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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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die Dauer Eures
Aufenthaltes in Córdoba die Gastfreundschaft meines Hauses anbieten? Es
muß Euch gewiß nach Ruhe verlangen, da ihr eine so lange und
abenteuerliche Reise hinter Euch habt.«
    Inzwischen fühlte sich Demitrios recht unwohl in der Gegenwart
des jüdischen Arztes und seines vorwitzigen Sohnes. So viele Fragen,
immer diese rastlose Suche … einfach viel zu schlau für seinen
Geschmack … »Ich danke Euch herzlich, aber mein Aufenthalt
hier ist nur von sehr kurzer Dauer, und ich würde noch gerne dem
Oberhaupt unserer kleinen Gemeinde hier meine Aufwartung machen, ehe
ich wieder aufbreche.«
    »Wie Ihr wünscht«, erwiderte Da'ud höflich. »Aber ehe Ihr
geht, möchte ich Euch noch ein Geschenk machen, zum Ausdruck meiner
Dankbarkeit für all das, was Ihr für König Judah, für mich und für das
ganze jüdische Volk getan habt.«
    Er erhob sich mühevoll, humpelte ins Haus und kam wenig später
mit einem massiven Goldpokal wieder, dessen Fuß reich mit großen,
viereckig geschliffenen Smaragden besetzt war.
    »Ich danke Euch von ganzem Herzen für Eure Großzügigkeit, aber
ich verdiene ein so wunderbares Geschenk nicht«, antwortete Demitrios
mit offensichtlicher Aufrichtigkeit. »Ich habe nur meine Pflicht getan,
habe den letzten Wunsch eines Ehrenmannes erfüllt, der mir das Leben
gerettet hat.«
    Ein Diener wurde herbeigerufen, der Demitrios zu seinem
nächsten Ziel begleiten sollte. Sobald die beiden das Haus verlassen
hatten, setzte sich Da'ud wieder hin und wandte seine ganze
Aufmerksamkeit Ralambo zu.
    »Ihr habt großen Mut bewiesen, daß Ihr so weit gereist seid,
um mich aufzusuchen. Aber sagt mir, könnt Ihr die Aloenart erkennen,
von der dieser Extrakt stammt?«
    Ralambo antwortete nicht.
    »Nun, könnt Ihr es?«
    »Niemand außer den Stammesältesten darf in ihre Nähe. Aber ich
kann Euch so viel Extrakt liefern, wie Ihr wollt«, bot er eifrig an.
    »Das wäre ein Anfang, aber es reicht nicht aus.«
    Hai betrachtete seinen Vater mit unverhohlenem Erstaunen.
Sicher war doch das, was für die orientalischen Ärzte gut genug war,
auch für sie hier in Córdoba ausreichend? Gewiß wäre es besser als gar
nichts, und es würde ihnen die lang ersehnte Gelegenheit geben, die
Eigenschaften dieses Heilmittels endlich zu erforschen. Aber Da'ud
verfolgte sein Ziel unnachgiebig.
    »Ihr habt gehört, was dem persischen Arzt geschehen ist«,
erinnerte er Ralambo streng. »Das Mittel, das man ihm versprochen
hatte – ob es nun dieses oder ein anderes war, spielt keine
Rolle –, erreichte ihn nicht mehr rechtzeitig, um das Leben
seiner Patientin noch zu retten. Praktizierende Ärzte können sich nicht
auf eine Arznei verlassen, deren Quelle so weit entfernt liegt. Zu
viele Gefahren bedrohen die Handelswege. Wir brauchen die Pflanze,
damit wir sie hier ansiedeln und den Extrakt selbst herstellen können.«
    Die kindliche Freude und der erwartungsvolle Eifer, die
Ralambos Gesicht überstrahlt hatten, erloschen plötzlich. »Die kann ich
Euch nicht bringen.«
    »Vielleicht nicht Ihr allein, aber da Ihr wißt, wo sie zu
finden ist, könnten wir Euch vielleicht helfen.«
    Ralambo starrte ausdruckslos vor sich hin, verständnislos,
völlig verwirrt. Er hatte erwartet, daß man ihn loben und für seine
Taten großzügig entlohnen würde, nicht, daß man ihn ausfragte und wie
einen Sklaven bedrängte.
    »Zum Beispiel«, fuhr Da'ud fort und lehnte sich unter Mühen
vor, wollte ihn unbedingt überzeugen, »könnten wir Euch und dem
betreffenden afrikanischen Stammesfürsten so viel Geld, Gold oder
Silber bezahlen, so viele Juwelen oder Schwerter oder Dolche geben, wie
Ihr wollt, oder irgend etwas anderes, wonach Euch der Sinn steht.«
    »Aber nur für den Extrakt«, wiederholte Ralambo störrisch, die
Augen zu Boden gesenkt.
    Da'ud ließ sich nicht beirren. »Wir könnten Euch auch ein
zuverlässiges Schiff geben, das Euch zu Eurer Insel zurück und von dort
durch die Meerengen und hinunter bis zur Spitze Afrikas bringen kann,
damit Ihr die Pflanze holen könnt.«
    Wieder schüttelte Ralambo den Kopf.
    »Aber warum nicht?«
    »Sie würden mich umbringen«, brachte er schließlich hervor.
    »Dann geben wir Euch eine tüchtige Leibgarde mit, die Euch
beschützen soll.«
    »Nein, Herr. Wenn sie mich entdecken, dann werden sie in ihrer
Rache die Rote Insel schrecklich verwüsten.«
    »Ralambo«, fuhr Da'ud geduldig fort, als spräche er mit einem
Kind. »Ihr habt Euren Mut, Eure Findigkeit und Eure

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