Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zwoelf Gebote

Die zwoelf Gebote

Titel: Die zwoelf Gebote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney Sheldon
Vom Netzwerk:
Mensch, den Roger je erlebt hatte. Sarah hatte nicht gewollt, daß ihre Tochter Roger heiratete. Sie hatte vielmehr gewollt, daß ihre Tochter einen bedeutenden Mann heiratete, und das war Roger nicht.
    Am Tag ihrer Hochzeit sagte Sarah zu ihrer Tochter: „Ich habe es mir überlegt und werde zu euch ziehen. Ich will sichergehen, daß Roger dich auch gut behandelt."
    Roger war nicht glücklich über diese Neuigkeit. „Wir haben doch nur ein kleines Häuschen", sagte er. „Wo sollen wir sie da denn unterbringen ?"
    „Wir geben ihr das Gästezimmer", sagte Louise.
    Noch am selben Nachmittag zog seine Schwiegermutter Sarah ein. Sie warf einen Blick in das Gästezimmer und sagte: „Das ist zu klein für mich. Ich nehme das große Schlafzimmer." „Und wo schlafen wir?" fragte Roger. „Im Gästezimmer", sagte Sarah.
    Das war erst der Anfang.

    Rogers Schwiegermutter kritisierte buchstäblich alles, was er tat. Beim Frühstück sagte sie: „Du solltest keine Eier mit Speck essen. Das ist ungesund für dich." „Aber ich mag Eier mit Speck."
    „Von jetzt an", sagte Sarah, „wirst du nur gesunde Speisen essen." Und Roger bekam nie mehr Eier mit Speck.
    Sarah gefiel auch nicht, wie sich Roger anzog.
    „Von jetzt an gehst du im dunklen Anzug ins Büro und mit Hemd und Krawatte."
    „Aber alle kleiden sich bei uns leger", sagte Roger. „Keiner trägt Krawatten." „Aber du wirst sie tragen", entschied Sarah.
    Also ging Roger fortan mit weißem Hemd und Krawatte ins Büro.
    Als sich Roger eines Abends einen Scotch mit Soda genehmigte, sagte Sarah: „Ab sofort wird in diesem Haus nicht mehr getrunken." Und sie schaffte sämtliche Flaschen mit Alkohol fort.
    Das war noch lange nicht das Schlimmste. Sarah wurde nicht müde, ihrer Tochter unaufhörlich vorzuwerfen, was für eine schlechte Wahl sie doch getroffen habe.
    „Du hättest leicht einen heiraten können, der besser aussieht
und reicher ist und bedeutender."
„Aber ich liebe Roger", sagte Louise.
    „Ach, du weißt doch gar nicht, was Liebe ist, Kind. Ich muß einen besseren Mann für dich finden."
    „Was redest du denn da, Mutter? Ich bin mit Roger verheiratet."
    „Na und? Man kann sich scheiden lassen", sagte ihre Mutter. „Ich will mich aber nicht scheiden lassen."
    „Papperlapapp. Das werden wir schon sehen."

    Sobald Roger aus dem Büro nach Hause kam, begann seine Schwiegermutter, an ihm herumzunörgeln.
    „Warum verdienst du nicht mehr Geld?" fragte sie.
    „Ich habe doch ein gutes Gehalt. Louise und ich sind ganz zufrieden."
    „Aber ich nicht! Ich möchte in einem größeren Haus wohnen. Du solltest dir überlegen, ob du nicht eine andere Stellung brauchst."
    „Ich will keine andere", sagte Roger. „Mir gefällt es da, wo ich bin."
    „Weil du nichts anderes kennst", nölte seine Schwiegermutter. Keinen Moment lang ließ Sarah die beiden allein.
    Immer war sie da und redete und redete, und sie hatten keinen Augenblick ihre Ruhe.
    Louise war genauso unglücklich über alles wie Roger. „Wir sollten sie vielleicht doch überreden, daß sie wieder auszieht", sagte Roger.
    „Das kann ich nicht machen, Schatz. Sie ist schließlich meine Mutter."
    „Dann laß es mich wenigstens versuchen", sagte Roger. Er ging zu Sarah. „Was würdest du davon halten", fragte er, „eine eigene Wohnung für dich allein zu haben? Ich bezahle gerne die Miete dafür."
    Sarah schüttelte heftig den Kopf. „Nein, nein, nein, kommt gar nicht in Frage. Ich bleibe hier, wo ich ein Auge auf meine Tochter haben kann. Sie braucht mich."
    „Sie ist ein erwachsener Mensch", wandte Roger ein. „Sie
braucht dich nicht mehr."
„Das zu beurteilen, überlasse mir!"

    Als Roger zu dem Urteil gelangt war, nun könne es nicht mehr
    schlimmer werden, wurde es erst recht schlimm.
    Er hatte seinen Chef zum Essen eingeladen. Roger war stolz auf seine Kochkünste und wollte dieses Essen selbst zubereiten. Er machte eine wundervolle Gemüsesuppe, einen Hackbraten mit Kartoffelbrei und backte einen Apfelkuchen. Er war sehr zufrieden mit seinem Essen.
    Sein Chef kam pünktlich. Er sah sich um und sagte: „Da haben
Sie aber ein hübsches Haus, Roger."
„Es ist zu klein", sagte Sarah.
    „Jetzt wäre etwas zu trinken recht", sagte der Chef. „Es tut mir leid", antwortete Roger, „aber wir haben keine Alkoholika im Haus." Der Chef zeigte sich überrascht. „Was?"
    „Es ist angerichtet", erklärte Roger. „Darf ich zu Tisch bitten." Louise servierte, was Roger gekocht hatte. Es begann

Weitere Kostenlose Bücher