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Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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auf. »Das ist
Sergeant Polnik.«
    »Was
wollen Sie?«
    »Ihnen
einige Fragen stellen«, sagte ich. »Über Ihren Gatten, Howard Davis.«
    »Sie
meinen wohl meinen geschiedenen Mann«, stellte sie richtig. »Ich habe mich vor
zwei Jahren von ihm scheiden lassen.«
    »Dürfen
wir hereinkommen?« fragte ich.
    Sie
zögerte einen Augenblick. »Ich denke wohl«,sagte sie dann unwillig. »Es wird
doch nicht lange dauern, oder?«
    »Ich
glaube nicht«, sagte ich.
    Sie
öffnete die Tür ein bißchen weiter, und wir betraten das Zimmer. Ein Bett, ein
Wandschrank und eine verschrammte Kommode. In einer Ecke stand ein ramponierter
Koffer. Der Teppich war ausgefranst, und über allem lag eine feine Staubschicht
und eine fast greifbare Atmosphäre der Verzweiflung.
    Thelma
Davis trug eine schicke weiße Bluse und einen blauen, gestreiften Rock. Sie war
blond, aber nicht der aufregende Typ. Polnik bemühte sich nicht, seine schwere
Enttäuschung zu verbergen, als er sie anschaute. Sie zündete sich eine
Zigarette an und wandte sich ungeduldig an mich. »Machen Sie’s bitte kurz,
Leutnant, ich bin nämlich verabredet.«
    »Selbstverständlich«,
sagte ich. »Sie wissen doch, daß Ihr Gatte — Ihr geschiedener Gatte — vor zwei
Tagen] ermordet wurde.«
    »Ich
las es in der Zeitung«, sagte sie gleichgültig.
    »Ich
dachte, Sie würden seine Leiche beanspruchen«, sagte ich.
    »Wieso
ich? Die kann Penelope Calthorpe haben. Sie war nach mir seine Frau. Von all
den rückständigen Unterhaltszahlungen, die ich jetzt nicht mehr bekomme, kann
sie ihm irgendwo eine Marmorgruft bauen lassen!«
    Der
nackte Haß sprach aus ihrem Gesicht. Vielleicht hatte sie in ihrem Leben zu
viele Leute gehaßt, das erklärte ihre scharfen Gesichtszüge. Sie machte mir den
Eindruck, gründlich hassen zu können. Ich ging zum Fenster und zündete eine
Zigarette an. »Warum sind Sie nach Pine City gekommen, Miss Davis?«
    »Ich
folgte ihm natürlich«, fauchte sie. »Er war mit seinen
Unterhaltsverpflichtungen bereits sechs Monate im Rückstand, dann ließ er mich
in San Francisco sitzen; aber ich erfuhr, wohin er gefahren war.«
    »Sie
schrieben ihm vorher einen Brief aus San Francisco, in dem Sie ihm drei Tage
Zeit ließen, die rückständigen Unterhaltszahlungen zu leisten, sonst würden Sie
ihn hinter Gitter bringen — wohin er gehöre. So drückten Sie sich doch aus — wenn
ich mich richtig entsinne.«
    »Howard
hat immer Briefe aufgehoben«, sagte sie. »Sein einziger sentimentaler Zug.«
    »Was
gab Ihnen dazu Veranlassung, Ihre Absicht zu ändern?«
    »Worüber?«
    »Ihn
hinter Gitter zu bringen.«
    »Ich
hatte meine Absicht nicht geändert.«
    Ich
drehte mich wieder zu ihr um. »Sie schrieben ihm den Brief, dann erfuhren Sie,
daß er San Francisco verlassen hatte und folgten ihm hierher. Aber als sie ihn
erwischt hatten, erstatteten Sie keine Anzeige, um ihn festnehmen zu lassen«
Weshalb?«
    »Ich
bin eine Frau. Ist es verboten, daß ich meine Absicht ändere?« fragte sie
spitz.
    »Howard
wollte Ihnen einen Brief schreiben, aber er hat ihn nie beendet«, sagte ich.
»Wahrscheinlich, weil Sie hier ankamen, bevor er dazu Zeit hatte. Er erwähnte,
er stünde gerade vor dem Abschluß einer großen Sache, auf die er schon sein
ganzes Leben gewartet hatte. Vielleicht erzählte er Ihnen davon, so daß Sie
deshalb nicht zum Gericht gingen?«
    »Er
erwähnte mir gegenüber nie etwas von einer großen Sache! Die einzige große
Sache seines Lebens war seine Heirat mit Penelope Calthorpe, und dabei ist er
mächtig reingefallen. Er konnte noch nicht einmal anständig sterben; er mußte
sich ermorden lassen!«
    Ich
warf Polnik einen Blick zu, der hilflos die Augen nach oben verdrehte. »Ich
glaube, Sie lügen, Miss Davis«, sagte ich ihr ins Gesicht.
    »Wenn
Sie mich beleidigen wollen, dann ist es besser, Sie gehen!« verwahrte sie sich
lautstark. »Ich habe meine Rechte als Staatsbürgerin.«
    »Können
Sie sich vorstellen, weshalb Ihr Gatte ermordet worden sein könnte?«
    »Das hat
bestimmt etwas mit dieser Calthorpe zu tun«, sagte sie. »Das können Sie mir
glauben.«
    »Warum?«
    »Die
taugen beide nichts, haben noch nie was getaugt. Viel zuviel Geld und die Moral
streunender Katzen. Seit dem Tode ihres Vaters haben sie alles gekauft, was sie
haben wollten, und das schließt im Falle von Penelope auch Howard ein.«
    »Hatte
nicht auch Howard ein bißchen was damit zu tun?« fragte ich.
    »Mit
dem war noch nie viel los«, sagte sie verbissen. »Ein

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