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Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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vielleicht dabei.« Ich hob die Rechte
hinter den Jackenaufschlag und holte den Achtunddreißiger heraus.
    »Auch
das kann mich nicht aufhalten«, sagte er.
    Ich
richtete den Revolver auf seine Brust und dachte über seine Worte nach. Ich
hatte den Sicherungsflügel noch nicht zurückgeschoben. Noch hatte ich die freie
Wahl — es lag ganz bei mir. Wenn ich falsch geraten hatte, würde ich tot sein,
und wenn ich richtig geraten hatte, bestand trotzdem keine Garantie, daß es
klappen würde. Verflixt noch mal, dachte ich, wenn ich zu lange überlege,
verpatze ich die ganze Sache, so oder so.
    Nachrichten-Johnny
kam langsam auf mich zu. Er hatte den federnden Schritt der großen Familie der
Katzen, vom Hauskätzchen angefangen bis zum Tiger. Er hatte die Schultern nach
vorn gebeugt und seine Finger spannten und entspannten sich. »Sie können mich
nicht aufhalten, Wheeler«, sagte er zuversichtlich. »Sie haben nicht die Brust,
einen Unbewaffneten kaltblütig niederzuschießen.«
    »Wenn
Sie näher kommen, können Sie es ausprobieren.«
    Ohne es
eilig zu haben, kam er auf mich zu, bis er nur noch einen Schritt zu tun
brauchte, um zuschlagen zu können.
    »Okay«,
sagte ich gepreßt. »Sie wollen es nicht anders!« Er bäumte sich auf den Ballen
nach vorn und seine massige Gestalt nahm mir jede Sicht. Plötzlich bestand die
ganze Weit nur noch aus Nachrichten-Johnny. Ich riß den Abzug des
Achtunddreißigers durch und vernahm ein metallisches Klicken. Seine wilde Lache
sprengte mir fast das Trommelfell.
    »Sie
trauriger Blödian«, sagte er verächtlich. »Sie sind nicht wert, daß man Sie
umbringt. Gehen Sie mir aus dem Weg!« Er hob den rechten Arm und ließ ihn von
schräg oben herabsausen, wie ein Mann, der gelangweilt nach einer Fliege
schlägt. Sein Handrücken traf mein Gesicht mit brutaler, lähmender Gewalt, und
ich fühlte mich vom Boden hochgehoben und hilflos nach hinten segeln. Es gab
einen plötzlichen, aber nur kurzen Halt, dann ging die Glasverkleidung entzwei,
als ich hindurchsauste. Ich landete am gekachelten Rand des Schwimmbeckens auf
meinem Rücken, und Nacht umfing mich.
    Ich
konnte nicht länger als eine halbe Minute bewußtlos gewesen sein. Ais erstes
hörte ich, wie ein Motor angelassen wurde und einige Augenblicke lang
gleichmäßig lief, bis das Geräusch nach und nach leiser wurde, als der Wagen
die Auffahrt hinabfuhr und schließlich ganz verstummte.
    Meine
rechte Hand baumelte über dem Rand des Beckens. Ich zog sie aus dem Wasser und
richtete mich langsam und mühsam auf. Der Aufschlag hatte mir die Luft aus den
Lungen gepreßt, was wohl auch der Grund war, weshalb ich ohnmächtig geworden
war. Daß ich sitzen konnte bewies, daß mein Rückgrat nicht gebrochen war. Nach
einer Weile stand ich auf und humpelte langsam die Stufen hinauf, die zur
Terrasse führten. Unter einem der Rohrsessel fand ich meinen Revolver und
steckte ihn wieder in die Schulterhalfter.
    Im Haus
fand ich in der Küche ein Telefon. Ich zog einen Stuhl heran, setzte mich neben
den Apparat und betrachtete ihn eine Weile.
    Sowohl
Pru als auch Charlie Katz hatten mir gegenüber darauf hingewiesen, daß ich
nicht allein ins Leichenhaus gegangen sein würde, wenn ich ein normaler
Polizeibeamter gewesen wäre. Ich hätte ein paar Streifenwagen voller Beamter,
Scheinwerfer, Tränengas und was man sonst so brauchte, mitgenommen. Hätte ich
das getan, würde Nachrichten-Johnny in der Falle gesessen und ich würde das
Gesicht nicht voller Schrammen gehabt haben.
    Sie
hatten natürlich recht. Jetzt stand ich vor derselben Entscheidung. Wenn ich
den Hörer abnahm und die Funkstreife anrief, könnte ich ihr eine genaue Beschreibung
von Nachrichten-Johnny und seinem Wagen geben — bis auf die polizeilichen
Kennzeichen — und ihr sagen, wohin er fuhr. Innerhalb von fünfzehn Minuten
hätten sie ihn geschnappt.
    Dann
dachte ich an den Revolver, den ich absichtlich nicht entsichert hatte und an
mein schmerzendes Gesicht und Rückgrat als unmittelbare Folge dieser Handlung.
Ich wollte nicht umsonst gelitten haben. Ich griff nach dem Hörer, wählte die
Nummer der Ferienranch El Rancho de los Toros und wartete. Es dauerte
zwei Minuten bis die Verbindung hergestellt war. Dann meldete sich eine laute
Stimme: » El Rancho de los Toros .«
    »Leutnant
Wheeler vom Büro des Grafschaftssheriffs von Pine City«, sagte ich brummig.
»Ich möchte Mr. Jonathan Blake sprechen. Es geht um Leben und Tod. Verbinden
Sie mich auf dem schnellsten Wege

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