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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Ich fürchte, die Zeit dafür liegt hinter mir, Peter. Vergessen Sie nicht, ich bin ein Deserteur. Selbst wenn sie mich nähmen– wenn man diese Grenze überschritten hat, gibt es kein Zurück mehr.«
    » Was werden Sie dann anfangen?«
    Greer lächelte geheimnisvoll. » Ich denke, da wird sich schon was ergeben. Irgendwas ergibt sich immer.«
    Eine Zeitlang redeten sie über die andern, über Neuigkeiten und Geschichten aus der Vergangenheit. Wenn Peter mit Greer zusammen war, erfüllte ihn ein Gefühl der Zufriedenheit. Der Major war genau in dem Augenblick in sein Leben getreten, als Peter ihn brauchte, und Greers standhafte Gegenwart hatte ihm den Willen geschenkt weiterzumachen, als seine Entschlossenheit ins Wanken gekommen war. Das war eine Schuld, die Peter niemals vollständig begleichen konnte: die Schuld des geborgten Mutes. Als er den alten Mann jetzt sah, spürte Peter, dass die Haft ihn verändert hatte– etwas in ihm strömte in einer neuen Tiefe, ein Fluss der inneren Ruhe. Anscheinend schöpfte er Kraft aus seiner Isolation.
    Am Ende seines Besuchs erzählte Peter dem Major von der Höhle, von dem seltsamen Mann namens Ignacio und von Alicias Theorie zu dem, was er war. Während er sprach, hörte er, wie weit hergeholt das alles immer noch klang, und trotzdem spürte er, dass es stimmte. Allenfalls war seine Überzeugung, dass diese Information wichtig sei, im Laufe der letzten Tage noch gewachsen.
    Greer stimmte ihm zu. » Vielleicht ist da was dran. ›Er hat uns verlassen‹, hat er gesagt?«
    » Das waren seine Worte.«
    Greer schwieg eine Weile und strich sich über den langen Bart. » Die Frage ist natürlich, wo ist Martínez hin. Hatte Alicia irgendeine Idee?«
    » Nichts, was sie mir gesagt hätte.«
    » Und was glauben Sie?«
    » Ich glaube, sie zu finden ist komplizierter, als wir dachten.«
    Er beobachtete Greers Gesicht und wartete. Als der Major nicht antwortete, sagte er: » Mein Angebot steht. Wir könnten Sie wirklich gebrauchen.«
    » Sie überschätzen mich, Peter. Ich war immer nur am Rande dabei.«
    » Nicht für mich. Und Alicia würde das Gleiche sagen. Wir alle.«
    » Ich danke für das Kompliment. Aber es ändert nichts. Was passiert ist, ist passiert.«
    » Ich finde es trotzdem nicht richtig, dass Sie hier drin sind.«
    Greer zuckte gleichmütig die Achseln. » Vielleicht ist es richtig, vielleicht nicht. Glauben Sie mir, ich habe über dieser Frage lange gebrütet. Das Expeditionsbataillon war mein Leben, und es fehlt mir. Aber ich habe getan, was ich in dem Augenblick für richtig hielt. Am Ende hat man nur das als Maßstab für sein Leben, und es ist eine ganze Menge.« Mit schmalen Augen sah er Peter an. » Aber das muss ich Ihnen nicht sagen, oder?«
    Der Major hatte ihn richtig eingeschätzt. » Vermutlich nicht.«
    » Sie sind ein guter Soldat, Peter. Das waren Sie immer schon, und was ich über die Uniform gesagt habe, war nicht gelogen. Sie passt zu Ihnen. Die Frage ist, passen Sie auch zu ihr?«
    Die Frage klang nicht vorwurfsvoll– im Gegenteil. » An manchen Tagen frage ich mich das tatsächlich«, gestand Peter.
    » Das geht jedem so. Das Militär ist, was es ist. Man kann kaum zur Latrine gehen, ohne ein Formular auszufüllen, in dreifacher Ausführung. Aber in Ihrem Fall, würde ich sagen, reicht die Frage tiefer. Der Mann, den ich da kopfüber im Netz gefunden habe– der befolgte niemandes Befehle außer seinen eigenen. Ich glaube, er hätte nicht mal gewusst, wie man das macht. Jetzt sind Sie hier, fünf Jahre später, und erzählen mir, das Zentralkommando will, dass Sie die Jagd aufgeben. Sagen Sie mir: Hat das Zentralkommando recht?«
    » Natürlich nicht.«
    » Und können Sie das denen begreiflich machen? Sie dazu bringen, es sich anders zu überlegen?«
    » Ich bin ein untergeordneter Offizier. Die werden nicht auf mich hören.«
    Greer nickte. » Denke ich auch. Da wären wir also.«
    Sie schwiegen beide. Schließlich sagte Greer: » Vielleicht hilft das: Wissen Sie noch, was ich in der Nacht in Utah zu Ihnen gesagt habe?«
    » Es gab viele Nächte, Lucius. Und vieles wurde gesagt.«
    » Das stimmt. Aber in dieser speziellen Nacht– ich weiß nicht mehr genau, wo wir waren. Zwei Tage, nachdem wir die Farm verlassen hatten, jedenfalls. Wir hatten uns unter einer Brücke verkrochen. Überall waren Felsen, die ganz verrückt aussahen. Das weiß ich noch, weil sie bei Sonnenaufgang aussahen, als wären sie von innen beleuchtet. Sie hatten die erste

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