Die Zwölf Türme (German Edition)
warum er in diese Welt geraten war, worauf Charles ihr seine Geschichte von Anfang an erzählte, ohne dabei etwas zu verschweigen. Und Christine hörte still und aufmerksam zu.
Irgendetwas an ihr veranlasste ihn, ihr zu vertrauen und Dinge von sich zu erzählen, die er noch niemandem preisgegeben hatte und er war selbst erstaunt darüber, wie leicht ihm das in dieser Situation fiel. Als er geendet hatte, schaute sie ihm auf eine Weise in die Augen, die in wie einen Schuljungen erröten und ihm das Herz im Halse schlagen ließ. Ihr Gesicht erschien ihm plötzlich wie das Antlitz eines Engels; ihre Augen strahlten wie Sterne in klarer Nacht und schienen doch so tief und unergründlich zu sein, als wäre in ihnen ein Universum verborgen. Ihr Blick verwirrte, verunsicherte und bezauberte ihn gleichermaßen, rief ein warmes Gefühl in ihm hervor, das er längst für immer verloren geglaubt hatte. Ohne ein Wort rückte sie ganz nahe an ihn heran, legte ihre Arme um seinen Nacken, dann spürte er ihre warmen, weichen Lippen auf den seinen ...
Romuald und Umbras, welche die beiden verstohlen beobachteten, schmunzelten und nickten einander wissend zu ...
Plötzlich sprang Krysander auf und schaute suchend umher.
"Wo ist denn Uta geblieben?" fragte er beunruhigt.
Jetzt wurden auch die anderen auf das Verschwinden der Ödländerin aufmerksam und erhoben sich alarmiert. Aber von Uta war nichts mehr zu sehen und auch auf ihr Rufen gab sie keine Antwort.
"Verdammt!" stieß Umbras hervor, "Da ist etwas passiert! Wir müssen sie suchen!"
In diesem Moment spürte Charles, wie sich der Sonnenstein auf seiner Brust erwärmte, bis er solche Hitze ausstrahlte, dass es fast schmerzte.
"Ein Dämon ist in der Nähe", flüsterte er warnend, während er nach Schild und Schwert griff.
Da teilten sich die Büsche am Rande der Lichtung und eine unheimliche Gestalt trat daraus hervor, bei deren Anblick Christine erschrocken aufschrie.
Charles stockte der Atem, als er den Dämonen erblickte. Er sah einen mehr als zwei Meter großen Hünen mit einem zottligen, grauen Wolfsfell, das seinen menschenähnlichen Körper völlig bedeckte. In den Schultern, über die sich ein silbriges Kettenhemd spannte, war er unglaublich breit, seine Hüften dagegen waren schmal und schlank. Der Dämon hatte lange, muskelbepackte Arme mit klauenartigen Händen und stämmige Beine, die im Verhältnis zu seinem Körper kurz wirkten. Durch die Beine und um die Hüften hatte er ein Tuch geschlungen, das von einem breiten Ledergurt um die Taille gehalten wurde. Bewaffnet war das Geschöpf mit einer langen, zweispitzigen Lanze und einem seltsam gekrümmten Schwert, womit der Hüne jetzt drohende Gebärden gegen die kleine Schar machte.
Am schrecklichsten anzuschauen aber war sein Gesicht. Sein Kopf sah aus wie der einer Schlange und in seinen gelblichen Augen loderte Hass und Mordlust. Im Gegensatz zum fellbewachsenen Körper war der Schlangenkopf des Monsters völlig haarlos und stattdessen mit kleinen, silbrig schimmernden Schuppen bedeckt.
Auf dem Kopf trug das Wesen einen eisernen Helm, der links und rechts mit stählernen Hörnern versehen war.
"Das Biest hat Uta umgebracht!!" schrie Krysander und stürzte wie von Sinnen vorwärts, bevor jemand ihn daran hindern konnte, um mit wütenden Schwerthieben auf das Monster einzuschlagen, das seine Schläge jedoch mit fast spielerisch anmutender Leichtigkeit abwehrte.
Romuald und Charles sprangen jetzt vor, um ihrem Gefährten zu helfen, doch da zuckte die zweispitzige Lanze wie ein tödlicher Blitz vor und durchbohrte Romuald, der aufstöhnte und röchelnd zusammenbrach. Charles schrie entsetzt auf, als er sah, wie der tapfere Zwerg starb.
Mit einer einzigen fließenden Bewegung riss der Dämon seine Lanze aus Romualds Brust heraus, wehrte einen Schwerthieb Krysanders mit der eigenen Klinge fast lässig ab und schlug dem Mabden den Lanzenschaft mit solcher Wucht an den Kopf, dass Krysander wie vom Blitz gefällt besinnungslos zu Boden schlug.
Charles spürte, wie er schlagartig wieder von dem magischen Rausch erfasst wurde, der ihn zum Berserker machte.
Das Monstrum sah sich nun von einem Gegner attackiert, der mit wahnwitziger Schnelligkeit kämpfte, wobei der Ring von Steinheim die Kräfte des Anderweltlers verdoppelte, was seinen Schwerthieben enorme Wucht verlieh. Überrascht von der ungewöhnlichen Kampfkraft seines viel kleineren Gegners wurde der dämonische Krieger in eine für ihn völlig
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