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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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sie wollte nur, dass sie auf sie aufmerksam wurden, damit sie einen vom andern unterscheiden könnte–, hatte sie nur einen einzigen Gedanken, eine Vision, ein Verlangen.
    Louise, ich werde dich rächen. Du bist nicht vergessen. Auch du, Louise, bist meine Schwester im Blut.
    » Zeig dich, du Scheißkerl!«
    Ihre Kugeln schwirrten blitzend davon. Sie ließ das leere Magazin fallen, rammte ein neues in die Waffe und feuerte weiter. Mit zusammengebissenen Zähnen lief sie weiter und murmelte ein dunkles Gebet. Er würde sie erkennen, sie spüren; es konnte nicht anders sein. Es war vorherbestimmt, dass sie es sein sollte, die ihn tötete, die ihn vom Angesicht der Erde wegwischte. Er war Julio Martínez, der Zehnte der Zwölf. Er war Sod mit seinem grunzenden Atem. Er war jeder Mann, der eine Frau im Laufe der Geschichte auf diese Weise geschändet hatte, und sie würde den Pflock tief in sein Herz treiben und fühlen, wie er starb.
    Einer der Virals drehte sich zu ihr um. Natürlich, dachte Alicia; sie hätte ihn überall erkannt. Körperlich sah er genauso aus wie die andern, aber er hatte etwas Unverwechselbares an sich, einen Hauch von Hochmut, den nur sie erkennen konnte. Er musterte sie gelangweilt mit seelenlosen Augen unter trägen Lidern, und fast sah es aus, als lächle er. Alicia hatte im Gesicht eines Virals noch nie einen Ausdruck gesehen. Doch nun schien dieses leere, arrogante Gesicht zu sagen: Ich kenne dich. Stimmt’s? Sag’s nicht, lass mich raten. Ich bin sicher, ich kenne dich irgendwoher.
    Da hast du verdammt recht. Du kennst mich, dachte sie und zog den angespitzten Pfahl aus ihrem Gürtel.
    Sie sprangen gleichzeitig aufeinander zu– Alicia hielt den Pfahl über den Kopf, und Martínez streckte die mächtigen Klauen nach vorne, hielt sie vor sich wie einen von Messern starrenden Schiffsbug. Ihre Flugbahnen trafen sich, und sie prallten mit dem Kopf voran zusammen und versuchten, sich zu packen. Der weitaus schwerere Martínez bekam Bodenhaftung, während sie über seinen Kopf hinwegflog und sich überschlug. In diesem Augenblick des unkontrollierten Fluges nahm Alicia zwar kurz Notiz von den Risswunden an Armen und Gesicht, die seine Krallen in ihrem Fleisch hinterlassen hatten, aber sie fühlte sie nicht. Sie stürzte in den Schlamm, rollte ein, zwei, drei Mal um sich selbst. Jede Drehung bremste ihren Schwung, und sie sprang auf die Füße. Sie war atemlos und taumelte. Ihr Kopf dröhnte von dem Aufprall, und ihr Herz hämmerte wie wild, aber irgendwie hatte sie es geschafft, den Pfahl in der Hand zu behalten. Wenn er verloren gegangen wäre, hätte sie ihre Niederlage akzeptieren müssen– und das war undenkbar.
    Martínez war fünf Meter weiter wie ein Frosch in der Hocke gelandet. Die gespreizten Hände drückten sich wie Paddel in den Schlamm. Sein Lächeln hatte sich in etwas anderes verwandelt, etwas Spielerisches, Genussvolles. Es sah aus, als wolle er gleich lachen. Zum Teufel mit deiner grinsenden Fresse, dachte Alicia und hob ihren Pfahl.
    Eine Gestalt fiel auf sie herab.
    Die Bombe, die Bombe, wo war die Bombe?
    Dann sah Peter sie, nur ein paar Schritte weit von Tifty entfernt. Er schlitterte durch den Schlamm und raffte sie an sich. Der Zündknopf war noch intakt, die Drähte waren nicht abgerissen. Wie würde es sich anfühlen? Es wäre im Nu vorbei, dachte er. Ohne dass man etwas spürte.
    Etwas fuhr ihm krachend ins Kreuz, hart wie eine Mauer. Einen Moment lang war alles weg: das Atmen, das Denken, die Schwerkraft. Die Bombe wirbelte durch die Luft davon. Der Boden glitt unter ihm weg, und ein schwarzer Blitz fuhr durch seinen Kopf. Dann lag er rücklings im Schlamm.
    Der Viral ragte über ihm auf. Ihre Gesichter waren nur eine Handbreit voneinander entfernt. Es war ein Anblick, der die Drähte seiner Sinne kurzschloss– als schmecke er die Dämmerung, als höre er den Blitz. Als die Kreatur den Kopf schräglegte, tat Peter das Einzige, das Letzte, was ihm einfiel, und er war sicher, dass es die letzte Gebärde seines Lebens war: Er legte den Kopf genauso schräg, zwang seine Gedanken zu absoluter Konzentration und schaute dem Wesen direkt in die Augen.
    Ich bin Wolgast.
    Und Peter sah: Er hatte die Bombe.
    Hilf mir.
    Alicia, Schwester. Alicia, er gehört dir.
    Martínez sah es nicht kommen. In dem Moment, als er seine mächtige Gestalt strecken und nach Alicia greifen wollte, landete Amy hinter ihm. Mit einer schnappenden Bewegung ihrer Handgelenke ließ sie die Ketten

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