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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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al-Andalus, von Sevilla im Westen nach Granada im
Osten, beobachtete, nahm alles in sich auf, hörte zu und lernte.
Überall wandten sich die Köpfe nach ihm um, wurden Augen fragend
erhoben, wenn der große, kräftige Fremde vorbeikam, dessen
Bewegungen – die Bewegungen seiner Großmutter
Djamila – so ausladend und frei waren, dessen wache blaue
Augen in scharfem Kontrast zu seiner dunklen Haut standen. Aber
besonders seine geschliffene Aussprache und seine eleganten Sätze
sicherten ihm die Bewunderung aller, die ihm begegneten, und flößten
allen, die sich seiner Talente bedienten, Vertrauen ein. Hier verdingte
er sich als Unterhändler, handelte Absprachen zwischen muslimischen und
jüdischen Händlern mit der Finesse aus, die er sich während seiner
jugendlichen Streifzüge durch die wimmelnden Gassen und Märkte seiner
Heimatstadt erworben hatte. Dort stellte er seine literarischen Talente
in den Dienst eines Berberprinzen, der des Lesens und Schreibens nicht
mächtig war, oder eines freigelassenen slawischen Sklaven, der sich mit
Waffengewalt aus den Bruchstücken des zerborstenen Kalifenreiches ein
unabhängiges Reich geschmiedet hatte.
    Genau wie er es vorhergesehen hatte, war das herrliche Reich,
das der unfähige Hisham II. geerbt hatte, nach dem viel zu frühen Tod
des 'Abd al-Malik, des fähigen Sohnes und Erben al-Mansurs, zerfallen.
Das Gerücht ging um, der hajib sei
von seinem eigenen jüngeren Bruder vergiftet worden. Dieser eitle,
arrogante und vergnügungssüchtige Bruder mit Namen Sanchol, Sohn einer
christlichen Prinzessin aus Navarra, zeigte ganz unverhohlen seine
Verachtung für die Sitten des Moslems, als wolle er seine murrenden,
von Steuern ausgebluteten Untertanen nun auch noch damit strafen. Sein
letzter wahnsinniger Streich war jedoch, daß er den glücklosen Hisham
zwang, ihn als Erben des Kalifentitels einzusetzen. Entrüstet erhoben
sich die Bürger von Córdoba, stürzten das Kalifat in wildes Chaos. Nie
wieder sollte es sich von diesem Schlag erholen. All seine riesigen
Gebiete fielen an jene, die ein Schwert oder einen Säbel zu führen
verstanden.
    Amram verbannte die Turbulenzen der Zeit
einen Augenblick aus seinen Gedanken und gab sich ganz der Freude hin,
als er jenseits der gedrungenen Mauern Málagas, dessen mit dem Halbmond
verzierte Türme hoch aufragten, am Strand entlangspazierte. Das Meer
war ruhig wie kaum je, die Strahlen der Sonne ließen die
Wasseroberfläche glitzern und schienen seine eigene gute Laune zu
spiegeln. Soeben hatte er einen fabelhaften Handel zwischen einem
nubischen Kaufmann, der eine atemberaubende Auswahl ungeschliffener
Edelsteine anbot, und Joseph ibn Aukal, dem berühmtesten Juwelier von
ganz al-Andalus, vermittelt. Wie viele andere Juden hatte Amram vor den
Unruhen der Zeit Zuflucht in dem stillen Hafen gefunden, der Málaga
geblieben war, ging seinen Geschäften nach und häufte ein Vermögen an.
Geschickt eingefädelt, dachte Amram lächelnd, während die Sonne leicht
über die kleinen Wellen tänzelte, geschickt eingefädelt, wie er die
Sonne selbst den Handel hatte entscheiden lassen. Er hatte die
Edelsteine aus der verschwitzten Pfote des stattlichen Nubiers in seine
eigene feine, schmale Hand – Saris Hand, Hais Hand –
gleiten lassen, war aus dem düsteren Schatten des bedestan ins Tageslicht getreten und hatte seine Hand ein wenig schräg
gehalten, so daß die Sonne die glühenden Rubine und die festlich grünen
Smaragde hatte aufleuchten und erstrahlen lassen. Innerhalb von
Sekunden waren vor Joseph ibn Aukals Augen Bilder von Fassungen aus
Gold und Perlen entstanden, in die er diese Juwelen einfügen würde, um
sie am besten zur Geltung zu bringen. Sein einziger Wunsch war nur
noch, sie als Schmuck einer Frau zu sehen, deren Schönheit allein sie
überstrahlen konnte. Der Nubier war so entzückt gewesen, seine gesamte
Ware an einen einzigen Käufer loszuwerden, der Juwelier so in die
Betrachtung der Vollkommenheit dieser Steine vertieft, daß sie beide
einwilligten, die völlig überzogene Vermittlungsgebühr zu zahlen, die
Amram am Anfang verlangt, aber niemals zu bekommen gehofft hatte.
    Mit dieser ansehnlichen Summe in der Tasche konnte er nun an
den Kauf eines Hauses denken, am Fuß des Djabal Faro vielleicht,
zwischen die Zypressen in der Nähe der Burgmauer geschmiegt.
Gedankenverloren hob er eine ovale Muschel auf, deren zartes Muster
sein Auge fesselte: Von der Mitte aus verliefen abwechselnd Streifen in
braun, beige

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