Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwölf Türme (German Edition)

Die Zwölf Türme (German Edition)

Titel: Die Zwölf Türme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz R. Friedhoff
Vom Netzwerk:
Irgendeine Kraft tief in seinem Innersten untersagte es ihm und so schloss sich seine Hand jetzt fest um den Griff des Zepters.
    Das Kribbeln und Prickeln erfüllte jetzt seinen ganzen Körper und dieser reagierte mit einem Energiestrom seiner eigenen Lebenskraft, die sich aus ihm heraus nun auf das Metall des Zepters übertrug, so dass es geradezu zu einem Teil seines Selbst wurde.
    Charles spürte, wie sich jetzt im Zepter eine erwachende Kraft zu regen begann, ein Etwas, das ein Teil von ihm selbst und zugleich auch wieder etwas völlig Fremdes war.
    Diese Kraft zerrte an seinem Bewusstsein, energisch und unwiderstehlich, zog ihn immer tiefer in sich selbst hinein. Charles fühlte mit Erschrecken, wie sein Geist nach innen gesogen wurde wie ein kleines Stück Holz auf einem Wasserstrudel und er wusste, dass er sich nicht mehr dagegen sträuben konnte.
    In einem chaotischen Wirbel aus Gefühlen, Trieben, Instinkten und Gedanken, der nichts anderes als sein eigenes Wesen darstellte, wurde Charles´ Geist gezwungen, sich selbst gegenüberzutreten ...
    ... Bilder, Eindrücke und Wahrnehmungen tauchten vor ihm auf. Vor seinen inneren Augen lag die Welt seiner Geburt, seine Heimat, von der Vergangenheit bis zur Gegenwart offen vor ihm, jeglicher Illusionen entkleidet und er sah die Wirklichkeit des Seins in seiner ganzen unbarmherzigen Strenge und Endgültigkeit. Er musste seine Welt als das erkennen, was sie wirklich war: ein einziger, hochkomplizierter Organismus von unendlicher Vielfalt, worin der Mensch nur ein winziger Teil war - eine Bakterie, die viel mehr Platz und Rechte für sich in Anspruch nahm als ihr im Gefüge der Natur eigentlich zustand. Er sah die Winzigkeit seiner Welt in einem scheinbar unendlichen Universum, das aber selbst wiederum nur ein ebenso winziger Teil eines noch größeren Ganzen war. Keine Illusionen, keine Träume, kein Aberglaube, keine Ideologie und keine Religion verhüllte jetzt die Unbarmherzigkeit dieses Bildes vom Kosmos, dessen Regeln und Gesetze streng, funktionell und unerbittlich waren. Das Universum kümmerte sich nicht einen Deut um die Moral- und Wertvorstellungen des menschlichen Geistes, dessen Existenz es nicht einmal zur Kenntnis nahm!
    Inmitten der ungeheuren Vielfalt und Weite sah Charles sich selbst als das, was er in Wahrheit war: EIN ARMSELIGER, UNBEDEUTENDER FUNKE KURZ AUFLEUCHTENDEN LEBENS.
    Sein Geist schien zu explodieren und was er jetzt erkennen musste, lähmte ihn vor Erschrecken und Beschämung. Er kämpfte verzweifelt um jenes Bild von sich selbst, das er immer von sich aufrechterhalten suchte, rang darum, sich an seine vermeintliche Vernunft zu klammern, um sich vor dem Furcht erregenden Blick auf seine innere Nacktheit und die Schwäche des Wesens zu schützen, das er selbst war. Und dann sah er die andere Seite seines Ichs, eine Seite, die er niemals erkannt - oder immer verleugnet hatte. Hier wurde Rechenschaft abgelegt über alles, was er anderen zugefügt hatte, über jede kleinliche Eifersucht, über jede seiner Gemeinheiten, jeden missgünstigen Neid, über seine tiefverwurzelten Vorurteile, seine Ungerechtigkeiten, seine Anmaßungen, seine bewussten Lügen und Halbwahrheiten, seine Launen und sein Selbstmitleid, seine Selbstzweifel und Ängste - alles, was in ihm dunkel und bislang verborgen gewesen war, wurde jetzt ans Licht gezerrt und ihm unbarmherzig vor Augen geführt. All seine Ängste musste er erkennen: Angst vor dem Alleinsein, Angst davor, sich jemanden zu offenbaren und seine Schwächen zu zeigen, Angst vor dem Versagen, Angst vor der Verantwortung für andere, Angst davor, seine Empfindsamkeit und Verletzlichkeit zuzugeben ...
    Seine tiefsitzenden Hemmungen wurden ihm unerbittlich vor Augen geführt und dass sie in Wahrheit nichts anderes als die Angst vor Zurückweisung waren. Er musste seine Minderwertigkeitsgefühle wahrnehmen und erkennen, dass er sich selbst nicht leiden konnte und schon immer mit sich selbst unzufrieden gewesen war...
     
    Die Bilder und Eindrücke vor seinen inneren Augen setzten sich schier endlos fort.
    Charles zuckte entsetzt und schockiert vor dem zurück, was er von sich selbst sehen musste. Er wollte es nicht akzeptieren - konnte es nicht eingestehen. ABER ER MUSSTE !
    Unbarmherzig und unerbittlich wurde sein Geist gezwungen, die Wirklichkeit und Wahrheit all dessen anzuerkennen, was ihm gezeigt wurde. Er konnte diese andere, dunkle Seite seines Wesens nicht wirklich leugnen.
    Wie die von seinen

Weitere Kostenlose Bücher