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Die zwoelf Gebote

Die zwoelf Gebote

Titel: Die zwoelf Gebote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney Sheldon
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sich zu schminken. Er hatte einen purpurroten Seidenmorgenrock an.
    „Mein lieber Junge", sagte er, „was kann ich für dich tun?" In natura klang seine Stimme sehr viel schriller und höher als auf der Kinoleinwand.
    „Ich glaube, ich bin dein Sohn", sagte Edward.
    Der Schauspieler musterte ihn kurz und sagte dann: „Wie nett. Das kann gut sein."
    Edward war begeistert. „Überall, Vater, habe ich nach dir gesucht."
    Der Schauspieler sagte munter: „Wie schön. Und jetzt hast du
mich gefunden."
„Ja."
    Alan Bixby sah auf die Uhr. „Ich muß in ein paar Minuten die nächste Szene drehen, aber du kannst es dir ja inzwischen bequem machen. Sobald ich fertig bin heute nachmittag, nehme ich dich mit zu mir nach Hause. Gefällt dir das?" „O ja, natürlich!" sagte Edward glücklich.
    „Wir werden uns prächtig amüsieren miteinander", versprach ihm Alan Bixby.
    Die Tür ging auf, und ein junger Mann kam herein. Er hatte
Lidschatten auf den Augen und küßte Alan Bixby auf den
Mund.
„Tag, Liebling."
    „Du bist spät dran", beklagte sich Alan Bixby. „Du schlimmer, schlimmer Junge!"
    Edward traute seinen Augen nicht. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen, daß Alan Bixby ganz bestimmt noch nie ein Kind gezeugt hatte.
    Der Schauspieler wandte sich an ihn. „Also, ich muß jetzt los, aber warte hier, bis ich wiederkomme."
    Doch als Alan Bixby wiederkam, war Edward längst fort. Zum erstenmal begann Edward das Gefühl zu haben, daß er wohl doch niemals an sein Ziel gelangen werde. Jetzt war er schon kreuz und quer durchs Land gezogen, aber er hatte keine Spur von seinem Vater und seiner Mutter gefunden.
    Und dann kam ihm doch unerwartet das Schicksal zu Hilfe. Er saß in einer Gaststätte beim Essen, als er am Nebentisch Stimmen hörte. Er wandte sich um und sah hin. An dem Tisch saß ein halbes Dutzend Männer. Sie wirkten wie rauhe Gesellen und redeten ungeniert und laut.
    Einer sagte: „Dann haben sie mich eingebuchtet, aber sie konnten mir nichts nachweisen. Bixby hat schon recht gehabt, das Ding war bombensicher."
    Als Edward den Namen Bixby hörte, riß es ihn, und er beugte sich weit vor, um besser zu hören.
    „Die Beute von dem Ding muß uns eine coole halbe Million gebracht haben. Und die Bankleute haben gar nicht recht mitgekriegt, wie ihnen geschah."
    Edward lauschte angestrengt, aber der Name Bixby fiel nicht mehr.
    Als die Männer fertiggegessen hatten und sich zum Gehen anschickten, eilte Edward an ihren Tisch.
    „Entschuldigung", sagte er zu dem Mann, der die meiste Zeit geredet hatte, „könnte ich Sie wohl einen Augenblick sprechen?"
    Der Mann war groß und sah gefährlich aus. „Nein", sagte er und ging.
    „Warten Sie doch", rief Edward verzweifelt. „Sie haben den
    Namen Bixby erwähnt."
Der Mann fixierte ihn. „Und?"
„Ich heiße auch Bixby", sagte Edward.
„Das kann schon sein."
    „Ich suche meinen Vater, wissen Sie", sagte Edward drängend. „Ich dachte mir, daß der Mann, von dem Sie gesprochen haben, vielleicht mein Vater ist."
    „Zweipistolen-Bixby dein Vater? Junge, du hast sie nicht alle." „Ich weiß ja, daß es weit hergeholt scheint", räumte Edward ein, „aber sehen Sie, es war so, meine Mutter und mein Vater ließen mich vor achtzehn Jahren im Waisenhaus." (Er wollte nicht gleich zugeben, daß sie ihn in eine Mülltonne geworfen hatten.)
    Der große Kerl musterte ihn eindringlich. „Vor achtzehn Jahren?" Er wandte sich an seine Kumpane. „War das nicht vor achtzehn Jahren, als Zweipistolen und Molly einen Bankert hatten?"
    „Ja", sagte einer. „Den haben sie dann irgendwo liegen lassen." Der Große sah Edward nun mit anderen Augen an. „Und woher weißt du, daß du Bixby heißt?" fragte er.
    „Weil man mich in eine Decke eingewickelt fand, in der dieser Name stand."
    „O Gott", sagte der Große, „ich glaube fast, wir haben tatsächlich den Bankert von Zweipistole vor uns."
    „Sind meine Mutter und mein Vater noch am Leben?" fragte Edward eifrig.
    „Ja, sind sie. Wenn ich mir dich so anschaue, könnte es glatt sein, daß du von deinem Vater die Nase und von deiner Mutter die Augen hast."
    Edward konnte sein Glück nicht fassen. Da hatte er am Ende doch noch seine Eltern gefunden! Und konnte sie nun ehren. „Könnten Sie mich wohl zu ihnen bringen?" fragte er. Der Große zögerte. „Ich weiß nicht recht", sagte er. „Vielleicht
    zeige ich dir besser erst mal ein Foto von ihnen." Edward nickte eifrig. „O ja, bitte."
    Der Große wandte sich an die

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