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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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schrillen Explosion von klirrendem Glas.
    Er drehte sich um und sah Amy an.
    Sie betrachtete ihre Hand, die sie gewölbt vor sich hielt wie einen Becher. Eine hellrote Flüssigkeit schwamm in ihrer Handfläche. Erst jetzt sah Greer den Fleck in ihrem Kittel. Blut rieselte auch an ihren Beinen herunter.
    » Amy…«
    Sie sah ihm in die Augen. » Du bist müde«, sagte sie.
    Es war, als werde er in etwas unendlich Weiches gehüllt. Schlaf umfing seinen ganzen Körper wie eine warme Decke.
    » O verdammt«, sagte er, aber er war schon nicht mehr da und sank zu Boden.

47
    Peter und die anderen fuhren auf dem Highway90 nach San Antonio hinein. Es war früh am Morgen. Die erste Nacht hatten sie in einer Hardbox im äußeren Vorortring der Stadt verbracht, einem weitläufigen Gebiet mit verfallenen, verwitterten Häusern, viele davon bis an die Decke mit Sand gefüllt. Der Raum lag unter einem Polizeirevier und hatte eine befestigte Zufahrtsrampe an der Rückseite. Keine DS -Hardbox, erklärte Hollis, sondern eine von denen, die Tifty gehörten. Sie war größer als die Schutzräume, die Peter kannte, aber genauso einfach ausgestattet: ein stickiger Raum mit Feldbetten und einem Stellplatz, auf dem ein Pick-up mit dicken Reifen wartete. Benzinkanister standen auf der Ladefläche. Kisten und Spinde zogen sich an den Wänden entlang. Was da wohl drin ist?, fragte Michael, und Hollis zog eine Braue hoch und meinte nur: Ich weiß es nicht, Michael. Was glaubst du?
    Unter einem bleischweren Himmel fuhren sie im Morgengrauen los. Hollis saß am Steuer neben Peter, Michael und Lore waren auf die Ladefläche geklettert. Ein großer Teil der Stadt war in den Tagen der Epidemie niedergebrannt. Ob es im Krieg passiert war, als Vergeltung dafür, dass Texas sich für unabhängig erklärt hatte, oder ob man die Virals schlicht ausräuchern wollte, wusste Peter nicht. Vom Stadtkern war kaum etwas übrig außer einer Handvoll Hochhäuser, die sich einsam und verlassen vor den ausgebleichten Hügeln abhoben. Versengte Fassaden verrieten, dass in den rußgeschwärzten, halb eingestürzten Innenräumen jetzt eine Armee von Dopeys den Tag verdämmerte. » Nur Dopeys«, sagten die Leute immer, aber die Wahrheit war: Virals waren Virals.
    Peter wartete darauf, dass Hollis abbog– nach Norden oder Süden–, aber stattdessen fuhr er ins Herz der Stadt hinein und vom Highway herunter auf schmale Straßen. Die Strecke war geräumt worden. Autos und Lastwagen lagen am Straßenrand. Als die Schatten der Gebäude sich über den Truck legten, schob Hollis das Heckfenster auf. » Nehmt lieber eure Waffen in die Hand«, warnte er Michael und Lore. » Wenn wir hier durchfahren, solltet ihr euch vorsehen.«
    » Augen überall, hombre «, war die Antwort.
    Peter betrachtete die Verwüstung. Es waren die großen Städte, die seine Gedanken immer auf die Welt lenkten, wie sie einmal gewesen war. Gebäude und Häuser, Autos und Straßen, alles hatte gewimmelt von Menschen, die ihr Leben gelebt hatten, ohne etwas von der Zukunft zu wissen, ohne zu ahnen, dass die Geschichte eines Tages zu Ende sein würde.
    Sie kamen ohne Zwischenfälle durch. Die Vegetation drängte sich dichter an die Straße heran, und die Lücken zwischen einzelnen Gebäuden wurden breiter.
    » Wie weit noch?«, fragte Peter.
    » Keine Sorge. Nicht mehr sehr weit«, sagte Hollis.
    Zehn Minuten später fuhren sie an einem Zaun entlang. Hollis stoppte an einem Tor, nahm einen Schlüssel aus dem Handschuhfach und stieg aus. Peter fühlte sich in die Vergangenheit zurückversetzt: Hollis erinnerte ihn an seinen Bruder Theo, wie er damals das Tor zum Kraftwerk aufgeschlossen hatte, vor all den Jahren.
    » Wo sind wir?«, fragte er, als Hollis zum Wagen zurückkam.
    » Fort Sam Houston.«
    » Ein Militärstützpunkt?«
    » Eher ein Armeelazarett«, erklärte Hollis. » War es jedenfalls früher. Heute wird hier nicht mehr viel herumgedoktert.«
    Sie fuhren weiter. Gebäude tauchten auf. Peter hatte das Gefühl, durch ein kleines Dorf zu fahren. Ein hoher Uhrturm stand an einem viereckigen Platz, der früher einmal das Zentrum gewesen sein mochte. Abgesehen von ein paar Zeremonienkanonen sah er nichts Militärisches– keine Transporter, keine Panzer, keine Geschützstellungen, keine Befestigungen irgendwelcher Art. Hollis brachte den Pick-up vor einem langen, flachen Gebäude zum Stehen. Auf einem Schild über dem Eingang stand WASSERSPORT - CENTER .
    » Wassersport«, sagte Lore, als sie alle

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