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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Versuch nicht schlecht, Lieutenant.«
    » Sie haben gesagt, eine von ihnen wurde nie gefunden. Ich begreife nicht, wie Sie hier herumsitzen können, wenn sie noch leben könnte.«
    Tifty seufzte nachsichtig. » Vielleicht haben Sie die letzten Neuigkeiten noch nicht mitbekommen, aber ›was wäre, wenn‹ bringt uns nicht weiter, Mr. Jaxon. Zu viel ›was wäre, wenn‹ hält einen nur nachts wach, dabei kriegt man so schon nicht genug Schlaf. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bewundere Ihren Optimismus. Na ja, ›bewundern‹ ist vielleicht zu viel gesagt. Aber ich verstehe Sie. Es gab eine Zeit, da war ich nicht viel anders. Doch diese Zeit ist vorbei. Was ich habe, ist dieses Bild. Ich sehe es mir jeden Tag an. Einstweilen muss ich mich damit zufriedengeben.«
    Peter nahm die Zeichnung wieder in die Hand. Das strahlende Lächeln der Frau, ihr Haar, das sich in einem unsichtbaren Windhauch bewegte, die kleinen Mädchen mit den großen Augen, die hoffnungsvoll wie alle Kinder darauf warteten, dass ihr Leben sich entfaltete. Er hatte keinen Zweifel daran, dass dieses Bild im Mittelpunkt von Tiftys Leben stand. Als Peter es anschaute, spürte er die Anwesenheit einer komplexen Schuld: Treuepflichten, Versprechungen. Dieses Bild: Es war nicht nur ein Erinnerungsstück, es war das, womit dieser Mann sich bestrafte. Tifty wünschte, er wäre mit ihnen gestorben, auf dem Feld. Wie seltsam, unversehens Mitleid zu haben mit Tifty Lamont.
    » Sie haben gesagt, das Gewerbe ist nur ein Teil von dem, was Sie tun«, sagte Peter und legte das Blatt wieder auf seinen Platz auf dem Tisch. » Aber Sie haben nicht gesagt, was sonst noch.«
    » Nein, nicht wahr?« Tifty nahm seine Brille ab und stand auf. » Kommen Sie mit.«
    Tifty gab eine Zahl auf einem Tastenfeld ein, und die schwere Tür schwang auf und gab den Blick in einen weiten Raum frei, an dessen Wänden sich große Stahlkäfige stapelten. Die Luft war erfüllt von dem ausgeprägt tierischen Gestank von Blut und Fleisch und dem durchdringenden Geruch von Alkohol. Das Licht leuchtete in einem kühlen, unterirdischen Blau– » Viral-Blau«, erläuterte Tifty: eine Wellenlänge von vierhundert Nanometern, dicht an der Grenze des sichtbaren Spektrums, gerade genug, erklärte er Peter, um sie ruhig zu halten. Die Erbauer dieser Einrichtung hatten ihre Versuchsobjekte gut gekannt.
    Michael und Lore waren dazugekommen. Sie gingen durch den Raum mit den Käfigen und stiegen eine kurze Treppe hinauf. Was sie erwartete, war offenkundig; die Frage war nur, wie es sich offenbaren würde.
    » Und dies«, sagte Tifty und öffnete ein Schiebefenster, hinter dem sich zwei Knöpfe befanden, ein grüner und ein roter, » ist das Beobachtungsdeck.«
    Sie standen auf einem langgezogenen Balkon mit einer Reihe von Laufstegen, die über einen stählernen Boden hinausragten. Tifty drückte auf den grünen Knopf. Getriebe und Ketten rasselten, und der Boden zog sich in die hintere Wand zurück. Unter ihnen war eine Trennscheibe aus gehärtetem Glas.
    » Na los«, drängte Tifty sie. » Seht selbst.«
    Peter und die anderen traten vor. Sofort schnellte einer der Virals sich nach oben gegen die Glasdecke, prallte mit dumpfem Laut dagegen und rollte zurück in die Ecke seiner Zelle.
    » Leck … mich…«, ächzte Lore.
    Tifty trat zu ihnen auf den Laufsteg. » Diese Anlage wurde nur zu einem Zweck gebaut, nämlich um die Virals zu studieren. Genauer gesagt, um herauszufinden, wie man sie tötet.«
    Die drei starrten hinunter auf die Plexiglascontainer unter ihnen. Peter zählte neunzehn der Kreaturen; der zwanzigste Container war leer. Die meisten waren anscheinend Dopeys. Sie reagierten kaum auf ihre Anwesenheit, aber der, der zu ihnen heraufgesprungen war, war ein ausgewachsener Drac. Er beäugte sie hungrig, als sie auf den Laufstegen entlanggingen. Sein Körper war angespannt, und seine Klauenhände krümmten und streckten sich.
    » Wie bekommen Sie sie?«, fragte Michael.
    » Wir fangen sie.«
    » Womit? Mit Netzen?«
    » Netze sind für Amateure. Taugen eigentlich nicht, es sei denn, man will sie an Ort und Stelle frittieren. Um sie lebend zu fangen, benutzen wir die gleichen Köderfallen, die die Erbauer dieser Einrichtung benutzt haben. Aus einer Wolframlegierung, unglaublich stark.«
    Peter riss seinen Blick von dem Drac los. » Und was haben Sie herausgefunden?«
    » Nicht so viel, wie ich gern möchte. Die Brust, der Gaumen. Es gibt noch einen dritten Softspot, hinten an der

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