Die Zwölf Türme (German Edition)
geschlagen worden, weil die Takmins von etwa zweitausend Hellebardieren unterstützt wurden. So habt Ihr es berichtet. Nun müsste ich noch wissen, ob diese thuronischen Soldaten zusammen mit den Büffelreitern weitermarschieren oder ob die Takmin allein vordringen. Könnt Ihr mir das sagen?"
"Unsere Kundschafter berichteten, dass die Takmins ohne die thuronischen Lanzenkrieger vordringen", antwortete Racton, "Die Thuronen sind zurückgeblieben, um den Pass durch die Grenzberge für den Durchmarsch der Hauptarmee von General Tameroth zu sichern."
"Das ist gut", meinte Richard zufrieden, "Dann haben wir es zunächst nur mit einer Horde von barbarischen Nomaden zu tun. Wie ich vom Zepter erfahren habe, sind ihr einziger Vorteil und zugleich ihre Stärke ihre großen Reitbüffel. Damit können sie jeden Gegner im Sturmangriff überrennen, falls es jemand wagt, sich ihnen auf offenem Gelände entgegenzustellen. Ich nehme an, dass es bislang noch niemandem gelungen ist, einem Sturmangriff dieser Büffelreiter standzuhalten."
"So ist es", bestätigte Assunta seine Vermutung, "Mit ihren großen Reitbüffeln stampfen sie alles nieder, sogar berittene Kämpfer."
"Aber an den Mauern von Mhaine werden sie sich die Köpfe einrennen", sprach Racton, "denn mit ihren Büffeln können sie unsere Bastionen weder ersteigen noch einrennen. Und für eine richtige Belagerung fehlt diesen Barbaren das nötige Wissen und das Gerät."
"Trotzdem wären sie sehr wohl in der Lage, die Stadt einzukreisen und dafür zu sorgen, dass niemand mehr herauskommt", wandte Myrddin ein.
"Mhaine kann nicht völlig eingekreist oder gar ausgehungert werden", warf Rhemton Hurdh ein, "denn dies ist eine Hafenstadt. Uns bleibt immer noch der Seeweg offen."
"Wenn wir von diesen Takmins belagert werden", sprach Richard bedächtig, "kann die Hauptarmee der Thuronen in aller Ruhe hier gen Norden vorbeimarschieren. Zugleich wird verhindert, dass sich die anderen Städte mit uns vereinen. Ich glaube, dass die feindlichen Heerführer genau dies bezwecken. Wenn nämlich die feindliche Hauptarmee erst einmal im Ödland steht, bevor sich die Städte zusammengeschlossen haben, ist der Kampf schon so gut wie verloren."
"Und was sollen wir dagegen unternehmen?" fragte Jokan, der Gesandte von Randur, "Ich sagt doch selbst, dass die Takmins auf freiem Felde unbesiegbar sind."
"Nein", widersprach Richard, "das habe ich nicht gesagt. Auch eine übermächtig scheinende Kavallerie kann geschlagen werden. Doch dazu bedarf es mehr als nur einer relativ dünnen Linie von Infanteristen oder Reitern. Hier ist eine andere Kampftaktik nötig."
"An welche Taktik denkt Ihr dabei?" wollte Olfan von Perum wissen.
"Ich denke an mehrfach gestaffelte Linien von Lanzenträgern, deren Spieße eine Länge von etwa drei Männern haben müssen. Wenn eine solche Schlachtaufstellung die Takmins mit gesenkten Lanzen erwartet, wirkt sie wie eine Stahlhecke, in der sich die Angreifer praktisch selbst aufspießen."
"Lanzen von solcher Länge sind doch viel zu unhandlich zum Kämpfen", warf König Olfan ein, "Im Zweikampf sind sie völlig nutzlos."
"Es darf gar keine Einzelkämpfe Mann gegen Mann geben", erklärte Richard, "denn die Krieger einer Phalanx müssen Schulter an Schulter, Schild neben Schild Aufstellung nehmen. Bei dieser Schlachtaufstellung zählt nicht mehr der Mut des Einzelnen, sondern nur die Gesamtheit aller Kämpfer. Die Lanzen müssen deshalb so lang sein, weil eine Phalanx aus mehreren Reihen hintereinander besteht und die Lanzenspitzen der zweiten und dritten Reihe noch über die vorderste Linie hinausragen müssen."
"Wie wollt Ihr in so kurzer Zeit eine solche Truppe aufstellen?" fragte Racton, "In wenigen Tagen sind die Takmins vor unseren Toren. Wir haben nicht mehr genug Zeit."
Richard grinste leicht belustigt.
"Wenn es richtig ist, was ich vom Zepter über die Takmins erfahren habe, dann handelt es sich um Barbaren, die nichts von einer wirksamen Belagerung verstehen. So werden sie wohl zunächst nur wild brüllend vor den Mauern herumreiten, ohne etwas ausrichten zu können. Schließlich werden sie begreifen, dass es sinnlos ist, ohne Kriegsgerät hohe Mauern anzugreifen. Also werden sie einen Belagerungsring ziehen und darauf warten, dass wir herauskommen. Damit aber können sie uns nicht schaden, weil wir uns über den Seeweg versorgen können. Es verschafft uns jedoch die Zeit, eine Phalanx aufzustellen und auf einen Kampf vorzubereiten. Morgen werde ich
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