Die Zwölf Türme (German Edition)
einigen kräftigen Hieben ab, so dass sich Charles endlich davon befreien konnte.
"Puh...", machte Umbras keuchend, "Da war aber verflucht knapp."
"Ich danke dir", sagte Charles leise zu Christine, während er sich mit den Händen den Schlamm vom Körper zu streichen versuchte und mit einigen Fußtritten die bissigen Echsen vertrieb, "Ohne dein schnelles Handeln wäre ich wohl verloren gewesen."
"Seid Ihr wohlauf?" fragte Uta, die tatenlos auf der anderen Seite des Sumpfloches verharrt hatte.
"Ja", gab Umbras zurück, "Aber gebt in Zukunft etwas mehr Obacht, dass Ihr uns nicht noch einmal auf so tückischen Boden führt. Ihr hattet Glück, dass Ihr nicht selbst auch eingesunken seid."
Nachdem sich Charles wieder erholt hatte, setzte die kleine Schar ihren Weg durch das sumpfige Dickicht fort...
Am Nachmittag erreichten sie endlich das Ende des Sumpfgebietes und bekamen zu ihrer Erleichterung wieder trockenen Boden unter die Füße.
Das Unterholz war hier niedrig und nicht mehr so dicht, dass sie bequem zwischen den Bäumen hindurch reiten konnten. Auch das Laubdach über ihren Köpfen war hier weitaus lichter.
Zu ihrem großen Erstaunen sahen sie goldene Sonnenstrahlen durch die Baumkronen hindurch scheinen, doch Umbras erklärte ihnen, dass über dem Kern des Tyronwaldes keine finsteren Wolken die Sonne verdunkeln konnten, denn hier war das Reich der Dryaden, wo die finstere Magie des Dämonenlords keine Macht hatte.
Dieser Teil des Waldes unterschied sich gewaltig von dem Gebiet, das sie nun hinter sich gebracht hatten. Hier war der Wald geradezu eine Idylle. Es roch nach Moos und saftigem Gras, feuchtem Humus, Laub und Holz.
Ein wild wucherndes Dickicht aus Eiben, Lorbeerbäumen, Weißbuchen und mächtigen Eichen beschattete ein Unterholz aus Sträuchern und Blumen: Veilchen, Farne, Glockenblumen, Vergissmeinnicht und Anemonen. Der Duft der Glockenblumen erfüllte die Luft. Zweifellos war dieser Teil des Tyronwaldes verzaubert, doch es war eine gutartige Magie, die hier über dem Wald lag und ihn vor den finsteren Kräften des Dämonenlords beschirmte.
"Hier ist es wunderschön", meinte Christine entzückt und atmete tief die würzige Waldluft ein.
"Aber wie finden wir hier diese sagenhaften Dryaden?" wollte Charles von Umbras wissen.
"Nicht WIR werden sie finden, sondern SIE werden uns finden. Vielleicht sind sie längst ganz in der Nähe und beobachten uns. Wir müssen uns gedulden, bis sie sich zeigen wollen."
Sie setzten ihren Weg fort und Charles äugte erwartungsvoll nach allen Seiten, um eventuell eine der geheimnisvollen Dryaden zu entdecken, womit er jedoch kein Glück hatte. Am Abend schlugen sie ihr kleines Lager an einem Bächlein auf, das munter plätschernd zwischen den Bäumen dahin floss. Als Krysander ein Feuer machen wollte, hielt ihn Umbras jedoch zurück.
"Lasst das lieber", warnte er, "Die Dryaden mögen kein Feuer. Deshalb sollten wir lieber darauf verzichten, damit wir uns nicht ihren Zorn zuziehen."
"Wir haben nichts gegen ein kleines Lagerfeuer einzuwenden", erklang da überraschend von irgendwoher eine jung klingende Mädchenstimme, "solange ihr nur totes Holz verbrennt und die Flammen so klein wie möglich haltet."
"Wo seid Ihr?!" rief Krysander, ohne jedoch darauf eine Antwort zu bekommen.
Achselzuckend begann er nach trockenen, abgefallenen Ästen für das Feuer zu suchen. Auch die anderen begannen damit, ein Nachtlager herzurichten.
"Diese Dryaden sind aber recht eigenartig", brummelte Charles missmutig, "Warum zeigen sie sich nicht? Haben sie Angst vor uns?"
Kaum hatte er das gesagt, da zischte ein Pfeil durch die Luft und bohrte sich eine Daumenbreite vor seinen Füßen in den Boden, wo er zitternd stecken blieb.
"Da habt Ihr Eure Antwort", grinste Umbras schadenfroh, "Habt etwas Geduld, Skarl Gaeret. Die Dryaden mögen es nun mal nicht, wenn man sie drängt, denn Zeit hat für sie keine Bedeutung."
Charles knurrte irgendetwas Undefinierbares vor sich hin und kümmerte sich um sein Pferd.
Krysander hatte eine kleine Grube ausgehoben, worin er das Feuer entfachte und es so klein genug hielt, damit die Dryaden nicht erzürnt wurden. Christine saß am Bachufer und badete ihre nackten Füße im glasklaren Wasser; Uta striegelte sorgsam ihr Pferd und die drei Männer saßen am Feuer, wo sie gedörrtes Fleisch aus ihrem Proviant verzehrten.
"Ach", rief Christine auf einmal, "Hier ist es so schön, dass ich am liebsten hier bleiben würde."
Die anderen
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