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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Amy vor unserem Tor erschien.«
    » Ja?«
    » Sie sagte: ›Der Gott, den ich kenne, der kennt ein Erbarmen.‹«
    Greer beobachtete ihn eindringlich. » Das hat sie zu Ihnen gesagt?«
    Peter nickte. Er war immer noch ein bisschen überrascht, wie klar er sich daran erinnerte. » Damals dachte ich nur, so ist eben Auntie.«
    Greer vertrieb die Schwermut mit einem plötzlich aufstrahlenden Lächeln. » Ja«, sagte er, » für mich hört es sich an, als hätte die Frau das eine oder andere gewusst. Schade, dass ich sie nie kennengelernt habe. Ich wette, wir beide hätten uns prima verstanden.«
    Peter lachte. » Wissen Sie was? Ich glaube, das stimmt.«
    Ein paar Sekunden vergingen, und Greer ließ Peters Gesicht nicht aus den Augen. » Also ist es vielleicht an der Zeit, dass Sie ein bisschen mehr Vertrauen haben, Peter. Mehr will ich eigentlich gar nicht sagen. Lassen Sie die Dinge auf sich zukommen.«
    » Martínez zum Beispiel, meinen Sie.«
    » Vielleicht, vielleicht nicht. Das weiß man erst, wenn man es weiß. Ich habe Sie nie gefragt, woran Sie glauben, Peter, und ich werde es auch jetzt nicht tun. Das kann jeder für sich selbst entscheiden. Und verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin auch Soldat, zumindest war ich einer. Die Welt braucht ihre Krieger, und der Tag wird kommen, da kaum etwas anderes zählt. Sie werden da sein, wenn gekämpft wird, mein Freund, daran habe ich keinen Zweifel. Aber hinter dieser Welt steckt mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Ich habe nicht auf alles eine Antwort, aber so viel weiß ich.«
    » Ich wünschte, ich hätte Ihre Zuversicht.«
    Der Major tat diese Worte mit einem Achselzucken ab. » Ach, Sie versuchen doch nur, den Dingen auf den Grund zu gehen wie wir alle. Als ich im Waisenhaus aufwuchs, brachten die Schwestern uns bei, ein gläubiger Mensch sei von etwas überzeugt, das er letztlich nicht beweisen kann. Ich widerspreche nicht, aber es ist nur die halbe Wahrheit. Es geht um den Zweck, nicht um die Mittel. Vor hundert Jahren hat die Menschheit sich praktisch selbst vernichtet. Es wäre zu einfach zu glauben, dass Gott uns nicht besonders gern mag. Oder dass es keinen Gott gibt, dass alles ohne Sinn und Verstand ist und dass wir genauso gut die Flinte ins Korn werfen und uns verabschieden können: Vielen Dank, Planet Erde, war nett, dich kennenzulernen. Aber so sind Sie nicht, Peter. Für Sie geht es bei der Jagd auf die Zwölf um mehr. Um Fragen wie: Ist da draußen irgendjemand, der sich für uns interessiert? Sind wir es wert, gerettet zu werden? Was würde Gott von mir wollen, wenn es einen Gott gäbe? Der größte Glaube zeigt sich in der Bereitschaft, überhaupt zu fragen. Ein Glaube nicht nur an Gott, sondern an uns alle. Sie befinden sich in keiner leichten Lage, und ich schätze, Sie werden noch lange damit zu kämpfen haben. Aber es ist der richtige Weg, auf dem Sie gehen.«
    In diesem Augenblick verstand Peter, was er sah. Greer war frei– ein freier Mann. Die Wände seines Käfigs bedeuteten nichts für ihn; sein Leben, sein Wesen, war ganz woanders, frei von den Fesseln der physischen Dinge. Es war äußerst überraschend, einen Mann zu beneiden, dessen ganzes Leben auf eine Knastzelle beschränkt war, die kaum größer war als eine anständige Latrine.
    Der Schlüssel drehte sich im Schloss; ihre Zeit war zu Ende. Sanders kam herein, und die beiden Männer standen auf.
    » Also«, sagte Greer und klatschte abschließend in die Hände. » Eine kleine Auszeit in Freeport, mit besten Empfehlungen vom Zentralkommando. Riecht nicht eben gut da, aber die Aussicht aufs Meer ist nett. Ein guter Ort, um ein bisschen nachzudenken. Sie haben es sich jedenfalls verdient.«
    » Das hat Colonel Apgar auch gesagt.«
    » Ein gescheiter Bursche, dieser Apgar.« Greer streckte die Hand aus. » Es war schön, Sie zu sehen, mein Freund.«
    Peter nahm die Hand. » Passen Sie auf sich auf, ja?«
    Greer grinste durch seinen dicken Bart. » Sie wissen doch, was man so sagt: ›Drei warme Mahlzeiten und ein Dach über dem Kopf.‹ Kein so schlechtes Leben, genau betrachtet. Und was den Rest angeht– ich kenne Sie, Peter. Sie werden den Dingen zur rechten Zeit auf den Grund kommen. Das ist übrigens etwas, das Sie mir beigebracht haben.«
    Sanders begleitete ihn hinaus in den Korridor. Erst draußen fiel Peter ein, dass er vergessen hatte, Greer nach seinem zweiten Besucher zu fragen. Und noch etwas: Der Major hatte mit keinem Wort nach Amy gefragt.
    » Hören Sie«, sagte

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