Die Zwölf Türme (German Edition)
ganz leise zum Abschied und galoppierten dann leichtfüßig davon.
Lange noch starrte Christine ihnen nach, selbst als sie schon nicht mehr zu sehen waren. Am liebsten wäre sie ihnen nachgelaufen.
Sie würde diese wundervolle Begegnung nie mehr vergessen können...
Als der Morgen graute und die Gefährten sich wieder auf den Weg machten, war Christine wie verwandelt. Sie sprühte förmlich vor Energie, lachte, scherzte und schien sich direkt auf das zu freuen, was noch vor ihnen lag.
Die anderen wunderten sich darüber, doch Christine schwieg über ihr nächtliches Erlebnis, weil sie fürchtete, den Zauber einer ganz persönlichen Erinnerung zu zerstören, wenn sie anderen davon erzählte.
Diesmal übernahm Krysander die Führung, als sie am Ufer des Baches entlang ritten. Gegen Mittag erschienen wieder die beiden Dryaden Alcide und Angalice, die ihnen erklärten, dass sie nun das Gebiet der Waldfeen wieder verließen und jetzt in Assuntas Machtbereich kamen.
Nachdem sie den Gefährten dies ausgerichtet hatten, verschwanden die Dryaden wieder wie am Tage zuvor und es war so, als hätte es sie niemals gegeben.
Das Gebiet, welches zu Assuntas Herrschaftsbereich zählte, unterschied sich kaum vom Gebiet der Dryaden. Auch hier zeigte sich der Wald von seiner schönsten Seite, auch hier drangen goldene Sonnenstrahlen durch das Laub der Baumkronen, auch hier hatte die finstere Magie des Dämonenlords keine Macht.
Nachdem sie eine Weile am Bachufer entlang geritten waren, zügelte Krysander an der Spitze plötzlich sein Pferd und stieß einen halblauten Warnruf aus.
Vor ihm waren überraschend zwei Bogenschützen in lindgrünen Kilts aufgetaucht, die ihre Pfeile drohend auf die Gruppe richteten.
"Halt!" rief einer von ihnen, "Wohin wollt ihr und was ist euer Begehr?"
"Wir wollen zur Hexe Assunta", antwortete Krysander, "denn wir brauchen die Hilfe der Zauberin."
"Wozu braucht ihr die Hilfe Assuntas?" fragte der Größere der beiden weiter.
"Was geht´s Euch an?" erwiderte Krysander ärgerlich, "Sagt uns lieber, warum Ihr uns hier aufhaltet."
"Wir stehen in Assuntas Diensten und halten ihr ungebetene Gäste vom Halse", gab der Waldläufer zurück.
Umbras ritt jetzt nach vorn, um mit den beiden zu reden.
"Der Anderweltgesandte von Myrddin Emrys ist bei uns!" rief er, "Er muss die Kraft der Zwölf Türme erneuern, denn die Horden des Dämonenlords wüten bereits im Mabdenland und drohen die östlichen Länder zu überrennen. Doch wer seid Ihr und warum haltet Ihr uns auf, wenn Ihr nicht selbst dem Dämonenlord dient?"
"Wir sind Waldläufer", antwortete der Größere, "Und wie ich schon sagte, stehen wir im Dienste Assuntas. Ich heiße Tomaran und mein Kamerad hier hört auf den Namen Jehan. Wir wissen bereits, dass Mohantur wieder über seine volle Macht verfügt und es ist uns auch bekannt, dass der Anderweltler auf dem Wege zu den Türmen ist. Doch woher sollen wir wissen, ob ihr diejenigen seid, welche ihr zu sein vorgebt? Wer von euch ist denn der Anderweltler?"
"Das bin ich", sprach Charles und trieb sein Pferd vor die anderen.
"Dann musst du auch dafür den Beweis erbringen", meinte Tomaran, "Zeige mir also den Ring von Steinheim und den Sonnenstein von Alfheim!"
Charles stieg aus dem Sattel und ging auf die beiden Grüngekleideten zu, deren Pfeilspitzen in unmissverständlicher Warnung auf seine Herzgegend gerichtet waren. Drei Schritte vor ihnen blieb er stehen und zeigte die beiden magischen Talismane vor.
"Gut", sagte Tomaran zufrieden gestellt und nahm den Pfeil von der Sehne seines Bogens, "Doch sage mir zudem, welchen anderen Namen Myrddin Emrys noch hat."
"Merlinus Ambrosius", antwortete Charles, "Oder auch nur einfach Merlin."
"Nun, das dürfte reichen", meinte Tomaran, "Du scheinst wirklich der Anderweltgesandte zu sein. Doch Assunta wird dich abermals prüfen. Solltest du uns getäuscht haben, wirst du einen schrecklichen Tod sterben. Nun folgt uns! Wir führen euch zu Assunta."
Während Charles wieder in den Sattel stieg und seinen Gefährten bedeutete, dass alles in Ordnung sei, stieß Tomaran einen schrillen Pfiff aus, worauf die Büsche ringsum in Bewegung gerieten und mehrere Dutzend der grün gekleideten Gesellen zum Vorschein kamen, allesamt mit Bögen und Pfeilen bewaffnet. Die Gefährten waren froh, dass sie keinen Streit mit Tomaran und Jehan bekommen hatten, denn sonst wären sie jetzt wohl alle von Pfeilen durchbohrt worden.
Eine Gruppe der Waldläufer
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