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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Schrotgewehr in eine Halterung am Boden der Kabine und forderte Peter auf einzusteigen.
    » Wo fahren wir hin?«
    Michael lächelte. » Das wirst du schon sehen.«
    Sie fuhren zum Tor hinaus und auf einer rissigen Asphaltstraße, die am Wasser entlangführte, nach Süden. Ein salziger Wind wehte in Böen durch die offenen Fenster des Pick-ups herein und nahm der Hitze ihre Glut. Peter hatte den Golf von Mexiko nur ein oder zwei Mal gesehen, und seine zeitlose Weite, so riesig, dass sein Geist sie nicht fassen konnte, raubte ihm jedes Mal den Atem. Am meisten faszinierten ihn die Wellen, endlose Röhren, die an Größe und Schwung immer weiter zunahmen, als sie heranrollten, und am Rand des Wassers zu einem Schnörkel aus braunem Schaum zusammenfielen. Er konnte den Blick nicht davon abwenden. Stundenlang, das wusste er, könnte er dort im Sand sitzen und nur den Wellen zuschauen.
    Der Strand war streckenweise wie saubergefegt, aber auf anderen Abschnitten sah man noch die Spuren einer Katastrophe riesigen Ausmaßes: Berge von rostigem Metall, zu unfassbaren Formen verdreht, gestrandete Schiffe jeglicher Größe, die Rümpfe ausgebleicht und durchlöchert oder bis auf die Spanten demontiert, schräg auf dem Sand liegend wie nackte Gerippe. Wälle aus Abfall und Trümmern, von der Flut auf dem Strand hinterlassen.
    » Du würdest dich wundern, wie viel Zeug hier immer noch angeschwemmt wird.« Michael deutete aus dem Fenster. » Vieles kommt den Mississippi herunter und treibt dann im Bogen um die Küste herum. Die schweren Sachen sind großenteils weg, aber alles, was aus Plastik ist, scheint unzerstörbar zu sein.«
    Michael hatte die Straße verlassen und fuhr jetzt nah am Wasser entlang. Peter schaute aus dem Fenster. » Sieht man schon mal was Größeres?«
    » Ab und zu. Letztes Jahr ist ein Frachter mit großen Containern gestrandet. Das verdammte Ding war hundert Jahre lang auf dem Meer herumgetrieben. Wir waren alle ziemlich aufgeregt.«
    » Und was war in den Containern?«
    » Menschliche Skelette.«
    Sie kamen zu einer kleinen Flussmündung, bogen nach Westen ab und fuhren am Rand der stillen Bucht entlang. Vor ihnen stand ein kleiner Betonschuppen dicht am Rand des Wassers. Michael hielt an, und Peter sah, dass es nur noch eine leere Hülse war, aber auf einem Schild in einem Fenster stand in verblichenen Buchstaben immer noch » Art’s Crab Shack«.
    » Okay, jetzt bin ich neugierig«, sagte Peter. » Wo ist die Überraschung?«
    Sein Freund lächelte boshaft. » Lass deine Spielzeugkanone hier«, sagte er und deutete auf den Browning, den Peter am Oberschenkel trug. » Du wirst sie nicht brauchen.«
    Peter fragte sich, was sein Freund vorhaben mochte. Er legte die Pistole ins Handschuhfach und folgte Michael um die Hütte herum nach hinten. Ein kleiner Anleger auf Betonpfeilern ragte vielleicht zehn Meter weit über das Wasser hinaus. » Was sehe ich da?«
    » Ein Boot, würde ich sagen.«
    Ein kleines Segelboot war am Ende des Stegs festgemacht und dümpelte sanft auf den Wellen.
    » Wo hast du das her?«
    Michael strahlte vor Stolz. » Kommt drauf an. Den Rumpf haben wir in einer Garage gefunden, ungefähr zehn Meilen weit landeinwärts. Den Rest haben wir zusammengesucht oder selbst gemacht.«
    » Wir?«
    » Lore und ich.« Er räusperte sich und sah plötzlich verlegen aus. » Ich nehme an, es ist ziemlich offensichtlich…«
    » Du bist mir keine Erklärungen schuldig, Michael.«
    » Ich wollte nur sagen, es ist nicht ganz so, wie es aussieht. Na ja, vielleicht doch. Aber ich würde nicht sagen, dass wir richtig zusammen sind. Lore ist einfach… na ja, sie ist einfach so.«
    Peter merkte, dass er ein perverses Vergnügen an der Verlegenheit seines Freundes hatte. » Sie scheint doch sehr nett zu sein. Und offensichtlich mag sie dich.«
    » Ja, okay.« Michael zuckte die Achseln. » ›Nett‹ wäre nicht unbedingt das Erste, was mir einfiele, wenn du verstehst, was ich meine. Um die Wahrheit zu sagen, ich kann bei ihr nur mühsam mithalten.«
    Michael kletterte an Bord, und Peter wurde plötzlich bewusst, wie kümmerlich das Boot aussah.
    » Gibt’s ein Problem?«, fragte Michael.
    » Wollen wir mit dem Ding wirklich losfahren?«
    Michael war damit beschäftigt, Leinen aufzuschießen und sie im Boot auf den Boden zu legen. » Was glaubst du, warum ich dich hier herausgefahren habe? Hör auf, dir Sorgen zu machen, und steig ein.«
    Peter ließ sich vorsichtig in das Boot hinunter. Es bewegte sich

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