Die Zwillingsschwestern
er. »Ich betrachte mich als Pennys
Beschützer.«
»Sie
vielleicht, aber das Gesetz nicht«, sagte ich. »Bis Sie mit ihr verheiratet
sind, existieren Sie rechtlich gesehen überhaupt nicht in ihrem Dasein. In ihre
Angelegenheiten haben Sie überhaupt nichts hineinzureden. Ich gebe Ihnen einen
guten Rat — halten Sie Ihren Mund!«
Ich
wandte mich wieder an Penny, da fühlte ich erneut seine kräftigen Finger auf
meiner Schulter. »Nehmen Sie Ihre Hand von meiner Schulter, Blake«, sagte ich,
ohne mich umzudrehen. »Wenn Sie sich weiter einmischen, rufe ich meine
Dienststelle an und lasse ein paar Beamte herschicken, die Sie wegen
Behinderung der Staatsgewalt festnehmen. Und glauben Sie nur nicht, daß Sie
nicht hängenbleiben.«
Langsam
lockerte sich sein Griff, und er ließ die Hand sinken. »Sind Sie bereit, mir
jetzt die ganze Geschichte zu erzählen?« fragte ich Penny.
Sie
klammerte sich an die Seitenlehne der Couch. »Ich habe es Ihnen doch schon
gestern nacht gesagt, Leutnant«, rief sie hysterisch. »Ich habe Howard nicht
getötet. Ich war’s nicht! Ich war’s nicht!«
»Das
reicht mir, Wheeler!« sagte Blake. Rasch durchquerte er den Raum und ging zur
Couch. Penny sprang auf und preßte sich dankbar gegen seine Brust. »Schütze
mich, Jonathan«, wimmerte sie. »Bitte, laß nicht zu, daß er mir immer wieder
diese furchtbaren Fragen stellt. Ich bin so durcheinander, daß ich nicht mehr
weiß, was ich sage! Ich habe Angst vor ihm!«
Die
roten Flecken verschwanden aus Blakes Wangen, und sein Gesicht wurde unter der
gebräunten Haut blaß. »Verdammt noch mal, Wheeler«, sagte er leise. »Ich werde
nicht untätig zusehen, während Sie dieses Mädchen terrorisieren. Wir haben das
Recht auf einen Anwalt, und Penny wird keine einzige Ihrer Fragen mehr
beantworten, bis ein Anwalt hier in diesem Zimmer sitzt!«
»Prima,
Blake«, sagte ich. »Dieses Theater mit dem Gesetz des Dschungels und dem großen
weißen Jäger als Beschützer der Vertreterin des schwachen Geschlechts. Der
Auftritt verdient einen kleinen Applaus.«
»Ich
werde mir Ihre billigen Unverschämtheiten nicht länger anhören!« sagte er. »Ich
rufe meinen Anwalt auf der Stelle an!« Er ging zum Telefon, das auf dem Tisch
stand.
»Sie
können natürlich Ihren Anwalt anrufen«, sagte ich. »Aber bevor er herkommt,
nehme ich Penny mit ins Büro des Sheriffs und verhafte sie als Tatzeugin. Ihr
Anwalt wird eine richterliche Anordnung brauchen, um sie wieder freizubekommen.
Er wird es schaffen — freilich, aber das dauert eine Zeit. Einen halben Tag — drei
Stunden aber mindestens. Inzwischen stelle ich ihr alle Fragen, die ich will,
und weder Sie noch Ihr Anwalt noch sonst wer kann sich einmischen.«
Er
starrte mich schweigend an. »Schön«, sagte er schließlich nach beträchtlicher
Anstrengung. »Na schön. Was wollen Sie?«
»Was
ich von Anfang an wollte«, fuhr ich ihn an. »Einige Fragen stellen. Würden Sie
sich endlich hinsetzen und den Mund halten? Das beste wäre, Sie würden uns
allen etwas zu trinken machen.«
»Ist
gut«, sagte er. »Aber denken Sie nicht, daß ich das vergessen werde, Wheeler.«
»Ich
auch nicht«, antwortete ich. Ich wandte mich wieder an Penny. »Thelma Davis ist
in der Stadt«, sagte ich. »Wußten Sie das?«
Sie
schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Somit
überbringe ich Ihnen also eine Neuigkeit. Ich habe gerade mit ihr gesprochen.
Sie mag Sie nicht.«
»Das
überrascht mich nicht«, antwortete Penny. »Sie war eine eifersüchtige und
rachsüchtige Frau, soweit ich mich erinnere, die alles was sie hat nur für sich
behalten möchte.«
»Rachsüchtig
dürfte den Nagel auf den Kopf treffen«, sagte ich. »Sie meinte, sie wüßte was,
was die ganze Calthorpe-Familie, und Sie im besonderen, fertigmachen würde.«
Penny
richtete sich auf und schaute hilflos von mir zu Blake und wieder zu mir. »Was
weiß sie?«
»Ich
dachte, das würden Sie mir sagen können. Haben Sie denn gar keine Ahnung?«
Sie
schüttelte den Kopf. »Nein, nicht die leiseste Ahnung, Leutnant.«
»Das
ist die Sorte Drohungen, die Leute ausstoßen, die mit den Nerven fertig sind«,
meinte Blake. »Das ist doch lediglich v/irrer Quatsch einer Frau, die nicht
alle Tassen im Schrank hat, würde ich sagen. Nicht wert, daß man sich’s anhört,
Leutnant.«
»Vielen
Dank, Doktor Blake!« sagte ich. »Verehrte Zuhörer, Sie hören die nächste
Sendung der Reihe in der kommenden Woche. Doktor Blake spricht über das Thema:
Warum verändern
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