Die Zwölf Türme (German Edition)
Körper auf beklemmende Weise lähmte.
Da vernahm Charles vor sich ein Geräusch: das Schnauben eines Pferdes, das in der hier herrschenden Lautlosigkeit wie ein gellendes Trompetensignal wirkte.
Aus dem trüben Dunst schälten sich die vagen Umrisse einer berittenen Gestalt hervor, die gemächlich herangeritten kam.
Charles nahm das Zepter in die Linke und zog sein Schwert, denn er wusste nicht, ob da Freund oder Feind nahte.
Ein Schrei der Überraschung entfuhr ihm, als er die Gestalt erkannte und mit einem Male war er wieder hellwach.
"Uta !" rief er, "Wie kommt Ihr hierher?"
"Dies ist mein Land und hier herrsche ich", antwortete das Wesen in der Gestalt der Kriegerin, während es langsam vom Pferd stieg, "denn ich bin MOHANTUR - DER DÄMONENLORD."
"Waas??!!" rief er ungläubig und fassungslos.
Die Gestalt der Kriegerin grinste höhnisch.
"Leider gelang es mir nicht, Euch schon im Tyronwald zu töten. Da der Ring von Steinheim Euch vor Magie schützt, musste ich notgedrungen physische Gewalt anwenden, leider ohne Erfolg. Und meine Vasallen haben versagt. Nun aber sind wir in meinem Reich, wo all Eure Talismane nutzlos sind. Jetzt könnte ich Euch mit einem einzigen Gedanken vernichten."
"Warum versucht Ihr es denn nicht?" fragte Charles herausfordernd und hielt ihr das Zepter entgegen, "Oder fürchtet Ihr Euch vor der Macht dieses Zepters?"
"Ich kann Euch auch trotz des Zepters auslöschen", antwortete die Uta-Gestalt, "Aber ich frage mich, warum ich Euch töten soll, wenn Ihr mein Verbündeter sein könntet."
"Ich soll mich mit Euch verbünden?!!" rief er aufgebracht, "Ihr habt meine Freunde umgebracht und diese Welt mit Mord und Brand überzogen! Ich wüsste nicht, warum ich mich mit Euch verbrüdern sollte. Ihr seid ein Alptraum für diese Welt und es wird höchste Zeit, dass dieser böse Traum endet."
"Ihr werdet meinen Sieg nicht mehr verhindern können", meinte die Kriegerin, "denn die von meinen Dämonen geführten Oger-Armeen haben auch am Barionfluss gesiegt und belagern jetzt die Königstadt Marigor, wo das letzte Aufgebot der Mabden, Zwerge, Elfen und Aesir auf verlorenem Posten steht. Bald wird auch Marigor fallen und dann gibt es in den Ostlanden niemanden mehr, der mich aufhalten könnte, auch dann nicht, wenn die Kraft der Türme erneuert würde."
"Die Macht der Türme begrenzt den Wirkungsbereich Eurer Magie auf das Dämonenland", hielt Charles dagegen, "Und ohne Eure Magie können die von Euch herbeigerufenen Dämonen nicht in dieser Sphäre existieren. Ohne die dämonischen Anführer aber sind Eure Oger-Horden völlig hilflos und würden schnell vernichtet. Noch ist also nicht entschieden, ob das Chaos über diese Welt kommt oder nicht."
"Wer behauptet denn, dass das Chaos herrschen wird, wenn ich den Sieg davontrage?" fragte sie, "Hat Myrddin das gesagt? Dann höret gut zu, Skarl Gaeret, denn man hat Euch getäuscht, damit man Euch wie ein Werkzeug gegen mich benutzen konnte. Seit Jahrhunderten wird diese Welt von Zauberern beherrscht, die eifersüchtig darüber wachen, dass niemand ihnen ihre Macht streitig machen kann. Sie verhindern jegliche Weiterentwicklung und lassen weder neue Erfindungen noch neue Wissenschaften zu, weil das ihre Macht und ihren Einfluss begrenzen und schlussendlich auch beenden würde. Lieber halten sie die Völker dieser Welt dumm und rückständig und lassen keine Neuerungen zu, um so die natürliche Weiterentwicklung aufzuhalten, nur damit sie weiter herrschen können. Habt Ihr Euch denn nie gefragt, warum es auf dieser Welt weder Technik noch Wissenschaft gibt, obwohl sie schon ebenso lange existiert wie Eure Heimat? Ich bin gegen eine solche Stagnation und will, dass sich die Nimmerwelt endlich weiterentwickelt, dass Kultur, Technik und Wissenschaft die alte Magie ablösen, die doch nur dazu dient, die Zauberer an der Macht zu halten. Deshalb bekämpfen und verteufeln sie mich und wiegeln die Völker gegen mich auf. So blieb mir keine andere Wahl, als zu ähnlichen Mitteln zu greifen, um die Macht der Zauberergilde endlich zu brechen. Leider muss ich dunkle Magie anwenden, um meine Ziele zu verwirklichen, doch wenn mein Werk vollbracht ist, wird es überhaupt keine Magie mehr auf dieser Welt geben. Es wird höchste Zeit, dass die alte Magie und der Aberglaube endlich von der Wissenschaft ersetzt werden, die den Geist denkender Wesen nicht im Dunkel der Unwissenheit verkümmern lässt. Das sind meine wahren Ziele, Skarl Gaeret, nicht die
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