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Die Zwölf Türme (German Edition)

Die Zwölf Türme (German Edition)

Titel: Die Zwölf Türme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz R. Friedhoff
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bekommen und heute sah ich gleich eine ganze Herde. Diesen Anblick werde ich nie mehr vergessen. Ich verneige mich vor Euch, Lady Krystia, denn eine Freundin der Einhörner steht auf dieser Welt in höherer Achtung als alle Fürsten und Könige."
    Christine wurde etwas verlegen, als sie das hörte und wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.
     
    "Kommt jetzt weiter!" drängte Tomaran, "Uta ist entkommen und wer weiß, was sie noch im Schilde führt. Nun wissen wir ganz genau, dass sie oder das, was ihre Gestalt angenommen hat, dem Dämonenlord dient. Wir sind erst sicher, wenn wir Assuntas Hort erreicht haben. Es ist nicht mehr weit dorthin."
     
    Sie marschierten weiter, bis sich endlich die Bäume vor ihnen lichteten und der Hort der mächtigen Zauberin in Sicht kam.
    Die Heimstatt Assuntas glich eher einer kleinen, bescheidenen Waldkapelle als dem Domizil einer so mächtigen Hexe. An einen kleinen Turm mit spitzem Dach lehnte sich ein niedriges Steinhaus, das von einer Art Garten umgeben war, in dem Blumen von merkwürdiger Fremdartigkeit und Farbenpracht wuchsen.
    "Wenn ihr den Garten betretet, seid ihr in Sicherheit", sprach Tomaran zu den Gefährten, "Damit ist unsere Aufgabe erfüllt und unsere Zeit im Dienste Assuntas endet heute. Nun sind wir ihr nicht länger verpflichtet und können endlich wieder in unsere Heimat zurückkehren. Lebt wohl!"
    Im Nu waren Tomaran und seine Waldläufer im grünen Dickicht verschwunden und es schien, als hätten sie es sehr eilig, von hier fortzukommen.
    Die vier Gefährten waren wieder allein.
    "Lasst uns hingehen", meinte Umbras, "Ich hoffe nur, dass die Hexe uns wohlgesonnen ist."
    "Warum sollte sie es nicht sein?" wunderte sich Krysander.
    "Zauberinnen sind sehr launisch und unberechenbar", murmelte Umbras mit säuerlicher Miene, während er auf das Gebäude zuging, "Und sie tun selten etwas, ohne einen Preis dafür zu verlangen."
     
     
Sie stand an der Ecke des Hauses, dunkel und bleich im Gold der Nachmittagssonne. Die Hexe trug ein Kleid aus dunkelroter Wolle, das mit einem silbernen Gürtel in der Taille eng geschnürt war und ihre formvollendete Figur voll zur Geltung brachte. Am tiefen Ausschnitt ihres Kleides hing eine Brosche aus Bronze, die mit funkelnden Granatsteinen besetzt war; an ihren weißen, nackten Armen trug sie goldene Ringe und Gold trug sie auch in ihrem bis zur Hüfte hinabfallenden, schwarzen Haar, das alles Licht zu trinken schien und nicht einmal in der Sonne schimmerte.
     
    Die Vier starrten die Frau fasziniert an, während sie lächelte und gemächlichen Schrittes auf sie zukam. Der Blick ihrer smaragdgrünen Augen aber glich dem einer Kobra; Charles fühlte sich unter diesem Blick wie ein Kaninchen, das vom Starren einer Giftschlange hypnotisiert wurde.
    Alle vier spürten ganz deutlich die Aura geheimnisvoller Macht, welche die bleiche, dunkelhaarige Schönheit wie ein unsichtbarer Mantel umgab und jeder von ihnen wusste zugleich, dass es eine dunkle, schreckliche Macht war, die diese Frau besaß.
    Bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, sprach die Hexe zu ihnen: "Ich weiß bereits, warum ihr hier seid. Die Waldgeister haben mir von euch berichtet. Zudem hat mich Myrddin Emrys gebeten, euch zu helfen. Ihr benötigt das Zepter der Türme, welches nur ich allein euch beschaffen kann, denn ich allein habe die Macht, es zu mir zu rufen, wo immer es sich auch befinden mag."
    "Wir hörten, dass der Trollkönig Farvd es in seine Hand gebracht hat und es in seiner Höhle in den Trollbergen versteckt hat", meinte Krysander.
    Assunta lachte leise und spöttisch.
    "Farvd ist ein Dummkopf", meinte sie, "Er glaubt, dass er nun der Herr des Zepters sei, obwohl es ihm nicht im Geringsten nutzen wird, denn das Zepter dient nur einem Anderweltmenschen, den es als Herrn anerkennt. Aber Farvd glaubt, er könne den Dämonenlord damit beeinflussen, damit dieser ihn als gleichberechtigt betrachtet. Dieser arme Narr! Wenn er es berührt, wird es ihn umbringen, auch wenn es jetzt in einer tiefen Höhle in einer verschlossenen Truhe aufbewahrt wird. Das Zepter ist nicht nur ein verzierter Stab aus Metall, sondern ein lebendes Wesen, das nur dem dient, der seine Prüfung besteht. Farvd kann sich glücklich schätzen, dass er noch nicht versucht hat, das Zepter zu benutzen, es wäre sein sicherer Tod gewesen. Aber dafür mussten einige seiner Trolle sterben, die mit dem Zepter in Berührung gekommen sind, bevor sie es in einer Truhe verschließen

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