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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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stehen–, aber das würde Zeit brauchen, und außerdem war damit nicht das Problem gelöst, was man mit den Gefangenen tun sollte, wenn die Bewohner des Homelands Richtung Süden zogen.
    Und alle froren. Na und?, dachte Peter. Was war schon ein bisschen Kälte?
    Er hatte sich mit Eustace angefreundet. Teils, weil sie beide Offiziere der Expeditionsstreitkräfte waren, aber das war nicht der einzige Grund; im Laufe der Tage hatten sie festgestellt, dass sie einander auch im Temperament ergänzten. Sie entschieden, dass Peter den Voraustrupp führen sollte, der sich nach Süden durchschlagen würde, um Kerrville auf den Zustrom der Flüchtlinge vorzubereiten. Anfangs hatte Peter Einwände gehabt. Er fand es nicht richtig, unter den Ersten zu sein, die von hier weggingen. Aber er war der nächstliegende Kandidat, und am Ende beendete Alicia die Diskussion mit einem überzeugenden Argument. Caleb wartet auf dich, sagte sie. Geh zu deinem Jungen.
    Mit dem eigentlichen Exodus würde man bis zum Frühjahr warten müssen. Vorausgesetzt, Kerrville könnte genug Fahrzeuge und Leute aufbringen, sollten nach Eustaces Plänen jeweils fünftausend Seelen auf den Weg gebracht werden, und die Zusammensetzung der einzelnen Gruppen sollte durch das Los bestimmt werden. Die Reise würde mühselig werden– alle bis auf die sehr Alten und die sehr Jungen würden zu Fuß gehen müssen–, aber mit etwas Glück wäre das Homeland innerhalb von zwei Jahren geräumt.
    » Nicht alle werden gehen wollen, weißt du«, sagte Eustace.
    Sie saßen in seinem Büro im Hinterzimmer der Apotheke und wärmten sich mit Kräutertee. Die meisten Häuser am Markt waren von der Übergangsregierung in Beschlag genommen worden und wurden für verschiedene Aufgaben benutzt. Das neueste Projekt, mit dem sie sich beschäftigten, war eine Volkszählung. Die Unterlagen der Rotaugen waren mit der Kuppel vernichtet worden, und so hatten sie keine Ahnung, wer eigentlich wer war, oder auch nur, wie viele Seelen wirklich hier lebten. Von siebzigtausend war die Rede, aber genau konnte man es wirklich nur wissen, wenn man zählte.
    » Weshalb nicht?«
    Eustace zuckte die Achseln. Die linke Seite seines Kopfes war immer noch verbunden, was seinem Gesicht ein schiefes Aussehen verlieh. Bei Peter hatte Sara am Tag zuvor die letzten Fäden gezogen. Brust und Arme sahen jetzt aus wie eine Straßenkarte aus langen, rosaroten Narben. Wenn Peter allein war, konnte er nicht aufhören, sie zu berühren; es erstaunte ihn nicht nur, dass er sich diese Wunden selbst beigebracht hatte, sondern auch, dass er im Eifer des Gefechts kaum etwas gespürt hatte.
    » Das hier ist das, was sie kennen. Sie haben ihr ganzes Leben hier verbracht. Aber das ist nicht alles. Es ist zwar gut, dass die Dinge sich zum Besseren gewendet haben. Ich weiß allerdings nicht, wie viele das noch so sehen, wenn wir erst anfangen, die Leute in den Süden zu karren.«
    » Wie soll das dort unten alles gehen?«
    » So wie immer, nehme ich an. Wahlen abhalten und dann die Plackerei, die nötig ist, um sich ein neues Leben aufzubauen.« Er nahm einen Schluck Tee. » Es wird schwierig werden, aber wenigstens können die Leute dann über ihr Leben selbst bestimmen.«
    Nina kam aus der Kälte herein und stampfte mit den Füßen. Waffeln aus Schnee fielen von ihren Sohlen. » Mann, es ist eiskalt da draußen«, sagte sie.
    Eustace reichte ihr seinen Becher. » Hier, wärm dich auf.«
    Sie nahm ihn und trank einen Schluck, und dann beugte sie sich herunter und küsste ihn schnell auf den Mund. » Danke, mein Gatte. Du musst dich wirklich mal rasieren.«
    Dass die beiden ein Paar waren, war, wie Peter erfahren hatte, das am schlechtesten gehütete Geheimnis der Rebellion. Eine seiner ersten Amtshandlungen war es gewesen, dass Eustace den Flachländern gestattete zu heiraten. In vielen Fällen war das eine Formsache; die Leute waren schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten zusammen. Aber für die Ehe hatte es nie eine offizielle Bestätigung gegeben. Die Liste der Paare, die sich jetzt trauen lassen wollten, ging in die Hunderte, und Eustace hatte zwei Friedensrichter in einem Ladenlokal weiter unten in der Straße untergebracht, die Tag und Nacht im Einsatz waren. Er und Nina hatten zu den Ersten gehört, genau wie Hollis und Sara.
    » Gute Nachrichten«, sagte Nina. » Ich komme eben aus dem Hospital.«
    » Und?«
    » Heute Morgen wurden wieder zwei Babys geboren. Beide gesund. Den Müttern geht es gut.«
    » Na, was

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