Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
Vom Netzwerk:
Meilen weit östlich der letzten Brücke und fuhren mit gleichmäßigen fünfundzwanzig Meilen pro Stunde. Das Funkgerät, das den ganzen Tag über von dem Geflachse zwischen den Fahrzeugen geknistert hatte, war verstummt. Als sie sich dem Ort Luling näherten, erschien vor dem Humvee im Lichtkegel der Scheinwerfer ein Ausfahrtschild, das mit einem roten X markiert war. Eine Hardbox. Die nächste stand fünfzig Meilen weiter, im Norden von San Antonio. Peter warf einen Blick zu Michael hinüber, um zu sehen, ob sein Gesichtsausdruck sich verändert hatte, doch er konnte nichts entdecken. Sie fuhren weiter.
    Sie näherten sich der Brücke, als Michael sich plötzlich auf seinem Sitz vorbeugte und angestrengt über das Lenkrad hinweg nach vorn spähte.
    » Was zum Teufel…?«
    Peter stemmte sich gegen das Armaturenbrett, als Michael auf die Bremse trat. Die Kabine füllte sich mit Licht, als der zweite Humvee hinter ihnen gefährlich nahe kam. Rutschend kamen sie zum Stehen.
    Michael starrte durch die Frontscheibe. » Sehe ich Gespenster?«
    Lores Stimme kam knisternd durch das Funkgerät. » Was ist los? Warum halten wir an?«
    Peter riss das Funkgerät vom Armaturenbrett. » DS drei und vier, sofort nach vorn. Eins und zwei, Position halten. Alle anderen bleiben in ihren Fahrzeugen.«
    Eine Gestalt stand bewegungslos am Straßenrand. Kein Viral– ein Mensch. Es sah aus wie eine Frau mit gesenktem Kopf, die eine Art Umhang trug.
    » Was macht sie da?«, fragte Michael. » Sie steht einfach da.«
    » Warte hier.«
    Peter stieg aus. Die Frau hatte sich weder bewegt noch ihre Anwesenheit auf andere Weise zur Kenntnis genommen. Die beiden Offroader der DS , die zur Sicherung neben dem Konvoi herfuhren, waren vorn neben den beiden Humvees in Stellung gegangen. Peter zog seine Pistole und ging vorsichtig weiter.
    » Sag, wer du bist.«
    Die Frau stand am Anfang der Brücke, deren eiserne Streben dunkle Linien in den Himmel schnitten. Peter hob die Waffe und näherte sich ihr langsam. Sie hielt etwas in der Hand. » Hey«, sagte er. » Ich rede mit dir.«
    Die Frau hob den Kopf. Das Scheinwerferlicht der Trucks beleuchtete ihr Gesicht. Peter konnte nicht erkennen, was er da vor sich sah– eine Frau? Ein Mädchen? Ein altes Weib? Das Bild ihres Gesichts flatterte in seinem Kopf und wechselte wieder und wieder die Form, als sehe er es durch schnell fließendes Wasser. Übelkeit stieg in ihm auf.
    » Wir wissen, wer ihr seid.« Ihre Stimme klang ätherisch zart wie ein Spinnennetz. » Es ist nur eine Frage der Zeit.«
    Peter spannte den Hahn und zielte auf ihren Kopf. » Antworte mir.«
    Ihre Augen leuchteten in einem intensiven, funkelnden Blau. Als sie ihn anschauten, erkannte Peter, was er hier vor sich sah: eine schöne Frau, vielleicht die schönste Frau, die ihm je begegnet war. Volle, weiche Lippen. Eine zierliche Stupsnase. Ihre Gesichtszüge waren ebenmäßig, ihre Wangen rosig. Als er sie ansah, erfasste ihn ein Strom von beinahe unerträglicher Sinnlichkeit, und sein Mund war plötzlich trocken.
    » Du bist müde«, sagte sie.
    Diese völlig verblüffende Feststellung riss ihn aus seiner Benommenheit. Er war was?
    » Ich habe gesagt, du bist müde«, wiederholte die Frau.
    » Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    Sie machte ein verwirrtes Gesicht. Dann fiel ihr Blick auf den Gegenstand, den sie in der Hand hielt. Es war ein Metallkasten. Mit der freien Hand zog sie einen langen Metallstab heraus.
    Peter wusste, was das war.
    Er stürzte sich auf sie, als ihr Finger den Schalter fand. Ein Lichtblitz und ein lauter Knall, als habe jemand eine riesige Tür zugeschlagen. Eine Wand aus sengender Hitze schleuderte ihn zurück. Die Brücke, dachte er. Wer immer sie sein mag, sie hat die Brücke gesprengt.
    Peter landete auf dem Rücken und blinzelte in den Himmel. Die Zeit hatte sich für einen Moment aus der Verankerung gerissen. Etwas Großes, Brennendes kam im weiten Bogen vom Himmel auf ihn herab.
    Der brennende Balken krachte ein paar Schritte neben seinem Kopf auf den Boden. Peter rollte sich zur Seite und spürte fremde Hände an sich, und plötzlich war er wieder auf den Beinen: Michael zerrte ihn zum Humvee.
    » Zurück!« Michael hatte einen Arm um Peters Taille geschlungen und schrie in sein Walkie-Talkie: » Alles zurück, sofort!«
    Lichter strahlten aus allen Richtungen auf. Bevor Peter irgendetwas begreifen konnte, kam ein Pick-up aus dem Gestrüpp geschossen, und die großen, lehmverkrusteten Reifen

Weitere Kostenlose Bücher