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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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muß
ich noch tun, um dir dies zu beweisen?«
    »Zeigt mir, was Liebe ist. Liebt mich, ohne mich zu besitzen.«
    Eine Pflanze ohne Blüte, seufzte Da'ud in seinem Herzen. Aber
bei allem, was ihm heilig war, schwor er, diese Pflanze zum Blühen zu
bringen.
    Die Eheschließung wurde im engsten
Familienkreis begangen. Nur die Rabbis und die Richter der jüdischen
Gemeinde, ihre führenden Mitglieder und besten Gelehrten sowie einige
enge Freunde waren zugegen. Nicolas kam, und Abd ar-Rahman schickte
einen Abgesandten mit prächtigen Geschenken: für den jungen Haushalt
ein Dutzend goldener Teller, die herrlich ziseliert waren, für Da'ud
einen seidenen Mantel, dessen Ärmel und Kragen mit Goldbrokat gesäumt
waren, in den man den Namen des Kalifen eingewebt hatte, und für die
Braut einen silbernen Gürtel, der über und über mit Saphiren besetzt
war – um das Blau ihrer meerblauen Augen zu verstärken,
schrieb er in einem Gedicht, das er für sie verfaßt hatte. Das
auserlesene Geschenk lag in einem eigens dafür angefertigten
Elfenbeinkästchen, in das dem Anlaß entsprechend Paare von Vögeln und
Menschen inmitten des üppigen Laubes des Lebensbaumes geschnitzt waren.
    In ihrem unvergleichlichen Stil gelang es den Ibn Yatoms
wieder einmal, durch die gewählte zurückhaltende Form dieser Feier
ihren Ruhm noch zu mehren. Die Ehre, die man den Eingeladenen zuteil
werden ließ, erschien nur um so größer, weil sie zum kleinen Kreis der
Privilegierten gehörten – und um so größer war auch die
Begierde, zu dieser erlauchten Gesellschaft zu gehören … Aus
Respekt vor dem Rang der Familie wurde keine einzige Frage zur Herkunft
der wunderschönen Braut gestellt, kein Wort des Klatsches geäußert,
keine Augenbraue hochgezogen. Im Gegenteil, dank des Beispiels, das
Ya'kub gegeben hatte, als er großmütig eine Situation akzeptierte,
gegen die er machtlos war, wurde Sari mit äußerster Höflichkeit
behandelt, als habe man im Zweifel zu ihren Gunsten entschieden. Trotz
ihrer Beklommenheit war sie tief bewegt von der Würde und Eleganz der
Feier, von der Wärme, mit der man sie umgab, und von der Ehre, die man
Ya'kub und Da'ud, ihrem Mann, erwies. Ihr Mann! Wie seltsam das klang,
wie unwirklich es schien! Und doch hatte er seinen Anspruch erfüllt und
ihr Schicksal gewendet – zumindest äußerlich. Und in ihrem
Innersten? Das stand noch aus …
    Ya'kub hatte dem Paar ein bescheidenes Haus überschrieben, das
unweit seines eigenen Heims stand. Als persönliche Geste der Zuneigung
zu ihrem Schützling hatte Sola das Haus renoviert und eingerichtet. In
ihrer scheuen und bescheidenen Art hatte Sari ihre Dankbarkeit zum
Ausdruck gebracht, aber nichts an ihrem Benehmen ließ vermuten, daß für
sie das Haus, das Symbol ihres neuen und ehrenwerten Standes, den
Höhepunkt aller Lebenswünsche darstellte. Im Gegenteil, sie schien
seltsam peinlich berührt, als verdiene sie es nicht.
    Nachdem die ruhige Feier vorüber war, ging das junge Paar den
kurzen Weg zum eigenen Heim in freundschaftlichem Schweigen. Im
Innenhof blieben sie einen Augenblick stehen und zögerten, bis Da'ud
seine Frau bei der Hand nahm und zu dem Teil des Hauses geleitete, der
für sie reserviert war. Sie ließ sich führen, äußerte weder Widerspruch
noch Zustimmung. Sie zog sich rasch aus, schlüpfte in das wunderschöne
Nachthemd, das ihr Sola mit liebevoller Hand auf das Ehebett gebreitet
hatte, und legte sich neben ihren Gatten. Langsam wandte sich Da'ud zu
ihr und hob mit unendlich zarter Geste das Hemd, um die Schönheit ihres
nackten Körpers zu betrachten. Sie zuckte unter seinem Blick
unwillkürlich zusammen, bebte vor Furcht. Mit der gleichen Zartheit zog
er das seidene Hemd wieder über sie, legte sich zurück und nahm ihre
Hand locker in die seine.
    »Du hast nichts zu befürchten, mein Liebling«, flüsterte er
ihr tröstend zu. »Ich werde nichts tun, was dir Schaden zufügen könnte.
Ich will dir nur zeigen, daß die Liebe die größte Wonne ist, die uns
das Leben zu bieten hat, und ich will sie mit dir zusammen genießen.
Mit dir und niemandem sonst. Du mußt mir glauben, wenn ich dir sage,
daß ich selbst nichts als tierische Begierden befriedigen würde, wenn
ich eine Vereinigung erzwänge, deren Freuden du nicht teilst.«
    »Ich würde dir gerne glauben, aber ich kann es nicht. Mir sind
deine süßen und liebevollen Worte nichts als ein Köder, der mich sanft
zurücklocken soll in … in …«
    »In was?«
    »In eine

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