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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Sanders, als sie durch die zweite Tür gingen, » es stört Sie hoffentlich nicht, wenn ich danach frage, aber– könnte ich eine Unterschrift von Ihnen haben?«
    Der Wärter hielt ihm einen Zettel und einen Bleistiftstummel entgegen.
    » Für meine Frau«, erklärte er. » Zum Beweis dafür, dass ich Sie gesehen habe.«
    Verlegen nahm Peter den Zettel, kritzelte seinen Namen darauf und gab ihn zurück. Einen Moment lang starrte Sanders die Unterschrift nur an.
    » Wow«, sagte er schließlich.
    » Onkel Peter!«
    Caleb löste sich von den anderen Kindern und kam über den Spielplatz gerannt. Im letzten Moment machte er drei hüpfende Schritte und katapultierte sich in Peters Arme. Fast warf er ihn dabei über den Haufen.
    » Hey, immer langsam.«
    Der Junge strahlte vor Freude. » Amy hat gesagt, du kommst!«
    Peter fragte sich, woher sie das gewusst hatte. Aber sofort besann er sich. Amy wusste so etwas einfach, als sei ihr Geist im Einklang mit dem verborgenen Rhythmus der Welt. Als er Caleb in den Armen hielt, wurden seine Sinne geradezu überschwemmt: Er spürte das Gewicht des Jungen und seine Wärme, seinen heißen Atem, und roch den Milchgeruch seiner Haare und seiner vom Spielen schweißfeuchten Haut, der sich mit dem chemischen Dufthauch der scharfen Seifenlauge mischte, die bei den Schwestern benutzt wurde. Andere Kinder schauten über den Spielplatz herüber. Peter sah aus den Augenwinkeln, dass Schwester Peg von ihrem Platz neben dem Kletterturm kühl herüberschaute. Sein unangemeldetes Erscheinen war eine Unterbrechung ihrer geliebten Routine.
    » Lass dich mal richtig ansehen.«
    Er ließ Caleb auf den Boden herunter. Wie immer fiel ihm die unheimliche Ähnlichkeit des Jungen mit seinem Bruder auf. Er verspürte schmerzliche Reue bei dem Gedanken an die Zeit, die er so achtlos hatte verstreichen lassen.
    » Du wirst so groß, ich kann es kaum glauben.«
    » Wo bist du gewesen?«, fragte der Junge sichtbar stolz. » Was hast du gesehen?«
    » Eine ganze Menge. Ich war in New Mexico.«
    » In New Mexico!«, wiederholte er mit grenzenlosem Staunen im Blick. Genauso gut hätte Peter ihm erzählen können, er sei auf dem Mond gewesen. In Kerrville war es weitgehend üblich, die Kinder nicht vor dem Wissen über die Virals zu beschützen, wie man es in der Kolonie getan hatte, aber Calebs kindlicher Geist hatte dieses Wissen noch nicht in all seinen Verästelungen verarbeitet. Für den Jungen war die Expedition ein großes Abenteuer, so wie in den Geschichten von Piraten oder Rittern, die ihnen die Schwestern aus den Büchern vorlasen. » Wie lange kannst du hierbleiben?«, fragte der Junge flehentlich.
    » Nicht lange, fürchte ich. Aber wir haben noch den Rest des Nachmittags. Und dann komme ich bald wieder, wahrscheinlich schon in einer Woche oder so. Was möchtest du gern machen?«
    Calebs Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. » Zum Damm gehen.«
    » Warum dahin?«
    » Da kann man alles sehen!«
    Peter merkte, dass er lächelte. In solchen Augenblicken spürte er etwas von sich selbst in seinem Neffen, die gleiche unabweisbare Macht der Neugier, die sein Leben beherrschte. » Also zum Damm.«
    Schwester Peg kam hinter dem Jungen heran. Zierlich wie ein Vogel, war die Schwester nichtsdestoweniger eine imposante Gestalt, und mit einem einzigen tadelnden Blick ihrer dunklen Augen konnte sie einem die Eingeweide im Leib zusammenschrumpfen lassen. Diejenigen unter Peters Kameraden, die im Waisenhaus aufgewachsen waren– Männer, die schreckliche Strapazen und endlose Gefahren überstanden hatten–, sprachen von ihr mit einer Ehrfurcht, die an Entsetzen grenzte. Mein Gott, sagten sie alle, diese Frau hat uns eine Scheißangst eingejagt.
    » Hallo, Schwester.«
    Ihr Gesicht, eine verwitterte Topografie aus tiefen Furchen und trockenen Ebenen, war unbewegt in der vorläufigen Zurückhaltung eines Urteils. Sie wahrte einen Abstand, der geringfügig größer war als der, den man in einem normalen Gespräch hielt– eine kleine, aber bedeutsame Variation, die ihre gebieterische Präsenz noch verstärkte. Ihre Zähne waren gelblich braun verfärbt, weil sie Maisgrannen rauchte– eine unverständliche Angewohnheit, die in der Stadt weit verbreitet war und die Peter mit einer Mischung aus Staunen und Ekel betrachtete.
    » Lieutenant Jaxon, ich hatte Sie nicht erwartet.«
    » Sorry, es kam alles ziemlich plötzlich. Haben Sie was dagegen, wenn ich ihn für den Rest des Tages mitnehme?«
    » Es wäre besser,

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