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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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sprangen holpernd über den Straßengraben. Er schleuderte vor ihnen herum und kam schräg zum Stehen. Vier Gestalten erhoben sich wie dunkle Erscheinungen auf der Ladefläche und hoben gleichzeitig lange, röhrenförmige Objekte auf ihre Schultern.
    » O Scheiße«, sagte Michael.
    Sie warfen sich auf den Boden, als die Raketen mit einem weißen Feuerstrahl aus den Röhren kamen. Das Gewehrfeuer hinter ihnen wurde von der Explosion der DS -Fahrzeuge verschluckt. Lodernde Trümmer schwirrten über ihren Köpfen dahin.
    » Ceps«, kläffte Michael in sein Walkie-Talkie, » mach, dass du wegkommst!«
    Die Gestalten auf dem Truck waren dabei nachzuladen. Ceps’ Tanklaster käme als Nächstes an die Reihe. Peter suchte seine Pistole, aber sie war weg. Er hatte sie bei der ersten Explosion verloren. Vom Ende des Konvois kam ein weiterer, ohrenbetäubender Knall. Die Ölhände sprangen von ihren Trucks und rannten schreiend davon. Der Angriff richtete sich auf beide Enden des Konvois, und sie waren gefangen zwischen dem Fluss und dem, was immer da von hinten anrückte– vermutlich weitere Pick-ups mit Raketenwerfern. Ihre Treibstoffladung war verloren; sie konnten nur noch weglaufen. Peter und Michael stürmten auf den vordersten Tanklaster zu, als Ceps aus der Kabine sprang und Peter ein Gewehr zuwarf. Peter fing es aus der Luft, fuhr herum, zielte auf einen der Pick-ups und gab eine Salve auf den Wagen ab. Die Gestalten hechteten in Deckung. Er hatte einen Moment Zeit gewonnen, doch das war alles. Michael packte Lore beim Handgelenk, als sie aus ihrer Kabine kam, und schleuderte sie zu Boden. Er schrie und winkte nach hinten. » Weg von den Trucks.«
    Die gespenstischen Gestalten erhoben sich wieder. Ein sauberer Schuss auf den ersten Tanklaster, und alles wäre vorbei. Dreitausend Gallonen pro Truck, sechsunddreißigtausend Gallonen alles in allem. Der gesamte Konvoi würde in die Luft fliegen, würde Wagen um Wagen detonieren wie eine Kette von Dynamitstangen. Peter erkannte, dass eine der Gestalten die Frau im Umhang war. Er hob sein Gewehr und drückte ab, aber es klickte nur.
    Die Frau hob die Arme und spreizte sie weit auseinander.
    Am hinteren Ende war ein Fahrzeug ganz anderer Art aufgetaucht. Es kam in hohem Tempo herangerast, mit brüllendem Motor und Natriumdampflampen, die vom Dach der Kabine herunterstrahlten. Ein dreiachsiger Sattelschlepper– und dahinter hingen zwei große Frachtboxen aus einem galvanisierten Metall, das spiegelblank poliert war. In den kommenden Wochen sollten sie begreifen, was es mit diesen merkwürdigen Dingern– es sah aus, als rollten zwei Spiegelkästen über den Highway– auf sich hatte, ein Hinweis in einer Kette von Hinweisen. Aber als der Lastwagen mit zischenden Luftdruckbremsen zum Stehen kam, achtete darauf niemand besonders aufmerksam. Ein paar der flüchtenden Ölhände, denen die Panik jeden Rest von Logik aus dem Gehirn geflutet hatte und die nicht bemerkt hatten, dass die kleineren Fahrzeuge mittlerweile wieder im Dickicht verschwunden waren, hofften irrsinnigerweise noch auf Rettung. Dann kam der Angriff, gnadenlos und verwirrend, wie aus dem Nichts.
    Die Kästen mit ihren verstärkten Kanten und den glänzenden Wänden sahen aus wie Frachtcontainer und waren auch welche. Aber sie enthielten eine Fracht von ganz besonderer Art. Einer, der das sofort erkannte, war Juan Sweeting, Ölhand erster Klasse. Seinem schroffen Benehmen und seinen einschüchternden Muskelmassen zum Trotz war Ceps ein Mann mit der Seele eines Poeten. Wenn er am Ende eines Tages allein in seiner Koje lag, griff er zu Papier und Bleistift und fasste seine tiefgründigsten Gedanken in Zeilen von ungewöhnlicher Empfindsamkeit und Musikalität. Trotz der vielfältigen Prüfungen in seinem Leben glaubte er standhaft daran, dass die Welt ein schöner, von Gott berührter Ort sei, würdig des menschlichen Hoffens, und er schrieb auch viel über das Meer, dessen Gesellschaft ihm kostbar war. Diese Gedichte hatte er nie jemandem gezeigt, sie wohnten vielmehr in seinem Herzen wie eine heimliche Geliebte. Manchmal, wenn er den Ölschmier aus einem Turm kratzte oder in der Hantelstation einen Klotz Eisen über den Kopf stemmte, war Ceps so entflammt von dem Verlangen, ein Gedicht zu schreiben, dass er sich nur mit Mühe davon abhalten konnte, seine Arbeit im Stich zu lassen und zurück zu seiner Koje zu rennen, um dort die Pracht des schöpferischen Akts zu feiern.
    Die Ankunft des blank verspiegelten

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