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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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Vergangenheit, die ich vergessen möchte.«
    »Was immer die Vergangenheit für dich birgt, du mußt es hinter
dir lassen. Stelle dir vor, daß dein wirkliches Leben hier und heute
beginnt. Denke dir, daß alles, was du in deiner Kindheit erlebt hast
oder erleiden mußtest, nur eine Verirrung war. Von jetzt an sollst du
allein das Vergnügen kennen, das sich aus dem natürlichen Lauf der
Dinge ergibt und das aus der Liebe zwischen Mann und Frau entspringt.
Ich liebe und verehre dich, ich will mit dir eins sein, wie Gott und
die Natur es gefügt haben.«
    »Ich verstehe nicht, was Liebe dieser Art sein soll –
viel weniger noch, was Gott ist.«
    »Mit der Zeit wirst du es verstehen. Laß mich dich jetzt
küssen, und danach wollen wir in Frieden schlafen.«
    Zart küßte er sie auf die Stirn, die Augen, die Wangen und
streifte dann sanft ihre Lippen. Sie lag reglos da, mit weit
aufgerissenen Augen, angespannt unter seiner leisen Berührung.
Schließlich schlief er ein, und sie, erschöpft von den Anstrengungen
des Tages, tat es ihm nach.

9
    W ie ein Lauffeuer verbreitete sich die
Nachricht vom Tod des Ramiro von Leon in den Korridoren des alten
Palastes in Córdoba. Sobald der Kalif aus der Medina Azahara in die
Stadt zurückgekehrt war, wurde Da'ud zu ihm gerufen. Unbeweglich ruhte
Abd ar-Rahman auf seiner vergoldeten Ottomane, schien sich Da'uds
Anwesenheit gar nicht bewußt zu sein, so tief war er in Gedanken
versunken, Gedanken über das Hinscheiden seines größten christlichen
Widersachers, des Mannes, der ihn in der Schlacht von Simancas so sehr
gedemütigt hatte – an dem er sich nun aber seinerseits nicht
mehr rächen konnte. Als der Kalif die Augen hob und sich an seinen
jüdischen Vertrauten wandte, war seine Sprache jedoch so entschlossen
wie immer, legte er seine weiteren Pläne kristallklar dar. Die
Beleidigung mußte gerächt werden, wenn nicht am Täter, dann an dessen
Sohn, noch ehe Ordoño III. sich auf dem Thron seines Vaters einrichten
konnte. Er selbst würde seine Truppen in die Schlacht führen.
    »Ich brauche bis zur Morgendämmerung eine große Flasche des
Großen Theriak«, bestimmte er. »Ihr werdet ihn mir persönlich bringen,
allein. Mustapha wird Euch in Eurem Gemach bei der Bibliothek abholen
und zu mir geleiten. Ich erinnere Euch noch einmal daran, daß
Geheimhaltung das höchste Gebot ist.«
    Da'ud verbeugte sich zur Zustimmung tief und schickte sich zum
Gehen an, doch der Kalif erhob sich, richtete sich zu seiner ganzen
Herrschergröße auf und gebot ihm mit einer Bewegung seiner
juwelengeschmückten Hand Einhalt. »Vor dieser Tür warten meine
militärischen Oberbefehlshaber und Wesire auf den Marschbefehl nach
Leon. Ihr werdet also den Palast durch einen anderen Ausgang
verlassen.« Ein leichtes Aufstampfen des Fußes, und schon erschien
Mustapha in einer kleinen, niedrigen Tür, die kunstvoll in den
Wandpaneelen verborgen war. »Führe Abu Suleiman nach draußen.«
    Da'ud achtete sorgfältig auf das Labyrinth aus Durchgängen und
Korridoren, durch das ihn der Eunuch geleitete, aber als er schließlich
unter den unzähligen Säulen der Großen Moschee auftauchte, die sich
Reihe um Reihe ringsum ihn her bis in die Unendlichkeit fortzusetzen
schienen, bemerkte er, wie völlig – und
wirkungsvoll – man ihn in die Irre geführt hatte. Mustapha
verschwand und überließ es ihm, selbst den Weg aus dem schattigen
Gebetshaus heraus zu finden. Er ging eilends nach Hause, wich voll
beladenen Lasteseln aus, schritt über die Bettler hinweg, stieß um ein
Haar mit den fliegenden Händlern zusammen, die auf der schmalen Gasse
zum jüdischen Viertel ihrem Gewerbe nachgingen.
    Als er in sein Arbeitszimmer trat, fand er dort Sari, die
seine Pflanzen goß, ehe die Hitze des Tages so stark wurde, daß sie
austrockneten. Er packte sie sanft von hinten bei der Schulter und
küßte sie zart auf den Nacken, auf die Wange, Liebesbezeugungen, die
sie hinzunehmen gelernt hatte. Sie schrak nicht mehr zusammen bei der
leisesten Berührung, wie in den ersten Tagen ihrer Ehe. Sie hatte sich
inzwischen an seine Anwesenheit in ihrer Nähe gewöhnt, reagierte
manchmal sogar auf seine liebevolle Umarmung. Aber immer noch weigerte
sie sich, ihm ihren Körper zu schenken. Mit einer Mischung aus Abscheu
und Verachtung hatte sie viele Male mit angesehen, wie er neben ihr
seinen süßlich riechenden Samen verströmte, war anscheinend völlig
ungerührt von der Pein, die sie ihm bereitete. Er seinerseits hatte

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