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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Hautsäcken leuchteten in einem intensiven, jugendlichen Blau.
    » Wer sagt das?«
    Peter trat vor. » Ich.«
    Tifty betrachtete ihn kurz. » Und die andern? Was wissen die?«
    » Sie waren dabei, als ich sie gesehen habe.«
    » Wen genau?«
    » Die Frau.«
    Tifty sagte nichts. Sein Gesicht war starr wie das eines Blinden. » Alles raus hier«, befahl er schließlich. » Alle bis auf den…« Er richtete einen wackelnden Finger auf Peter. » Wie heißen Sie?«
    » Peter Jaxon.«
    » Alle bis auf Mr. Jaxon.«
    » Was soll ich mit den anderen machen?«, fragte Dunk.
    » Denk dir was aus. Sie sehen hungrig aus. Warum gibst du ihnen nicht einfach was zu essen?«
    Der Mann hob kurz die massigen Schultern. » Was ist mit Hollis?«
    » Entschuldige, hab ich mich denn verhört? Hast du nicht gesagt, er hat sie hergebracht?«
    » Das ist es ja. Er hat ihnen gezeigt, wo wir sind und so weiter.«
    Tifty seufzte tief. » Tja, das ist ein Problem. Hollis, was soll ich bloß mit dir machen? Es gibt Regeln. Gesetze. Ganovenehre. Wie oft muss ich das sagen?«
    » Es tut mir leid, Tifty. Ich dachte, du solltest hören, was er zu sagen hat.«
    » Tja, ›tut mir leid‹ reicht nicht. Du bringst mich da in eine sehr unangenehme Lage.« Sein Blick wanderte müde durch den Raum, als sei da irgendwo zwischen Regalen und Akten der nächste Satz zu finden. » Na schön. Wo stehst du auf dem Plan?«
    » Platz vier.«
    » Nicht mehr. Du bist vom Käfig suspendiert, bis ich etwas anderes sage. Ich weiß, wie sehr es dir gefällt. Aber diese Strafe ist noch großzügig von mir.«
    Hollis zuckte nicht mit der Wimper. Was für ein Käfig?, dachte Peter.
    » Danke, Tifty«, sagte Hollis.
    » Und jetzt macht alle, dass ihr rauskommt.«
    Die Tür schloss sich fest, als sie draußen waren. Peter wartete, dass Tifty als Erster sprach. Der Mann stand von seinem Schreibtisch auf und ging zu einem kleinen Tisch mit einem Krug Wasser. Er goss sich ein Glas ein und trank es leer. Als das Schweigen angespannt wurde, redete er Peter an, ohne sich zu ihm umzudrehen.
    » Was hatte sie an?«
    » Einen dunklen Mantel und eine dunkle Brille.«
    » Was haben Sie sonst noch gesehen? War da ein Lastwagen?«
    Peter berichtete ihm von dem Zwischenfall auf der Oil Road. Tifty ließ ihn reden. Als Peter fertig war, setzte der Mann sich wieder hinter seinen Schreibtisch.
    » Ich zeige Ihnen etwas.«
    Er öffnete die oberste Schublade, nahm ein Blatt heraus und schob es über den Tisch. Das Papier war steif und ein wenig vergilbt, und die Kohlezeichnung darauf zeigte eine Frau und zwei kleine Mädchen.
    » So was haben Sie schon gesehen, nicht wahr? Ich sehe es Ihnen an.«
    Peter nickte nur. Es fiel ihm nicht leicht, den Blick von dieser Zeichnung zu wenden. Sie war von einer überwältigenden Spukhaftigkeit, als schauten die Frau und ihre Kinder auf dem Blatt von irgendeinem Ort herüber, der sich außerhalb der normalen Parameter von Raum und Zeit befand. Als sehe er ein Gespenst. Drei Gespenster.
    » Ja, in Colorado. Greer hat es mir gezeigt, nachdem Vorhees gestorben war. Einen ganzen Stapel.« Er blickte auf und sah, dass Tifty ihn aufmerksam wie ein Lehrer in einer Prüfung beobachtete. » Warum haben Sie eine Kopie davon?«
    » Weil ich sie geliebt habe«, sagte Tifty. » Vorhees und ich hatten unsere Probleme, aber er wusste immer, was ich für sie empfand. Sie waren auch meine Familie. Darum hat er es mir gegeben.«
    » Sie sind bei dem Massaker auf dem Feld gestorben.«
    » Dee, ja, und die Kleine, Siri. Beide wurden sofort getötet. Das ältere Mädchen, Nitia, wurde nie gefunden.« Er runzelte die Stirn. » Das alles überrascht Sie? Ist nicht ganz das, was Sie erwartet haben?«
    Peter wusste nicht, wo er anfangen sollte.
    » Ich erzähle es Ihnen, damit Sie wissen, wer und was wir sind. Alle diese Männer haben jemanden verloren. Ich gebe diesen Leuten ein Dach über dem Kopf. Ein Ventil für ihren Zorn. Dunk zum Beispiel. Er mag ganz bedrohlich wirken, aber wenn ich ihn anschaue, wissen Sie, was ich dann sehe? Einen elfjährigen Jungen. Er war auch auf dem Feld. Vater, Mutter, Schwester, alle weg.«
    Peter dachte kurz darüber nach. » Ich verstehe nicht, was das Gewerbe damit zu tun hat.«
    » Weil es nur ein Teil von dem ist, was wir tun. Eine Möglichkeit, uns über Wasser zu halten, wenn Sie so wollen. Die Zivilbehörde toleriert uns, weil sie muss. In gewisser Weise braucht sie uns genauso wie wir sie. Und wenn wir es nicht täten, täte es jemand

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