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Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Nachrichten-Johnny hergefunden — das ist sein Wagen.« Ich nickte
zum Cadillac. »Wollen Sie mir endlich verraten, was passiert ist?«
    »Nicht
viel«, brummte er. »Ich trödelte hier herum, bis er auftauchte, dann tat ich
so, als kriegte ich es mit der Angst zu tun und rannte in die Schlucht. Er
sprang aus dem Wagen und kam hinter mir her. Er hat ein Gewehr bei sich. Dem
Abschuß nach könnte es eine Savage dreihundert sein, aber beschwören möchte ich
es nicht.«
    »Mir
genügt, daß er ein Gewehr dabei hat; das Kaliber kann mir gestohlen bleiben«,
sagte ich. »Weiter, was geschah dann?«
    »Ich
lockte ihn zu der Stelle, wo ich meine Schießübungen veranstaltete und wo auch
Sie mich das letztemal fanden.«
    »Ja,
ich erinnere mich.«
    »War
ein reines Kinderspiel für mich«, sagte er wegwerfend. »Ich sorgte dafür, daß
er mich auch wirklich hineinlaufen sah; dann nützte ich die natürliche Deckung
aus und war damit für ihn verschwunden. Natürlich dachte er, daß ich tiefer in
den Seitengang hineingelaufen sein mußte, als er es sich vorgestellt hatte. Er
stürmte also weiter und entfernte sich immer mehr von der Hauptschlucht,
während ich ruhig in den Canyon zurückging.«
    Ich
zündete eine weitere Zigarette an. »Und?«
    »Ganz
einfach, alter Freund. Da haben Sie Jäger und Gejagten. Fünf Minuten später
sind die Rollen vertauscht. Nachrichten-Johnny kommt an das Ende der
Nebenschlucht und steht vor einer achtzig Meter hohen Felswand. Es bleibt ihm
nichts anderes übrig, als zum Hauptcanyon zurückzukehren. Aber inzwischen warte
ich schon auf ihn am Eingang der Nebenschlucht, und alle Vorteile liegen auf
meiner Seite.«
    Blake
kicherte zufrieden. »Armer einfältiger Narr«, sagte er fast mitleidig. »Er muß
das Gefühl gehabt haben, sich selber eine Kugel durchs Hirn zu jagen, als ihm
klarwurde, was geschehen war. Ich wartete, daß er herauskam; ich hatte es nicht
eilig, ich hatte eine Menge Zeit. Auf eine Entfernung von dreihundert Metern
hatte ich ihn im Fadenkreuz, aber ich ließ ihn auf zweihundert Meter
herankommen, bevor ich abdrückte.«
    Er zog
die Stirn kraus. »Ich weiß nicht, woran es lag. Er bot ein leichtes Ziel — aber
wahrscheinlich war ich zu zapplig.«
    »Schossen
Sie daneben?«
    Blake
starrte mich entgeistert an. »Was denken Sie, nein! Aber ich verwundete ihn
nur. Er sprang in die Luft, und ich hörte ihn schreien, als er hinfiel. Aber
schon zwei Sekunden später schoß er auf mich, und die Kugeln kamen nahe,
ungemütlich nahe. Deshalb setzte ich mich ab und kam hierher zurück.«
    »Das
heißt also, daß Nachrichten-Johnny mit einem Gewehr noch da drinnen ist«, sagte
ich.
    »Richtig,
er ist noch da.« Er schaute auf die Uhr. »Aber wenn er nicht innerhalb der
nächsten halben Stunde auftaucht, ist er tot.«
    »Wie
kommen Sie darauf?«
    Väterlich
tätschelte er den Kolben seiner Winchester. »Diese Babies boxen ein hübsch
großes Loch in alles, was sie treffen, alter Junge«, sagte er. »Ich glaube, daß
ich ihn entweder im Oberschenkel oder im Bauch erwischte. Aber egal an welcher
Stelle, er verliert rasch Blut, eine Menge Blut.« Er kniff die Augenlider zusammen
und schaute zum Himmel empor. »Sie dürfen die Sonne nicht vergessen, Wheeler.
Die Temperatur in der Seitenschlucht dürfte weit über vierzig Grad liegen. Das
hält er nicht lange aus, schon gar nicht mit einer Schußwunde.«
    »Warum
gehen wir nicht hinein und holen ihn heraus?« fragte ich. »Sie können doch
einen Menschen nicht so sterben lassen, egal wer es ist.«
    Er
schüttelte entschlossen den Kopf. »Zu gefährlich — lassen Sie sich das von
einem alten Hasen auf diesem Gebiet sagen. Ein verwundeter Mann ist wie ein
angeschossenes Nashorn — wird vor Schmerzen verrückt und ist schwer zu
erledigen. Lieber noch eine halbe Stunde warten und sichergehen.«
    »Wie
ist’s mit verwundeten Löwen?« fragte ich. »Sind die auch schwer zu töten?«
    »Wie
kommen Sie darauf?«
    »Ich
wußte nicht, wie Sie mit Munition gestellt sind«, sagte ich zu ihm. »Deshalb
brachte ich das hier mit.« Ich holte die großkalibrige Munition aus der Tasche
und ließ sie in seine Hand fallen. Es schien, daß er sie lange Zeit
betrachtete, bevor er sprach. »Continental sechshundert«, sagte er endlich.
»Ausgezeichnete Waffe. Wo haben Sie das her?«
    »Aus
einem Briefumschlag«, sagte ich freundlich, »der im Safe des Park-Hotels hinterlegt war.«
    »Interessant«,
murmelte er.
    »Thelma
Davis hat sie dort aufbewahren

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