu entfernen, und steckte es sich in den Mund. »Glück gehabt«, meinte er.
    Tungdil war der Vorfall jedenfalls eine Lehre. Ich werde den Sack nur noch anfassen, um ihn auf die Schulter zu heben oder abends abzustellen. Von mir aus kann ein Schatz drin sein, es ist mir gleichgültig.

VII
     
     
    Das Geborgene Land, Lios Nudin
im Jahr des 6234sten Sonnenzyklus,
Sommer
     
    R antja schaute über die Menschenmenge. Die einhundertachtzig besten Famuli der Zauberreiche standen wartend in der Vorhalle des Palastes, um von Nudin dem Wissbegierigen empfangen zu werden. Ihre Magi und Magae hatten sie nach Lios Nudin befohlen, um ihnen im Kampf gegen das Tote Land beizustehen. Ungeduldiges Gemurmel erfüllte den hohen, weiten Raum.
    »Es scheint schlimm um die magischen Barrieren zu stehen, wenn selbst die Zauberschüler anrücken müssen, um zu helfen, die finstere Macht aus dem Norden zu bezwingen«, sagte ein Famulus neben ihr. »Du wirst immer hübscher, Rantja.«
    »Jolosin!«, rief sie freudig und reichte ihm die Hand. Da bemerkte sie die neue, dunkelblaue Robe. »Oh, du bist in die vierte Stufe aufgestiegen. Hast du Lot-Ionan so lange geärgert, bis er nicht mehr anders konnte?«
    »Und dich hat Nudin mit deinen zweiunddreißig Zyklen gleich in die fünfte Stufe gehoben? Ich bin beeindruckt«, erwiderte der dunkelhaarige Mann flachsend und anerkennend zugleich. »Geht es dir gut?«
    »Sehr«, lächelte sie, doch dann wurde sie ernst. »Bis auf die Nachricht, dass das Tote Land mehr an Macht gewinnt.« Sie bemerkte zahlreiche kleine Schnitte in seinen Fingern. »Wie ist denn das passiert?«
    Er winkte ab. »Frag nicht. Aber es sei dir gesagt, dass ich an einem Zauber für Kartoffelschälen arbeite«, antwortete er missmutig. »Ich bin froh, endlich von den Kochtöpfen wegzukommen und etwas Sinnvolles zu tun.« Er blickte sich um. »Hast du die Großmeister schon gesehen?«
    »Sie sind ebenso verschwunden wie mein Magus«, antwortete Rantja besorgt. »Weißt du mehr?«
    »Alles, was ich erhielt, war die Botschaft, dass ihre Beschwörungszeremonien volle Aufmerksamkeit verlangen, und daher werde man das Wiedersehen vorerst verschieben«, meinte er

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