Die Zwölf Türme (German Edition)
unter Jehans Kommando übernahm die Spitze der Kolonne, einige andere bildeten die Nachhut, der Rest verschwand wieder in den Büschen.
Tomaran gesellte sich zu den Gefährten und schritt neben Charles´ Pferd her.
Nach einer Weile mussten sie von den Pferden steigen, denn die Äste waren hier sehr tief gewachsen und hätten sie sonst aus den Sätteln gestreift. Das Unterholz wurde wieder dichter, dass sie hintereinander gehen mussten. Einige Waldläufer der Nachhut übernahmen es, die Pferde am Ende der kleinen Kolonne nachzuführen.
In der Reihe war jetzt Uta direkt hinter Charles, während hinter ihr der Waldläufer Tomaran schritt.
Völlig überraschend zog Uta plötzlich mit einer schnellen und geschmeidigen Bewegung, der das menschliche Auge kaum zu folgen vermochte, ihren Dolch und holte mit dem Arm aus, um Charles den tödlichen Stahl in den Rücken zu jagen.
Tomaran entfuhr ein Schrei der Überraschung, gleichzeitig jedoch griff er zu und packte mit der Linken Utas Dolcharm. Seine Rechte aber fuhr an ihre Kehle und begann unbarmherzig zuzudrücken.
Die Kriegerin gab einen würgenden Laut von sich, dann aber gelang es ihr, sich dem Griff zu entwinden, sich halb herumzudrehen und mit aller Kraft ihr Knie nach oben zu reißen, womit sie Tomaran schmerzhaft zwischen den Beinen traf, so dass er sie losließ und sich aufstöhnend zusammenkrümmte.
Das alles geschah so schnell, dass die anderen zuerst gar nicht begriffen, was da vor sich ging. Charles hatte sich erstaunt umgedreht und war zunächst völlig verwirrt, da er die Situation nicht einzuschätzen wusste.
Als Uta den Waldläufer erst einmal ausgeschaltet hatte, zog sie mit einer fließenden Bewegung ihr Schwert und wandte sich wieder Charles zu, der jetzt in ihren Augen den Tod persönlich sah, was ihn erschrocken schaudern ließ. Im allerletzten Moment warf er sich zurück, gerade noch rechtzeitig, sonst hätte Utas Klinge ihm den Kopf abgeschlagen. Jetzt erst riss auch er sein Schwert aus der Scheide, während einige der Waldläufer Pfeile auf Uta anlegten.
Aber da war die blonde Kriegerin bereits zurück gesprungen und blitzschnell zwischen den dichten Sträuchern verschwunden. Einige Pfeile zischten ihr nach, ohne sie jedoch zu treffen.
"Sie muss verrückt geworden sein", keuchte Charles ungläubig und völlig verstört, "Warum wollte sie mich umbringen?"
"Vielleicht dient sie im Geheimen dem Dämonenlord", meinte Tomaran, der langsam wieder von dem schmerzhaften Tritt erholte, "Du hast verdammt viel Glück gehabt, Anderweltmann. Beinahe hättest du ihren Dolch im Rücken gehabt."
"Machen wir, dass wir weiterkommen, bevor diese Kriegerin einen neuen Anschlag versucht!" rief da Jehan von vorne, "Sie steckt sicher noch in der Nähe und wenn sie wirklich eine Dienerin des Dämonenlords ist, bleibt sie eine ernst zu nehmende Gefahr für uns."
Die Reihe bewegte sich langsam weiter, während alle jetzt misstrauisch die Büsche zu beiden Seiten des Pfades beobachteten.
Charles und seine restlichen Gefährten waren erschüttert und konnten es nicht fassen, dass Uta ihrem schlimmsten Feind dienen sollte. Vor allem Krysander war darüber tief betroffen.
Wortlos marschierten sie durch das Dickicht auf den Hort der Hexe Assunta zu...
Der Überfall kam völlig überraschend, als sie im Gänsemarsch eine größere Lichtung überquerten.
Plötzlich schienen die Büsche rings um die Lichtung lebendig zu werden. Von allen Seiten stürzten zwergengroße, froschgesichtige Kreaturen waffenschwingend auf die Gefährten und Waldläufer zu. Im Nu entbrannte ein erbitterter Kampf, dass der Wald bald vom Waffenlärm widerhallte.
"Das sind Gnome!" brüllte Krysander, "Sie sollen verflucht sein, diese Kröten!!"
Die Angreifer waren bis auf ihre ledernen Lendenschurze nackt, ihre ölig glänzende Haut war von teigig-blasser Farbe und an ihren hager und sehnig wirkenden Körper war nicht ein einziges Haar zu entdecken. Ihre schmallippigen, breiten und vorstehenden Mäuler sowie ihre weit hervorstehenden Glotzaugen gaben ihren Gesichtern ein froschähnliches Aussehen. Sie waren nicht größer als Zwerge, doch trotz ihres Kleinwuchses waren sie gefährliche und tückische Gegner. Zudem waren sie in der Übermacht und hatten den Vorteil der Überraschung auf ihrer Seite.
Die Waldläufer mähten mehr als ein Dutzend von ihnen mit ihren Pfeilen nieder, doch dann waren die Bögen im Nahkampf nutzlos, so dass sie sich mit ihren Dolchen und
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