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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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einfach herein.«
    Peter warf Michael einen Blick zu. Das war etwas, das sie noch nicht gewusst hatten, ein neues Puzzlesteinchen.
    » Wieso waren die Tore offen?«
    » Ich glaube, das hat nie jemand rausgefunden«, sagte Hollis. » Wer den Befehl dazu gegeben hat, muss bei dem Angriff gestorben sein. Und ich habe nie etwas von einer Frau gehört. Wenn sie da war, habe ich sie nicht gesehen. Und eure Sattelschlepper auch nicht.« Er seufzte schwer. » Tatsache ist, Sara ist tot. Wenn ich mir auch nur eine Sekunde lang erlauben wollte, etwas anderes zu denken, würde ich verrückt werden. Es tut mir leid, das zu sagen, glaubt mir. Ich behaupte nicht, dass ich meinen Frieden damit gemacht habe. Ihr wisst, was ich für sie empfunden habe. Aber es ist besser, die Tatsachen zu akzeptieren. Auch für dich, Michael.«
    » Sie war meine Schwester.«
    » Und sie sollte meine Frau werden.« Hollis sah Michaels erschrockenes Gesicht. » Das hast du nicht gewusst, was?«
    » Nein. Mein Gott, Hollis.«
    » Wir wollten es dir sagen, wenn du nach Kerrville gekommen wärst. Sie wollte auf dich warten. Es tut mir leid, Akku.«
    Anscheinend wusste niemand, was er als Nächstes sagen sollte. Das Schweigen zog sich in die Länge. Peter sah sich im Zimmer um, und erst jetzt begriff er, was er hier sah. Dieses kleine Haus, dachte er, mit seinem Herd und seinen Kräutern und der heimeligen Atmosphäre– Hollis hatte sich so eingerichtet, als würden er und Sara darin wohnen. Der Gedanke machte ihn auf eine Weise traurig, die er noch nicht kannte.
    » Mehr habe ich nicht zu bieten«, sagte Hollis. » Damit müsst ihr euch zufriedengeben.«
    Peter schüttelte den Kopf. » Das kann ich nicht akzeptieren. Sieh dir dieses Haus an: Als ob du darauf wartetest, dass sie nach Hause kommt.«
    Hollis’ Faust spannte sich sichtbar um seinen Becher. » Lass es gut sein, Cousin.«
    » Vielleicht hast du recht. Vielleicht ist Sara tot. Aber was ist, wenn sie noch da draußen irgendwo ist?«
    » Dann ist sie befallen. Ich bitte dich höflich. Wenn unsere Freundschaft dir etwas bedeutet, zwinge mich nicht, darüber nachzudenken.«
    » Tut mir leid, das muss ich. Wir alle haben sie auch geliebt, Hollis. Wir waren eine Familie, ihre Familie. Du kannst sie nicht einfach so gehen lassen.«
    Sie warteten darauf, dass Hollis etwas sagte, aber er tat es nicht. Er stand auf und stellte seinen Becher ins Spülbecken.
    » Bring uns nur zu Tifty. Mehr will ich nicht.«
    Hollis stand mit dem Rücken zu ihnen, als er antwortete. » Er ist nicht das, was ihr glaubt. Ich bin diesem Mann etwas schuldig.«
    » Wofür? Für einen Job im Bordell?«
    Hollis senkte den Kopf, und seine Hände umklammerten den Rand des Spülbeckens. » Mein Gott, Peter. Du gehst mir wirklich auf die Eier, weißt du das?«
    » Du hast nichts falsch gemacht. Du hast getan, was du tun musstest. Und du hast Caleb rausgebracht.«
    » Caleb.« Hollis seufzte langgezogen und tief. » Wie geht’s ihm? Ich will ihn immer besuchen.«
    » Du solltest es tun. Er verdankt dir sein Leben, und es ist ein gutes Leben.«
    Hollis drehte sich zu ihnen um. Das Blatt hatte sich gewendet. Peter sah es ihm an. Ein kleines Flämmchen der Hoffnung war angezündet worden.
    » Was sagst du, Michael? Was Peter denkt, weiß ich.«
    » Meine Freunde sind getötet worden. Wenn es dafür Vergeltung geben kann, will ich sie haben. Und wenn die Chance besteht, dass meine Schwester noch lebt, habe ich nicht vor, nichts zu unternehmen.«
    » Der Kontinent ist groß.«
    » Das war er immer schon. Hat mir noch nie was ausgemacht.«
    Er sah Lore an. » Und du?«
    Die Frau schrak auf. » Was fragst du mich? Ich bin nur mitgekommen.«
    » Du verstehst doch so viel von den Karten. Sag mir, wie die Chancen stehen.«
    Lores Blick wanderte zu Michael und kehrte zurück zu Hollis. » Ich weiß es nicht«, sagte sie. » Aber ich sage dir, was ich weiß. Unter allen Männern der Welt hat diese Frau dich ausgesucht. Und wenn sie noch da draußen ist, dann wartet sie auf dich. Sie bleibt am Leben, bis du sie findest.«
    Hollis’ Gesicht veränderte sich. » Sara würde das tun, ja?«
    » Ja«, sagte Lore. » Das würde sie.«
    Hollis schwieg wieder. Alle warteten.
    Schließlich sagte er: » Ich muss ein paar Sachen packen.«

44
    Der erste Schnee fiel in der dritten Nacht, in der Alicia die Außenbezirke der Stadt erkundete. Dicke Flocken fielen in Spiralen aus dem tintenschwarzen Himmel. Eine saubere Winterkälte hatte sich auf die Erde

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