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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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schüttelte den Kopf auf seine ganz besondere Art. » Nicht gerade die beste Wendung.«
    » Das ist das Werk eines Mannes! Eines Einzigen!«
    Guilders Gesicht, ja sein ganzer Körper kribbelte von rechtschaffenem Zorn. Wieder stieg eine Salve von Rülpsern in ihm auf. Er wollte Rache. Er wollte, dass die Lage sich beruhigte. Er wollte diesen Bello, wer immer er war, und er wollte seinen Kopf auf einer gottverdammten Stange!
    » Wir haben unsere Leute darauf angesetzt. Sie befragen die Flachländer, und wir haben doppelte Rationen für jeden brauchbaren Hinweis versprochen. Nicht jeder da unten ist so entzückt.«
    » Und kann mir bitte jemand sagen, wie er sich durch das Flachland bewegt, als wäre das ein gottverdammter Expressway? Haben wir keine Patrouillen? Haben wir keine Checkpoints? Kann jemand vielleicht ein bisschen Licht auf dieses winzige Detail werfen?«
    » Dazu haben wir eine Theorie. Die Indizien weisen auf eine Organisation hin, die eine klassische Zellenstruktur besitzt. Kleingruppen mit nur wenigen Individuen operieren in einem losen organisatorischen Zusammenhang.«
    » Mir ist durchaus klar, was eine terroristische Zelle ist, Fred.«
    Sein Stabschef wedelte aufgeregt mit der Hand. » Ich will nur sagen, dass die Suche nach einem einzelnen Mann vielleicht nicht die Antwort ist. Dass es die Idee Bello ist, nicht Bello selbst, womit wir es zu tun haben. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Guilder verstand, und es war kein aufmunternder Gedanke. Er hatte so etwas schon erlebt, zuerst im Irak und in Afghanistan, dann in Saudi-Arabien nach dem Putsch. Man schlug den Kopf ab, aber der Körper starb nicht, er ließ sich einfach einen neuen Kopf wachsen. Die einzige sinnvolle Strategie war der psychologische Ansatz. Den Körper zu töten reichte nicht; man musste den Geist töten.
    » Wie viele haben wir in Gewahrsam?«
    Gleich kam noch mehr Papier. Guilder las den ganzen Bericht. Nach Augenzeugenberichten war die Bombenattentäterin auf dem Markt eine Landwirtschaftsarbeiterin um die dreißig gewesen: Es hatte nie Probleme mit ihr gegeben. Allen Berichten zufolge war sie lammfromm gewesen, eine Eigenschaft, die in beunruhigendem Maße zu den Profilen anderer Selbstmordattentäter passte. Sie hatte keine lebenden Verwandten bis auf eine Schwester. Ehemann und Sohn waren vor sechs Jahren bei einer Salmonellen-Epidemie gestorben. Anscheinend war sie in einer Kol-Uniform an den Checkpoints vorbeigekommen; die ursprüngliche Trägerin der Uniform hatte man mit durchschnittener Kehle in einem Müllcontainer gefunden, und mysteriöserweise war ein Arm über dem Ellenbogen abgetrennt gewesen. Woher sie den Sprengstoff hatte, war unbekannt. Die Waffenkammer und das Baudepot meldeten keine fehlenden Bestände, aber eine komplette Inventur war noch nicht vorgenommen worden. Neun Bewohner ihrer Baracke und die Familie ihrer Schwester, darunter zwei kleine Kinder, waren zur Vernehmung inhaftiert worden.
    » Anscheinend weiß niemand etwas«, sagte Wilkes mit einer wegwerfenden Handbewegung. Er hatte vor dem Schreibtisch Platz genommen, während Guilder las. » Von der Schwester abgesehen scheint niemand sie richtig zu kennen. Wir könnten ein bisschen mehr Druck machen, aber ich glaube nicht, dass dabei brauchbare Erkenntnisse herauskommen. Diese Leute wären auch so schon eingeknickt.«
    Guilder legte die Akte zu den vielen anderen. Das Rülpsen, das unvermindert weitergegangen war, hatte seinen Mund mit dem fauligen Geschmack von tierischem Aas erfüllt, nicht unähnlich dem Gestank der verwesenden Mrs. Wilkes. Wenn der kaum verhüllte Ausdruck von olfaktorischem Abscheu auf dem glatten, jugendlichen Gesicht seines Stabschefs nicht täuschte, war dem Mann dieser Umstand nicht entgangen.
    » Nicht nötig«, sagte Guilder.
    Wilkes runzelte zweifelnd die Stirn. » Sollen wir sie wieder freilassen? Ich glaube nicht, dass das klug wäre. Lassen wir sie wenigstens noch zwei Tage in der Haft schmoren. Mit den Ketten rasseln und sehen, was es uns einbringt.«
    » Sie haben doch selbst gesagt, wenn sie was wüssten, hätten sie schon geredet.«
    Guilder schwieg. Ihm war bewusst, dass er im Begriff stand, eine Grenze zu überschreiten. Die dreizehn Flachländer, die da in Gewahrsam waren, hatten sich wahrscheinlich in keiner Weise etwas zu Schulden kommen lassen. Wichtiger noch, sie waren Aktivposten in einer Mangelökonomie. Aber angesichts der frustrierenden Widerspenstigkeit, die dieser Bello an den Tag legte, des

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