Die Zwillingsschwestern
professioneller
Tennisspieler, der es zu nichts brachte. Aber er wäre schon zurechtgekommen,
wenn sie nicht gewesen wäre. Mit mir hätte er es schon geschafft.
Wahrscheinlich hätte es nie zu mehr als einer kleinen Wohnung und dem
vorjährigen Wagenmodell gereicht, aber wir würden zurechtgekommen sein. Sie hat
ihn ruiniert.«
»Auf
welche Weise?«
»Sie
hat ihn mit dem vielen Geld geblendet. Er gewöhnte sich daran, Anzüge zu
tragen, die dreihundert Dollar kosteten, und in Hotelzimmern zu fünfzig Dollar
pro Übernachtung zu wohnen. Mit der Zeit wurde er wie ein zahmer Hund; wenn sie
mit dem Finger schnippte, sprang er. Als sie seiner überdrüssig wurde, , setzte
sie ihn ohne einen Pfennig auf die Straße. Es war zuviel für ihn, er war zu
faul, um sich wieder als Professional zu betätigen, und jünger war er auch nicht
geworden. Sie ist schuld an seinem Tod, so oder so.«
»Das
sagen Sie schon die ganze Zeit«, gähnte ich. »Haben Sie Beweise dafür?«
»Machen
Sie sich mal darüber keine Sorgen, Leutnant!« fauchte sie. »Ich habe was, womit
ich die Familie Calthorpe fertigmachen kann. Ich habe noch nicht damit
begonnen. Wenn ich mit dieser rothaarigen Hexe fertig bin, wird sie denken, der
Himmel ist eingestürzt, und später wird sie wünschen, es wäre wirklich so. Sie
ist fällig.« Sie lächelte mit unendlicher Genugtuung. »Und ich werde dafür
sorgen, daß sie bekommt, was ihr zusteht!«
»Ich
muß Sie darauf aufmerksam machen, daß das Verheimlichen von Beweismaterial ein
Vergehen und somit strafbar ist«, sagte ich kühl. »Wenn Sie etwas wissen, was
mit dem Tode Ihres geschiedenen Gatten zu tun hat, so ist es Ihre Pflicht, es
uns jetzt zu sagen. Wenn Sie es nicht tun, dann...«
»Hören
Sie doch auf damit, Leutnant«, unterbrach sie mich mit rauher Stimme. »Das
kostet unser aller Zeit und bringt doch nichts ein. Damit hätten Sie vielleicht
vor zwanzig Jahren Leute einschüchtern können, aber seit es Fernsehen gibt,
sind diese Zeiten vorbei. Jetzt hört man dieses Sprüchlein von jedem
Schauspieler, der einen Polizisten spielt, mindestens dreimal in der Woche auf
sechs verschiedenen Kanälen. Es hat seine Wirkung eingebüßt. Sie können mir
nichts anhaben, und Sie wissen es so gut wie ich.«
»Persönlich
würde ich von Ihnen gar nichts wollen«, knurrte Polnik sie an.
»Beabsichtigen
Sie, länger in Pine City zu bleiben, Miss Davis?« erkundigte ich mich.
»Das
ist meine Sache!«
»Wenn
Sie wirklich etwas wissen, würde ich an Ihrer Stelle nicht zu lange hier
bleiben«, sagte ich freundlich.
»Was
wollen Sie damit sagen?«
»Wenn
Sie das wissen, was Howard wußte, könnte es Ihnen gefährlich werden«, erklärte
ich. »Sie sehen ja, was ihm passiert ist.«
»Ich
habe keine Angst, daß mir etwas passiert«, sagte sie schroff. »Ich bin ja kein
solcher Idiot wie er.«
»Was
für einer sind Sie denn?« wollte Polnik wissen.
Sie
warf ihm einen bitterbösen Blick zu, dann schaute sie mich an. »Wozu haben Sie
denn den dabei?« fragte sie. »Zum Schuheputzen?«
Ich
nickte Polnik zu und ging zur für, »Vielen Dank, Miss Davis«, sagte ich. »Ich
weiß zwar nicht wofür, aber trotzdem.«
»Sie
haben mich schon zwanzig Minuten aufgehalten«, fauchte sie. »Haben Sie denn
nichts Wichtigeres zu tun?«
»Lady«,
sagte Polnik mit tierischem Ernst, »wenn ich Hellseher gewesen wäre, würde ich
was Besseres gefunden haben. In jedem Falle!«
Ich
klopfte an die Tür im neunten Stock, und sie öffnete sich fast unmittelbar darauf,
aber nicht Penny Calthorpe starrte mich an, sondern Jonathan Blake. »Was
v/ollen Sie, Leutnant?« fragte er eisig.
»Mich
mit Penny unterhalten«, sagte ich und ging an ihm vorbei in das Wohnzimmer.
Penny
saß auf der Couch. Sie trug einen sittsam bis zum Hals geschlossenen
Mandarinenrock, der ihr ein zerbrechliches Aussehen verlieh — Marke »Vorsicht,
Glas!« Ihre Augen waren verschwollen und gerötet und mandelförmiger nachgezogen
denn je zuvor. Sie sah aus wie das lebendige Abbild von Jonathan Blakes Vorliebe.
Eine
schwere Hand packte meine Schulter und wirbelte mich herum. Unvermittelt sah
ich mich Blakes entschlossenem Gesicht gegenüber. »Passen Sie auf, Wheeler«,
sagte er mit eisiger Stimme, »ich verlange eine Erklärung für Ihr gestriges
Benehmen.«
Ich
schlug seine Hand von meiner Schulter. »Wer sind Sie eigentlich, daß Sie sich
einbilden, hier etwas verlangen zu können?« fragte ich ihn.
»Wir
werden in wenigen Wochen heiraten«, sagte
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