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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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zielten auf seine Kehle. Dunk ließ sich zu Boden fallen und kam gleich wieder hoch. Er schwang den Spieß, und das Publikum geriet in Raserei. Auch Peter spürte die rohe Erregung des Kampfes in seinen Adern. Der Dopey kletterte von Neuem am Käfiggitter hinauf, doch diesmal war es kein benommener Rückzug. Seine Absichten waren klar. Wenn sie kamen, kamen sie von oben. In fünf Metern Höhe schnellte der Dopey sich rückwärts vom Gitter, krümmte sich zu einem Salto und landete nach einer Korkenzieherdrehung mit blitzartiger Schnelligkeit drei Meter vor Dunk. Das gleiche Manöver vollzog sich jetzt umgekehrt: Dunk griff an, der Dopey wich aus, und der Spieß zuckte ins Leere. Dunk fiel, von seinem eigenen Schwung vorwärtsgetragen, vornüber, der Dopey schoss aus der Hockstellung hoch und rammte ihm den Kopf in den gepolsterten Leib, sodass er quer durch den Käfig geschleudert wurde.
    Sichtlich durchgeschüttelt, lehnte Dunk mit dem Rücken am Gitter. Der Spieß lag links neben ihm auf dem Boden, und die Maske war heruntergerissen. Peter sah, wie er nach der Waffe greifen wollte, aber die Bewegung war kraftlos, und seine Hand tastete benommen und ungenau umher. Sein Brustkorb arbeitete wie ein Blasebalg, und Blut rann aus seiner Nase über die Oberlippe. Warum hatte der Dopey ihn noch nicht gepackt?
    Weil es eine Falle war. Der Dopey schien es zu ahnen; als er den gefallenen Kämpfer betrachtete, spürte Peter den Widerstreit seiner Regungen: Der Drang zum Töten stand im Gegensatz zu dem unausgegorenen taktischen Verdacht, dass hier nicht alles so war, wie es aussah– vielleicht ein Überrest menschlicher Logik. Welche Seite würde gewinnen? Das Publikum skandierte Dunks Namen und versuchte, ihn aus seiner Benommenheit zu reißen– oder den Dopey zum Angriff zu reizen. Hauptsache, jemand starb, denn indem er in den Käfig gegangen war, hatte Dunk den wichtigsten Sieg bereits errungen, nämlich ein Mensch zu sein. Er hatte die Herrschaft des Virals über sich, über seine Mitmenschen, über die Welt zurückgewiesen. Alles andere würde kommen, wie es wollte.
    Das Blut siegte.
    Der Viral erhob sich in die Luft, und im selben Moment fand die tastende Hand den Spieß und packte ihn. Als die Bestie herunterkam, hob Dunk den Spieß in einem Fünfundvierzig-Grad-Winkel und richtete ihn auf die Brust seines Angreifers. Das andere Ende stemmte er zwischen seinen Knien auf den Boden.
    Wusste der Dopey, was jetzt passieren würde? Spürte er in dieser winzigen Zeitspanne, dass sich der Kampf entschied? Wusste er, dass es bald um ihn geschehen sein würde? War er glücklich? War er traurig? Dann fand die Spitze des Spießes ihr Ziel und durchbohrte die Kreatur so vollständig, dass das Leben in einem einzigen, großen, augenblicklichen Ausatmen des Todes zu Ende war.
    Dunk schob den Kadaver von sich herunter. Peter war mit allen anderen aufgesprungen. Seine Energie war Teil der ihren, floss mit im kollektiven Strom. Seine Stimme sang mit den anderen:
    Dunk, Dunk, Dunk, Dunk …!
    Dunk, Dunk, Dunk, Dunk …!
    Warum war das hier anders?, fragte Peter sich, während ein anderer Teil seines Hirns sich weigerte, sich für diese Frage zu interessieren, und lieber in diesen unerwarteten Höhen mitschwebte. Er hatte den Virals auf der Mauer gegenübergestanden, in Städten und Wüsten, in Wäldern und Feldern. Er hatte sich zweihundert Meter tief in eine Höhle abgeseilt, in der es von ihnen wimmelte. Er hatte sich tausend Mal dem wahrscheinlichen Tod überlassen, aber Dunks Mut war mehr, er war reiner und lohnender. Peter sah seine Freunde an, Michael, Hollis, Lore. Es war unverkennbar: Sie empfanden es genauso wie er.
    Nur bei Tifty war es anders. Er war aufgestanden wie alle andern, sein Gesicht zeigte jedoch keine Regung. Was sah er vor seinem geistigen Auge? Wo war er? Er war auf dem Feld. Nicht einmal der Käfig konnte ihm seine Bürde leichter machen. Das war Peters Gelegenheit. Er wartete, bis das Singen und Johlen vorbei war. An den Tribünen wurden die Wetten berechnet und ausgezahlt.
    » Lassen Sie mich da hinein.«
    Tifty musterte ihn mit hochgezogener Braue. » Lieutenant, was verlangen Sie da?«
    » Eine Wette. Mein Leben gegen Ihr Versprechen, mich nach Iowa zu bringen. Sie werden mir nicht nur sagen, wo diese Stadt ist. Sie werden mit mir hingehen.«
    » Peter, das ist keine gute Idee«, warnte Hollis. » Ich weiß, was mit dir los ist. Wir nennen es Käfigfieber.«
    » Das ist es nicht.«
    Tifty verschränkte die

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